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Internationaler Afrikatag 2020 – Straßenaktion in Zeiten von Corona

Mit provokanten und öffentlichkeitswirksamen Aktionen macht GEMEINSAM FÜR AFRIKA seit Jahren auf die humanitären Herausforderungen und Missstände auf dem afrikanischen Kontinent aufmerksam. Wir bringen diese Themen ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit und rufen zur Unterstützung der Menschen vor Ort auf. Die Corona-Pandemie verstärkt bestehende Probleme, deshalb rückt GEMEINSAM FÜR AFRIKA diese Themen am diesjährigen Internationalen Afrikatag noch einmal in den Fokus.

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Afrikatag 2020 - Strassenaktion in Zeiten von Corona

Internationaler Afrikatag 2020 – Straßenaktion in Zeiten von Corona

Zum ersten Mal seit Jahren ist GEMEINSAM FÜR AFRIKA aufgrund der Corona-Pandemie am diesjährigen Internationalen Afrikatag nicht auf der Straße präsent. Mit provokanten und öffentlichkeitswirksamen Aktionen machen wir normalerweise um diesen Tag herum auf die humanitären Herausforderungen und drängenden Probleme unserer Zeit aufmerksam. Wir machen mobil, um die Menschen in Deutschland aufzurütteln und um Politik und Öffentlichkeit zur Unterstützung der Menschen auf dem afrikanischen Kontinent aufzurufen. Diesen Anspruch verfolgen wir auch und vor allem jetzt während der Corona-Pandemie. Denn die Missstände, auf die wir mit unseren bundesweiten Straßenaktionen jedes Jahr aufmerksam machen, sind präsenter und relevanter denn je.

Flucht, Hunger, bewaffnete Konflikte, Ausbeutung und Armut gewinnen als Folge der Corona-Pandemie sogar noch an Schärfe. Die strengen Ausgangsbestimmungen und Sicherheitsvorkehrungen der afrikanischen Regierungen, eigentlich zum Schutz der Bevölkerung, treffen die ohnehin benachteiligten und geschwächten Bevölkerungsgruppen besonders stark. Sie werden nach nur wenigen Tagen Ausgangssperre Ihrer Existenzgrundlage beraubt und können ihre Familien nicht mehr ernähren. Das führt zu Armut und Hunger. Vielen Menschen bleibt da nur die Flucht.

Legale Migration ist derzeit allerdings keine Option. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, schlossen weltweit Regierungen die Grenzen. Menschenhändler und -schmuggler sehen auch jetzt ihre Chance und bringen Notleidende über gefährliche Routen an ihr Ziel. Das bezahlen viele Flüchtende mit ihrem Leben.

Menschen ohne Perspektiven sind zudem viel anfälliger für ausbeuterische und menschenunwürdige Beschäftigungsverhältnisse. Moderne Sklaverei in Form von Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Kinderehen nimmt in Folge der Corona-Krise wieder zu.

Auf diese Missstände hat GEMEINSAM FÜR AFRIKA bereits vor der Corona-Krise mit öffentlichkeitsstarken Straßenaktionen aufmerksam gemacht – schauen Sie sich dazu unser neues Video an:

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GEMEINSAM FÜR AFRIKA setzt sich für die notleidenden Menschen ein

Gerade jetzt in der Corona-Krise ist es besonders wichtig, dass wir nicht wegschauen und uns unserer Verantwortung bewusst sind. Die Hilfsorganisationen unseres Bündnisses setzen sich in hunderten Projekten in Afrika für Menschen in Not ein:

  • Die Mitgliedsorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA arbeiten in ihren Projekten daran, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern, um so Armut zu bezwingen sowie Bildungschancen, Perspektiven und Arbeitsplätze zu schaffen.  
  • Dadurch bekämpfen sie Fluchtursachen und vermeiden, dass Menschen in Situationen extremer Not geraten, die sie zu einfachen Opfern moderner Sklaverei machen.
  • Unsere Mitgliedsorganisationen leisten Nothilfe gegen den Hunger. Aber sie fördern die Ernährungssicherheit auch nachhaltig und langfristig durch Bildungsprojekte und die Stärkung von Frauen als Wirtschaftsakteurinnen.

