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Addis Powerhouse – Das äthiopische Feminismus-Magazin

Addis Powerhouse ist ein digitales feministisches Magazin von Frauen aus Äthiopien. Sie wollen das Image von Feminismus in ihrem Land verbessern. In ihrem monatlich erscheinenden Magazin schreiben sie über feministische Themen und veröffentlichen Interviews mit interessanten Feministinnen.

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Addis Powerhouse – Das äthiopische Feminismus-Magazin

Schon der Name des Magazins macht klar, dass es neuen Aufschwung in die feministische Debatte Äthiopiens bringen möchte. “Addis” sei die Kurzform der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und bedeute außerdem “neu”, erklärt Hellina Hailu. Sie ist eine der Gründerinnen des Magazins “Addis Powerhouse”. Die Herausgeberin Hannah Lemma ergänzt, dass das “Powerhouse” ein Ort sein soll, an dem Frauen Kraft schöpfen und ihre Energie aufladen können.Das feministische Online-Magazin wurde 2020 von den zwei Frauen gegründet und erscheint nun monatlich.  

Frauenrechte in Äthiopien 

Obwohl in den letzten Jahrzehnten viel für die Gleichstellung von Männern und Frauen in Äthiopien getan wurde, zahlen sich diese Anstrengungen vor allem in den ländlichen Gebieten kaum aus. Frauen sind zwar bspw. in der Politik recht gut repräsentiert und das Kabinett besteht zu 50 % aus Frauen, jedoch ist die Gleichberechtigung noch weit entfernt.  

In den ländlichen Gebieten des Landes herrschen weiterhin streng patriarchale Strukturen vor. Viele Frauen erleben Genitalverstümmelung, sexualisierte oder häusliche Gewalt. 

Thematische Schwerpunkte des Magazins 

Im Addis Powerhouse werden Themen wie Abtreibung, Prostitution, Sexismus, Frauen in der Politik und Frauen mit Behinderungen behandelt. Die Autorinnen äußern sich auch zu den Menschenrechtsverletzungen in der Tigray Region in Äthiopien. Dort werden tausende Frauen von Soldaten der Zentralregierung vergewaltigt und misshandelt.  

Projekte des Addis Powerhouse 

Die Gründerinnen des Magazins setzen sich nicht allein durch ihre Artikel für den feministischen Kampf ein. Zusätzlich organisieren sie Projekte, um Aufmerksamkeit für die steigende Gewalt gegen Frauen zu schaffen oder um sich gegen Vergewaltigungen und sogenanntes “Victim Blaming” einzusetzen.  

Des Weiteren organisiert das Addis Powerhouse Workshops für Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler, um ihren Blick für Gendergerechtigkeit in ihrer Arbeit zu schärfen. 

Sprachbarriere muss überwunden werden  

Bisher stellt die englische Sprache des Newsletters noch eine Barriere für viele interessierte Leserinnen und Leser dar. In dem multiethnischen Staat gibt es etwa 80 verschiedene Sprachen. Die meisten Artikel erscheinen bisher auf Englisch. Englisch gilt als Bildungssprache und wird in den Oberschulen als Unterrichtssprache gesprochen. Amharisch, die Amtssprache Äthiopiens, wird von etwa 24 Millionen der 110 Millionen Bürgerinnen und Bürger gesprochen. Die Autorinnen versuchen in Zukunft immer mehr Artikel auf Amharisch zu schreiben, um ihr Magazin so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.  

Quellen: 

Abebe, L. / Powerhouse für Powerfrauen: Feminismus auf äthiopische Art in DW vom 16.06.2021. 

o. A. / Meet the Addis Powerhouse Team in Addis Powerhouse, o. D.  

Menstruationshygiene kennt keine Pandemie

Am 28. Mai war Menstrual Hygiene Day – doch während auch an den anderen 364 Tagen im Jahr ein großer Teil der Weltbevölkerung menstruiert, stellt die Pandemie und ihre ökonomischen Folgen Menstrual Hygiene Management vor alte Herausforderungen und gefährdet Erfolge.