GEMEINSAM FÜR AFRIKA schafft Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien zu Themen wie Hungersnot, Flucht und Existenz moderner Sklaverei. Wir wenden uns mit Petitionen und Forderungen an die deutsche Politik, um beispielsweise ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik zu bewirken oder Rüstungsexporte in afrikanische Krisengebiete zu stoppen.

In Deutschland leisten wir umfassenden Aufklärungs- und Bildungsarbeit für Schülerinnen und Schüler zu Themen wie Krieg, Frieden, Flucht und Kindersoldaten sowie Rohstoffe und Fairer Handel.

Wir rufen jede Einzelne und jeden Einzelnen dazu auf, einen Beitrag zu leisten, um die Situation notleidender oder ausgebeuteter Menschen zu verbessern. Denn mit verantwortungsvollem Konsum, überlegtem Handeln, dem eigenen Engagement für und dem Unterstützen von Hilfsorganisationen über eine Spende kann jede und jeder Einzelne viel bewegen.

Moderne Sklaverei – durch Corona präsenter denn je

Moderne Sklaverei existiert immer noch und weltweit! Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, veranstaltete GEMEINSAM FÜR AFRIKA deshalb am 25. Mai 2018 bundesweit einen symbolischen Sklavenmarkt. Die Corona-Pandemie verstärkt soziale Ungleichheiten zusätzlich und somit die Gefahr, daß benachteiligte und geschwächte Menschen vermehrt ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Formen moderner Sklaverei ausgesetzt sind.

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_©GEMEINSAM FÜR AFRIKA /Steffen Junghans

Moderne Sklaverei – durch Corona präsenter denn je

Straßenaktion 2019: Moderne Sklaverei

Sklaverei ist kein Phänomen vergangener Zeiten, sie existiert immer noch weltweit. Die moderne Sklaverei hat verschiedene Gesichter wie etwa Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Kinderehen, Kindersoldaten oder sexuelle Ausbeutung. Weltweit gibt es schätzungsweise über 40 Millionen Menschen, die unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten, 21 Millionen davon sind Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter. Darauf machte GEMEINSAM FÜR AFRIKA am 25. Mai 2018 mit einer bundesweiten Straßenaktion aufmerksam. Denn auch in Deutschland stecken hinter vielen verschiedenen Alltagsprodukten Formen der Sklaverei. Das können Handys, Textilien, Schokolade oder Obst und Gemüse sein. Damit wir diese Produkte hier zu Tiefstpreisen kaufen können, muss anderswo jemand dafür für einen extrem geringen Lohn und unter ausbeuterischen Bedingungen schuften. Um diese Problematik ins Bewusstsein zu rücken und zu zeigen, dass auch Konsumenten eine Verantwortung tragen, veranstalteten wir einen Sklavenmarkt in sieben deutschen Städten und stellten reale Einzelschicksale vor.

Menschen, die sich in dieser Lage befinden, werden auch von der aktuellen Corona-Krise besonders schlimm getroffen. „Covid-19 has the potential to negatively affect everyone, but it does not affect everyone equally. Poor people are more sharply affected by Covid-19 than people who are rich“, so der britische Menschenrechtsverein Anti-Slavery International.

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Menschen, die unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten, fehlt ausreichender Schutz

Corona hat das Potenzial, Menschen, die ausbeuterische Arbeit verrichten, mehr zu tangieren als andere. Sie haben durch ihre Anstellung keinerlei soziale Sicherungen und keine angemessene Gesundheitsversorgung. In der aktuellen Situation besteht die Möglichkeit, dass sich dieser Zustand sogar noch verschärft und der Zugang zu medizinischer Behandlung weiter erschwert wird, da die Systeme oft vollkommen überlastet sind. Wenn die Arbeitenden krank sind, erscheinen sie wahrscheinlich dennoch auf der Arbeit. Denn die fehlenden Arbeitsstunden und das Defizit im Einkommen würden zu einem zu hohen Verlust führen. Folglich findet im Fall einer Erkrankung mit dem Virus keine Isolation statt und Menschen im Umfeld stecken sich schneller an. Eine fehlende Aufklärung oder Angst vor Abschiebung könnten außerdem zu einem Verzicht auf einen Test führen, so Serena Grant, Geschäftsführerin der Walk Free Initiative, welche jährlich den Global Slavery Index herausgibt. Das Risiko einer schnellen Verbreitung ist also sehr viel höher.

Auch in den Anforderungen an ihre Anstellungen kann sich die Situation für Betroffene noch verschlimmern. Während die Nachfrage nach kommerziellem Sex aufgrund der sozialen Distanzen derzeit schwindet, nimmt die Ausbeutung von Kindern im Internet zu. Auch Bedienstete in der Hausarbeit werden momentan stärker als sonst beansprucht und sind einem größeren Risiko der Gewalt ausgesetzt.

Die aktuelle Corona-Krise verstärkt Ungleichheiten

Viele Menschen an der Armutsgrenze laufen nun zusätzlich Gefahr, in ausbeuterische Verhältnisse zu gelangen, auch wenn sie sich vorher dort nicht befunden haben. Weltweit entstehen Wirtschaftskrisen und Arbeitslosenraten steigen bereits jetzt stark an. Infolgedessen sind Betroffene anfälliger für Versklavung und Ausbeutung. Sie haben keine andere Wahl, weil sie ihre Verdienstmöglichkeit verloren haben, und akzeptieren daher schneller sklavenähnliche Arbeitsbedingungen. Sie befinden sich in einer äußerst verwundbaren Lage. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihrer Arbeit aufgrund der Ausgangsbeschränkungen derzeit nicht nachgehen können, sind dieser Gefahr ausgesetzt.

Heimische Unternehmen könnten zudem nach der Lockerung der Wirtschaftsbeschränkungen ihre Produktion wieder so schnell wie möglich ankurbeln wollen. Aufträge werden darum schneller an unethische Produzenten gegeben und die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften stiege in dem Fall schnell an.

Der GFEMS (Global Fund to End Modern Slavery) geht außerdem von einem Anstieg der Zwangsehen aus. Kinderehen werden tendenziell eher in Notsituationen geschlossen, um die Zukunft des Kindes abzusichern. Katalysatoren für frühe Eheschließungen dieser Art können beispielsweise Einkommensverluste oder eingeschränkter Zugang zu Bildung sein. Kinderehen werden in solchen Situationen oft als Ausweg oder Lösung des Problems gesehen. Kinder, die in der Schule aussetzen, sind außerdem besonders gefährdet, in diese auch zukünftig nicht zurückzukehren. Die fehlende Bildung macht sie wiederum besonders gefährdet für ausbeuterische Arbeit.

Gefahr des Rückgangs des Einsatzes gegen moderne Sklaverei

Organisationen wie die Delta 8.7 Plattform sorgen sich derzeit, dass Regierungen aufgrund der Auslastung durch die aktuelle Corona-Krise ihr Engagement gegen Versklavung zurückschrauben. NGOs befürchten zudem, in diesen Zeiten nicht mehr ausreichend finanzielle Unterstützung zu bekommen. Einbrechende Spendenbereitschaft kann zu erheblichen Einschränkungen der Arbeit führen. Doch im Kampf gegen Ausbeutung und Armut muss die Unterstützung zur Beendigung der Sklaverei weiterhin fortgeführt werden.

Engagement unserer Mitgliedsorganisationen für Bildung und Selbstbestimmung

Der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben ist Bildung. Doch nicht jeder hat gleichen Zugang dazu. Ohne Bildung ist die Chance größer, in ausbeuterische Verhältnisse zu gelangen. Deswegen ist die Arbeit unserer Mitgliedsorganisationen jetzt und nach der Krise besonders wichtig, um gerade Kindern aber auch Erwachsenen langfristig eine Perspektive zu bieten.

Unsere Mitgliedsorganisation Menschen für Menschen setzt sich beispielsweise für handwerkliche Ausbildungskurse und Entwicklungsprogramme für Bauernfamilien ein. Denn so können sie in Zukunft ihre Existenzen sichern und geraten nicht in die Abhängigkeit anderer.

Auch CARE setzt sich in vielen Projekten für Gleichberechtigung ein und stärkt vor allem Frauen und Mädchen. Im Kampf der Hilfsorganisation gegen Kinderehen steigert sie die Chancen der Mädchen auf Bildung und auf eine gesunde Entwicklung!