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Menstruationshygiene kennt keine Pandemie

MHM und die Sustainable Development Goals

Ungefähr 1.8 Milliarden weibliche, non-binäre und Trans-Personen menstruieren. Das sind eine Menge Menschen, die bei der Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) nicht zurückgelassen werden dürfen. Menstrual Hygiene Management (MHM) umfasst die Maßnahmen, die notwendig und angebracht sind, damit Mädchen und generell alle Personen, die menstruieren in unterschiedlichen Kontexten privat und sicher ihre Monatsblutung managen können. Dazu gehören unter anderem der Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und bezahlbaren Hygieneartikeln, Wissen über den eigenen Körper und gesundheitsfördernde Maßnahmen sowie der Abbau von Stigmata durch Bildung. Für Menstruationsgesundheit und den Abbau von Stigmata sind Investitionen in nachhaltige Wasser-, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen notwendig. Denn MHM ist eine wichtige Grundlage für die psychische, sexuelle und reproduktive Gesundheit von Frauen und die Erreichung von SDGs 3 (Gesundheit), 4 (Bildung), 5 (Geschlechtergleichstellung), 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) und 10 (Weniger Ungleichheiten).

Periods Don’t Stop for Pandemics

Obwohl durch Covid-19 Hygienemaßnahmen wie Händewaschen stärker ins Bewusstsein gerückt sind, werden andere hygienebezogene Bedürfnisse eher verdrängt: Doch Menstruierende brauchen nach wie vor Periodenprodukte, den Zugang zu Toiletten, Seife, Wasser und nicht zuletzt Privatsphäre. Schätzungsweise 500 Millionen Menstruierende auf der Welt haben aber bereits unabhängig von der Pandemie nicht die benötigten Ressourcen dazu.

Die Pandemie birgt nun die Gefahr, bestehende Mängel im MHM zu verschärfen. Ein Faktor kann der Mangel an Impfstoff außerhalb von reichen Ländern sein. Denn so verharrt der Fokus von Regierungen auf einer Verhinderung der Ausbreitung des Virus durch Hygienemaßnahmen und Lockdowns.
Der dadurch gestiegene Bedarf an Wasser und Seife lässt diese dann an anderer Stelle knapp werden: zum Beispiel bei der Menstruationshygiene. Schulen und öffentliche Toiletten wurden zum Teil geschlossen und so fehlt auch vermehrt der Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Schulschließungen führen zudem zu weniger Bildung über sexuelle Gesundheit. Wissen über die Menstruation ist jedoch wichtig, um sie sicher zu managen.

Dazu kommt, dass Lieferengpässe infolge von Lockdowns und Grenzschließungen zu Preissteigerungen von Waren geführt haben – darunter auch Binden, Tampons und Seife. Gleichzeitig zwingt ein verringertes Haushaltseinkommen viele Mädchen und Frauen dazu, ihren Bedarf an Periodenprodukten hintenanzustellen. Bei einem Mangel an Periodenprodukten behelfen sich menstruierende Personen mit Stoffresten oder Zeitungspapier. Diese bergen jedoch ein hohes Infektionsrisiko und sind nicht genügend saugfähig. Aus Angst vor Flecken auf ihrer Kleidung verpassen so viele Mädchen und Frauen Schulunterricht und haben damit nicht den gleichen Zugang zu Bildung.

Kostengünstiger und nachhaltiger als Wegwerfprodukte

Die Firma „Ruby Cup“ bietet mit wiederverwendbaren Menstruationstassen eine sichere, nachhaltige und kostengünstige Alternative. (Der Ruby Cup befindet sich auch in unserem Afrika-Koffer für die Sekundarstufe). Mit der Initiative „Buy One, Give One“ wird durch jede verkaufte Menstruationstasse eine weitere gespendet – an ein Mädchen in Kenia ohne Zugang zu Periodenprodukten. Zu dem Projekt gehören außerdem die Verteilung der Menstruationstassen in Schulen sowie ein Workshop, der über die Verwendung der Menstruationstasse, die weibliche Anatomie und den Zyklus informiert.

Mädchenfreundliche Toiletten und Kampf gegen das Periodentabu

Neben Hygienemaßnahmen brauchen Mädchen Räume, in denen sie Privatsphäre haben und sich sicher fühlen. Unsere Mitgliedsorganisation CARE unterstützt in der Provinz Mashvingo im Süden Simbabwes mädchenfreundliche Toiletten. Diese sind mit Hygieneartikeln, Spiegeln und einem Vorrat an waschbaren Stoffbinden ausgestattet. Die Spiegel geben den Mädchen Sicherheit, weil sie darin Flecken auf ihren Schuluniformen sehen könnten. Mit dem Kinderhilfswerk Global Care werden in Uganda wiederverwendbare und hygienische Binden genäht und zusammen mit Eimern und Reinigungsutensilien verteilt.