Weitere Informationen:

Anti-Slavery ( April 2020): Leaving Noone Behind. Guidance for policymakers, donors and business leaders to ensure that responses to Covid-19 reach victims of modern slavery and people vulnerable to slavery

Angharad Smith und James Cockayne, Delta 8.7 (27.03.20): The Impact of COVID-19 on Modern Slavery

Girls not Brides (April 2020): COVID-19 and Child, Early and Forced Marriage: An Agenda for Action

Walk Free Minderoo Foundation (April 2020): Report: Protecting people in a pandemic: urgent collaboration needed to protect vulnerable workers and prevent exploitation

Women and Foreign Policy Program, cfr.org (28.04.20): COVID-19 and Modern Slavery: Challenges, Opportunities, and the Future of the Fight

Menschen für Menschen (2020): Schwerpunkte unserer Arbeit. Integrierte ländliche Entwicklung

Care (2020): Gemeinsam Frauen und Mädchen stärken


Drohende Hungersnot durch Corona-Pandemie

Mit einer bundesweiten Straßenaktion machte GEMEINSAM FÜR AFRIKA am 2. Juni 2017 auf die damalige verheerende Hungersnot in Afrika aufmerksam und rief gemeinsam mit dem Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier zu Spenden für die hungernden Menschen auf. Die Zahlen von damals waren alarmierend, doch durch die weltweite Corona-Krise drohen nun Folgen ungeahnten Ausmaßes. Fehlende Einkommensmöglichkeiten, wirtschaftliche Rezession, ein Einbruch der Landwirtschaft sowie steigende Nahrungsmittelpreise bringen die Bevölkerung an ihre Grenzen.

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_©Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Drohende Hungersnot durch Corona-Pandemie

Straßenaktion 2017: Gemeinsam gegen die Hungersnot

Menschen überall auf der Welt leiden an Hunger. Ganz besonders Teile der Bevölkerung Afrikas sind betroffen. Über 20 Millionen Menschen sind dort akut vom Hungerstod bedroht. Gründe dafür sind vielfältig: anhaltende kriegerische Konflikte, durch den Klimawandel ausgelöste Dürren sowie Wirtschaftskrisen waren laut UN Report die Hauptauslöser für die große Hungersnot in 2017.

GEMEINSAM FÜR AFRIKA rief darum am 2. Juni 2017 in sieben deutschen Großstädten zu einem Aktionstag auf. Gemeinsam mit unserem Schirmherrn, dem Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier machten wir auf die dramatischen Zustände in unserem Nachbarkontinent aufmerksam. Anhand riesiger Afrika-Europa-Karten verdeutlichten wir, wie dramatisch die Lage in den am schlimmsten betroffenen Ländern war um zu unbürokratischer und schneller Hilfe für die Betroffenen aufzurufen.

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Doch das Problem hat sich seither nicht gelöst. Im Gegenteil: Infolge der Entwicklungen der Corona-Pandemie müssen wir mit schlimmeren Zahlen als je zuvor rechnen.

Aktuelle Zahlen der vom Hunger Betroffenen steigen an

Im Juli 2019 veröffentlichten die Vereinten Nationen ihren letzten Welthungerreport. Dieser präsentiert weiterhin erschreckende Zahlen. Weltweit leiden mehr als 820 Millionen Menschen unter Hunger. In Afrika liegt die Zahl bei 156,1 Millionen, dort sind die Anteile der hungernden Bevölkerung nach wie vor am größten. Am schlimmsten ist Ostafrika betroffen: Fast ein Drittel der Bevölkerung ist hier unterernährt. In vielen afrikanischen Ländern nimmt die Zahl der hungernden Menschen zu und auch weltweit wurde in den letzten Jahren wieder ein Anstieg verzeichnet.

Im Rahmen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) sollen Hunger und Armut bis zum Jahr 2030 verschwinden. Doch viele afrikanische Länder sind stark von Kriegen und Konflikten betroffen und haben mit Extremen der Natur zu kämpfen – auch infolge des Klimawandels. Hinzu kommt aktuell die Corona-Pandemie, welche neue, ungeahnte Gefahren hervorbringt und die Situation verschlimmert.

Tagelöhner verlieren aufgrund der Corona-Krise ihre kompletten Einkommensquellen

Weltweit haben die Regierungen zur Eindämmung des Coronavirus Ausgangssperren beschlossen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sitzen nun im Homeoffice und müssen sich an ganz neue Arbeitsumstände gewöhnen. Doch viele Menschen, besonders in afrikanischen Ländern, haben einhergehend mit den Lockdown-Bestimmungen überhaupt keine Möglichkeiten mehr, Geld zu verdienen. Tagelöhnern, die sich nun an eine Ausgangssperre halten müssen, fehlt das gesamte Einkommen. Während sie Zuhause festsitzen, verschwinden ihre letzten Ersparnisse und sie können ihre Familien nicht mehr ernähren. Das ist besonders dramatisch auf einem Kontinent, auf dem über 80 % der Bevölkerung im informellen Sektor arbeitet.

Viele Teile der Bevölkerung sind zudem abhängig von Überweisungen Familienangehöriger aus dem Ausland. Auch diese haben nun nicht mehr die Möglichkeit, Geld zu verdienen und Angehörige finanziell zu unterstützen.

Durch Stillstand der Transportketten steigen Lebensmittelpreise

Doch auch wer noch Reserven hat, kann sich nicht zwangsläufig auf lange Sicht genügend Nahrung leisten. Globale Transportketten kommen aufgrund der Pandemie zum Stillstand, Lieferketten werden unterbrochen. Das erschwert nicht nur, Produkte überhaupt erst an ihr Ziel zu bringen, sondern treibt auch die Preise in die Höhe. Durch die Schließungen der Flughäfen und Beschränkungen des Im- und Exports werden Nahrungsmittel immer teurer, auch in Afrika. Städte müssen nun über umständlichere Routen als sonst versorgt werden. Auch Straßenverkäuferinnen und -verkäufer müssen bei anhaltenden Ausgangssperren ihre Arbeit einstellen was dazu führt, dass Menschen nun in teureren Supermärkten einkaufen müssen. Dabei sind die Lebensmittelpreise besonders in Ostafrika schon aus einem anderen Grund gestiegen.

Erschwerte Bedingungen im Kampf gegen die Heuschreckenplage

Bereits seit Ende 2019 ist das östliche Afrika mit riesigen Heuschreckenschwärmen geplagt. Diese machen komplette Ernten zunichte und hinterlassen leere Felder. Bäuerinnen und Bauern verlieren so ihre komplette Lebensgrundlage. Die Hungersnot drohte also bereits aus anderen Gründen – Jetzt verschärft sich die Situation durch die Corona-Krise sogar noch.

Für die Bekämpfung der Schwärme solcher Größenordnungen werden Schutzkleidung, Sprühflugzeuge und Sprühgeräte benötigt, doch diese müssen oft erst noch beschafft werden. Pestizide kommen großteils aus Marokko, Japan oder den Niederlanden. Durch den Wegfall vieler Flüge sind diese allerdings eine teure Fracht geworden. Die Einschränkungen der Bekämpfungsmöglichkeiten durch die Pandemie machen die Heuschreckenplage zu einer noch größeren Bedrohung, als sie ohnehin schon ist.

CARE gibt alarmierende Warnung vor Hungersnot heraus

Auch unsere Mitgliedsorganisation CARE gab am 21.04.2020 gemeinsam mit sieben weiteren Hilfsorganisationen eine alarmierende Warnung aus: 50 Millionen Menschen in Westafrika könnten als Folge der Corona-Pandemie bald von Ernährungsunsicherheit und Unterernährung betroffen sein. Dort sei die Ernährungssituation ohnehin schon besonders instabil und die Vorräte aus der vorigen Ernte nähern sich dem Ende. Ganz besonders die Landwirtschaft, die für 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung die größte Einkommens- und Lebensgrundlage darstellt, ist von der Pandemie stark betroffen. Viehfutter, Saat und Düngemittel sind in Folge der Krise teurer geworden und schwerer zu beschaffen.

CARE und weitere Organisationen fordern daher Solidarität und Hilfe internationaler und regionaler Regierungen. Preise sollen stabil gehalten werden und die Familienbetriebe brauchen Unterstützung, vor allem durch Lebensmittel. Zudem müssen Maßnahmen zur sozialen Sicherung getroffen werden,  um in diesen schweren Zeiten Leben zu retten.

Weitere Informationen:

WHO (15.07.19): World hunger is still not going down after three years and obesity is still growing – UN report

Christoph Hein, faz.net (22.04.20): UN warnt: Auf Corona folgt der Hunger

Dr. Bernhard Walter, Brot für die Welt (02.04.20): Steigt wegen Corona die Zahl der Hungernden?