Neben Menstruationstassen sind wiederverwendbare Binden für viele erschwinglich und angenehm. Schließlich entscheidet nicht nur der Kostenfaktor über die Wahl des Menstruationsartikels. Jede menstruierende Person muss die Möglichkeit haben durch Wissen und Zugang frei darüber entscheiden zu können, was angenehm und sicher für sie ist. Dafür braucht es mehr Initiativen, wie die unserer Mitgliedorganisationen, damit alle Menschen gleichberechtigt am sozialen und ökonomischen Leben teilhaben.

Quellen:

Kamowa, V., Mahon, T.; Sommer, M. / Creating a more equal post-COVID-19 world for people who menstruate vom 28.05.2020 auf WaterAid.org.  

Sommer, M. / Menstrual hygiene management in humanitarian emergencies: Gaps and recommendations vom Januar 2012, Practical Action Publishing.

WASH United / PERIODS DON’T STOP FOR PANDEMICS vom 28.05.2020 menstrualhygieneday.org.

Datum: 08.06.2021


Quiz „Mädchen und Frauen bewegen Afrika“ – OER

Unser Quiz "Mädchen und Frauen bewegen Afrika" kann hier im H5P-Format gespielt und flexibel editiert und weiterverwendet werden.

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Quiz „Mädchen und Frauen bewegen Afrika“ – OER

H5P ist ein kostenloses Tool zum Erstellen von interaktiven Lerninhalten. Es handelt sich um ein Open-Source-Programm. Damit ist die freie Bearbeitung und Veröffentlichung der Inhalte möglich.

Bei unseren Quizzen handelt es sich um Open Educational Resources (OER). OER sind Bildungsmaterialien, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Durch die offene Lizenz sind eine kostenlose Nutzung, Bearbeitung, Anpassung und Vervielfältigung durch andere ohne oder mit wenigen Einschränkungen möglich. 

Quiz:


Dieses Quiz von GEMEINSAM FÜR AFRIKA steht unter einer CC BY SA 4.0 Lizenz. Mehr über freie Lizenzen erfahren Sie hier.

Wenn Sie das Quiz anpassen und weiterverwenden möchten, können Sie dies unter Angabe der Lizenz wie folgt tun:

Dieses „Titel des Arbeitsmaterials“ basiert auf einem Quiz von GEMEINSAM FÜR AFRIKA.

Es steht unter einer CC BY SA 4.0 Lizenz .

Investigativjournalistin Tobore Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet

Tobore Ovuorie ist investigative Journalistin aus Nigeria. 2013 recherchierte sie zu internationalem Sex- und Organhandel. Dafür arbeitete sie undercover als Sexarbeiterin. Nun erhielt sie den Freedom of Speech Award der Deutschen Welle.

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Investigativjournalistin Tobore Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet

Verdeckte Recherche zum Menschenhandel

Sieben Monate recherchierte Tobore Ovuorie verdeckt zu den Vorgängen im organisierten Sex- und Organhandel in Nigeria. Dafür baute sie sich mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen eine falsche Identität auf, veränderte ihr Erscheinungsbild und ihre Art zu sprechen. Sie gab sich als Prostituierte aus und wurde von einer Zuhälterin aufgenommen.  

Nach einigen Monaten erklärte ihr ihre Zuhälterin, dass sie nun nach Italien geschmuggelt werden könnte. Ovuorie wurde kurz darauf mit einigen anderen Prostituierten in einem Bus in das benachbarte Benin gebracht. Während der Fahrt musste Ovuorie miterleben, wie zwei ihrer Mitfahrerinnen enthauptet wurden, ihnen sollten Organe entnommen werden.  

In Benin gelang ihr dann mit Hilfe einer befreundeten Journalistin die Flucht. Ihre Recherche war ein voller Erfolg. Nigerianische Behörden ermittelten infolgedessen gegen einen Menschenhandelsring. Außerdem wurde ihre Geschichte durch den Netflix-Film Òlòtūré adaptiert. Dies allerdings ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Journalistin.  

Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet 

Nun zeichnete sie die Deutsche Welle mit dem Freedom of Speech Award aus. Dieser Award wird an Menschen vergeben, die sich in herausragender Weise für die Freiheitsrechte, insbesondere die Presse- und Meinungsfreiheit, einsetzen. Mit diesem Preis soll Ovuorie persönlich, aber auch der gesamte freie Journalismus Afrikas gefördert werden, so DW-Intendant Peter Limbourg. 