Andrea Böhm, Zeit.de (03.05.20): Hungersnot: Die andere Pandemie

bbc.com (25.04.20): How do you fight a locust invasion amid coronavirus?

Stefan Brand, care.de (21.04.20): 50 Millionen Menschen in Westafrika durch COVID-19 vom Hunger bedroht


Flucht und Menschenrechte in der Corona-Krise

Die Flüchtlingskrise 2015 stellte die Menschen vor ungeahnte Herausforderungen. GEMEINSAM FÜR AFRIKA machte bereits damals mit einer bundesweiten Straßenaktion auf das Thema Flucht und Menschenrechte aufmerksam. In Zeiten der Corona-Pandemie wird dieses Thema wieder relevanter denn je werden, denn aus den Folgen der Krise entstehen Hunger und Armut: Auslöser für riesige Flüchtlingsbewegungen.

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_©Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA/Pablo Ruiz Holst

Flucht und Menschenrechte in der Corona-Krise

Flucht und Menschenrechte – Straßenaktion 2015

Jedes Jahr verlassen Menschen ihre Heimat und begeben sich dabei in lebensgefährliche Situationen. Gründe dafür können z. B. Krieg, Verfolgung, Armut, Hunger oder eine mangelnde Gesundheitsversorgung sein. Nicht jeder überlebt diese lange, gefährliche Reise. Besonders auf dem Weg über das Meer ertrinken jährlich Tausende Menschen. Gemeinsam für Afrika machte bereits am 21. Mai 2015 mit einer bundesweiten Straßenaktion auf das Thema Flucht und Menschenrechte aufmerksam. Es war das Jahr, in dem sich die Flüchtlingskrise der EU zuspitzte. Über eine Millionen Menschen flüchteten damals über das Mittelmeer, über 16.000 sind seit 2015 auf diesem Wege ertrunken. In sieben deutschen Städten legten unsere Aktivistinnen und Aktivisten darum insgesamt 237 Leichensäcke nieder und protestierten damit für ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik. Unbürokratische, schnelle Hilfe ist nach wie vor gefordert, um den Betroffenen zu helfen. Das gilt in Zeiten der Corona-Krise mehr denn je.

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Corona-Krise: Illegale Migrationsrouten werden wieder mehr genutzt

Die Corona-Pandemie bringt neue Herausforderungen mit sich. Auch wenn die Grenzen derzeit geschlossen sind, sind die Gründe, die Menschen antreiben, zu flüchten, nach wie vor vorhanden. Wer sich gezwungen sieht, seine Heimat zu verlassen, sucht auch in diesen Zeiten einen Weg. Legale Migration ist derzeit allerdings keine Option. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, schlossen weltweit Regierungen die Grenzen. Was als Option bleibt, sind illegale Routen. Menschenhändler und – schmuggler sehen auch jetzt ihre Chance und bringen Notleidende über gefährliche Routen an ihr Ziel. Das bezahlen viele Flüchtende mit ihrem Leben.

Große Fluchtbewegungen als Folge der Pandemie

Doch warum wollen viele genau jetzt ihre Heimat verlassen? Die Corona-Krise ist für viele Menschen nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern vor allem auch eine Wirtschaftskrise. Weltweit verlieren Menschen ihre Anstellungen. Vor allem in den Ländern Afrikas, wo es viele Tagelöhner gibt. Diese können durch die strengen Ausgangsverbote ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen und werden ihrer Existenzgrundlage beraubt. Betroffene haben oft keine Sozialversicherungen und können sich teilweise nicht einmal mehr Nahrungsmittel leisten. Das stürzt sie in Armut und führt unweigerlich zu Elend und Hunger, Auslöser für große Fluchtbewegungen. Entwicklungsminister Gerd Müller äußerte diese Bedenken bereits in einem Interview mit „Cicero“. Diese Leiden seien außerdem ein guter Nährboden für Unruhen und Terrorismus, welche ebenfalls Menschen aus ihrer Heimat vertreiben. Anschläge gab es erst im März diesen Jahres im Tschad und in Nigeria.

Geflüchtete suchen den Weg zurück in ihre Heimat

Die Flucht findet jedoch auch auf umgekehrtem Wege statt. Geflüchtete, die bereits den gefährlichen Weg über das Meer auf sich genommen haben, suchen nun den Weg zurück in ihre Heimat. Schlepper verlangen für den Weg von Spanien nach Afrika derzeit hohe Summen und Menschen begeben sich erneut in große Gefahren. Diesen Weg scheinen bislang mehrere Boote in Richtung Marokko und Algerien auf sich genommen zu haben. Doch wer zurückkommt, darf nicht automatisch auch wieder einreisen und sitzt nun erst einmal fest.