In ihrer Zeit undercover wurde Tobore Ovuorie geschlagen und missbraucht, sie kam ins Krankenhaus und wäre fast gestorben. All diesen Risiken setzte sie sich aus, um die Wahrheit herauszufinden und die Realität tausender Frauen authentisch abzubilden. 

Gerechtigkeit durch investigativen Journalismus 

Schon als Kind war Tobore Ovuorie klar, dass sie Journalistin werden wollte. Sie schrieb viele Texte und schickte sie an nigerianische Tageszeitungen. Sie gab nicht auf, egal ob die Zeitungen ihre Texte ablehnten oder nicht. 

Ihr Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit begann in der Oberschule, als die Mutter einer Klassenkameradin beschuldigt wurde, ihren Mann durch Hexerei getötet zu haben. Sie widersprach diesem Gerücht. 

Und obwohl alle ihr sagten, sie solle sich nicht einmischen und still sein, protestierte sie weiter. Sie schrieb alle Details der Geschichte auf und als ihr Vater den Text fand, ermutigte er sie, mit ihrem Schreiben für Gerechtigkeit einzustehen. 

In ihrem späteren Berufsleben musste Ovuorie immer wieder mit den Vorurteilen in der nigerianischen Medienbranche Frauen gegenüber aufräumen. Sie wollte nicht nur über Familie, Mode und Unterhaltung schreiben, sondern sich ernsthafteren Themen zuwenden.  

Folgen der traumatischen Erlebnisse  

Viele der schrecklichen Erfahrungen, die Ovuorie in ihrer Zeit undercover erlebte, haben langfristige Folgen für sie. Ovuorie leidet unter Depressionen und posttraumatischer Belastungsstörung, eine Zeit lang dachte sie sogar an Selbstmord. 

Auch nach der Recherche zu Zwangsprostitution widmet sich Ovuorie schweren Themen wie dem Menschenhandel in Libyen oder der Stigmatisierung von mit HIV infizierten Kindern. Zurzeit recherchiert sie, ob Botschaftsangestellte in Nigeria etwas mit Menschenhändlern zu tun haben und diesen möglicherweise bei ihren Geschäften helfen. 

Weitere Informationen:  

Sina, M. / Tobore Ovuorie: Aufstehen für die Stimmlosen in DW vom 03.05.2021. 

Ovuorie, T. / From Sex Work To Slavery And Murder in Zam vom 22.01.2014. 

Frauenrechtlerin Nawal El Saadawi verstorben am arabischen Muttertag

Nawal El Saadawi war eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen aus Ägypten. Sie setzte sich gegen Genitalverstümmelung und für die Rechte von Frauen ein. Für viele verkörperte sie den Kampf der arabischen Frauen für Selbstbestimmung. Am 21. März 2021, dem arabischen Muttertag, ist sie in Kairo verstorben. Sie wurde 89 Jahre alt.

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Frauenrechtlerin Nawal El Saadawi verstorben am arabischen Muttertag

Die Frauenrechtlerin, Ärztin und Aktivistin Nawal El Saadawi wurde 1931 in einem Dorf namens Kafr Tahlan in der Nähe Kairos geboren. Ihre Eltern waren gebildet und erklärten ihr immer wieder, Mädchen und Jungen seien gleich. Im Alter von sechs Jahren allerdings wurde sie eines Nachts aus ihrem Bett gezogen und ins Badezimmer gebracht. Dort wurden ihr unter schrecklichen Schmerzen und den Blicken ihrer Mutter ihre Genitalien verstümmelt.  

Aktivistin gegen Genitalverstümmelung 

Dieser Vorfall führte dazu, dass sie sich ihr ganzes Leben gegen Genitalverstümmelung einsetzte.  
Im Jahr 1955 schloss El Saadawi ihr Medizinstudium ab und begann in den ländlichen Gebieten Ägyptens zu arbeiten, wo sie die Missstände der Bevölkerung kennenlernte. Dort behandelte sie häufig Mädchen, die wie sie Opfer von Genitalverstümmelung geworden waren.  