Die Gründe für die umgekehrte Flucht sind unter anderem die eingebrochenen Aussichten auf Arbeit. Tagelöhner haben aufgrund der strikten Beschränkungen keine Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Im Falle einer Corona-Infektion hätten sie zudem keinen Anspruch auf eine Behandlung.

Das Virus verschlimmert die Lage in afrikanischen Flüchtlingscamps

In Flüchtlingscamps herrschen oft ungenügende hygienischen Bedingungen. Die Geflüchteten leben auf engstem Raum zusammen – Social Distancing ist hier so gut wie unmöglich. Sie haben zudem oft nicht genügend fließendes Wasser, um den Hygienebestimmungen gerecht zu werden, die nötig wären, um sich ausreichend vor Ansteckung zu schützen. Im Falle einer Ansteckung ist die medizinische Versorgung oft unzureichend. Überfüllte Camps und Auffanglager sind jedoch auch ohne das Virus ein großes Risiko und bieten beste Voraussetzungen für die Verbreitung von Krankheiten. In der Flüchtlingssiedlung Bidi Bidi in Uganda leben beispielsweise über 220.000 Menschen dicht an dicht. Es ist eines der größten Flüchtlingslager weltweit.

Auch auf griechischen Inseln sind Flüchtlinge aus afrikanischen Staaten wie etwa Marokko, Tunesien und Algerien in komplett überfüllten Flüchtlingscamps untergebracht. Die Hygienebedingungen sind hier ebenso katastrophal, die angespannte Lage sorgt zudem für Unruhen. Erste Lager wurden bereits wegen positiven Coronatests abgeriegelt.

Doch die Ansteckungsgefahr stellt für viele Menschen nur eine der Sorgen dar. Durch die Krise gibt es viele Versorgungsengpässe und Menschen in Unterbringungen müssen mit der Angst leben, bald zu hungern. Entwicklungshelferinnen und -helfer sind derzeit mit dieser besonders großen Herausforderung konfrontiert.

Die UNO Flüchtlingshilfe und der UNHCR zeigen unermüdlichen Einsatz

Unsere Mitgliedsorganisation UNO Flüchtlingshilfe und das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNHCR sind daher weiterhin in unermüdlichem Einsatz. Sie stärken vor allem Gesundheitszentren und stellen hygienische Hilfsgüter zur Verfügung, damit Geflüchtete sich ausreichend schützen können. Dazu gehören auch der Ausbau der sanitären Anlagen und die Sicherstellung des Zugangs zu fließendem Wasser. Prävention ist das A und O. Der UNHCR bildet außerdem Personal aus und schult es in der Infektionskontrolle. Informationskampagnen stellen sicher, dass Menschen für den Umgang mit der Situation sensibilisiert werden und wichtige Hygienemaßnahmen kennen.

Spenden können helfen, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen sowie die nötigste Versorgung sicherzustellen.

Flüchtlinge brauchen jetzt besondere Hilfe und Schutz. Solidarität zu zeigen, ist in dieser weltweiten Krise wichtiger denn je. Corona macht keinen Halt vor Grenzen oder Religion. Um das Virus einzudämmen, darf keiner außer Acht gelassen werden – insbesondere nicht die Schwächeren und Benachteiligten.

Weitere Informationen:

dpa, Sueddeutsche.de (07.05.20): Durch Corona-Schließungen steigt der Migrationsdruck

ntv.de (24.04.20): Illegale fliehen aus Spanien nach Afrika

Cicero (04.05.20): Flucht und Corona: Interview mit Gerd Müller

Hans-Christian Rössler, faz.net (02.05.20): Menschenschmuggler bringen Migranten zurück nach Hause

Antonio Cascais, dw.com (09.04.20): Corona als Zeitbombe in Afrikas Flüchtlingscamps

tagesschau.de(05.04.20): Corona in Griechenland: Zweites Flüchtlingslager abgeriegelt

UNO Flüchtlingshilfe (02.04.20): Q&A: Wie hilft der UNHCR in Zeiten von COVID19?