Publikationen zur Sexualität der Frau 

Später arbeitete sie im Universitätsklinikum in Kairo und wurde 1967 zur Direktorin für Gesundheitserziehung im ägyptischen Ministerium für Gesundheit. In dieser Stellung veröffentlichte sie die Zeitschrift  aṣ-Ṣiḥḥa (Deutsch: „Die Gesundheit“). Nach der Veröffentlichung einer provokativen Studie zu Frauen und ihrer Sexualität wurde die Zeitschrift allerdings eingestellt.  

Politische Folgen von El Saadawis Aktivismus 

Als El Saadawis Buch “Frauen und Sex” 1972 in Ägypten veröffentlicht wurde, wurde sie aus ihrem Amt im Gesundheitsministerium enthoben. Während der Amtszeit des Präsidenten Anwar Sadat wurde El Saadawi wie viele linke Aktivistinnen und Aktivisten in Ägypten zu dieser Zeit inhaftiert. Ende der 90er Jahre verließ sie Ägypten und ging in die USA ins Exil. Erst 2005 kehrte sie nach Ägypten zurück. 

Nawal El Saadawi schrieb über Themen wie Jungfräulichkeit, sexuellen Missbrauch, Prostitution und zeigte auf, dass finanzielle Probleme ebenso wie Moralvorstellungen und religiöser Extremismus zu Missbrauch führen können. Ihre Publikationen führten immer wieder zu Kontroversen in Ägypten. 

Sie schrieb insgesamt 50 Sach­bücher und Romane über ­Sexualität und Frauenrechte, mehrere davon wurden in Ägypten und anderen arabischen Staaten verboten.  

Kritik an weltweiten patriarchalen Strukturen 

In Deutschland oder den USA wurde El Saadawi hingegen gefeiert. Allerdings kritisierte sie die Darstellung “der arabischen Frau” in den Medien der USA und Deutschlands. El Saadawi betonte, dass die Unterdrückung der Frau nicht nur im Islam vorkommen würde, sondern dass ebenso das Christen- und Judentum patriarchalen Strukturen dienten. In einem Interview mit dem SPIEGEL von 2012 forderte sie säkulare Gesetze. 

Außerdem kritisierte El Saadawi, dass die Unterdrückung der arabischen Frau oft allein als Folge von Kultur und Religion angesehen wurde, und wirtschaftliche und politische Faktoren häufig unberücksichtigt blieben. 

Internationaler Feminismus 

Sie setzte sich für eine internationale Solidarität unter Frauen ein. Diese Solidarität ist laut El Saadawi nur möglich, wenn alle Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, Gemeinsamkeiten anerkannt und Unterschiede akzeptieren werden.  

El Saadawis kontroverser politischer Aktivismus  

2011 war sie Teil des Protestes gegen die Mubarak-Regierung und kritisierte 2012 die Muslimbruderschaft, die Errungenschaften der Revolution in Ägypten für sich zu nutzen.  

Nach der Machtübernahme des heutigen Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi 2014 verteidigte El Saadawi diesen, trotz seiner bekannten Menschenrechtsverletzungen. Dies stellt einen Bruch zu ihrem jahrelangen Kampf gegen illegitime politische Macht dar.  

Dennoch verkörpert Nawal El Saadawi für viele Frauen in Ägypten und anderen arabischen Ländern den Kampf gegen Unterdrückung und Ungleichheit von Frauen. Ihr Werk und ihre Errungenschaften stehen, auch nach ihrem Tod am 21. März 2021, für ihren stetigen Aktivismus für die Selbstbestimmung der Frau. 

Quellen:  

o. A. / Frauenrechtlerin Nawal al-Saadawi verstorben in DW vom 21.03.2021. 

El-Gawhary, K. / Tod einer Ikone in der taz vom 22.03.2021. 

Engelcke, D. / Wie Nawal El Saadawi zur Ikone des Feminismus wurde in zenith vom 29.03.2021. 

Pamoja Initiative: Schwimmkurse für Frauen, Mädchen und ihr Selbstbewusstsein

Die Pamoja Initiative organisiert Schwimmkurse für Frauen und Mädchen im Lamu County, Kenia, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und einen sicheren Ort voller Vertrauen für sie zu schaffen.

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Pamoja Initiative: Schwimmkurse für Frauen, Mädchen und ihr Selbstbewusstsein

Das Lamu County in Kenia liegt am Meer. Neben dem Festland gehören über 65 Inseln dazu, die man nur auf dem Seeweg erreichen kann. Eigentlich sollten deshalb alle Menschen, die dort leben, schwimmen lernen, um sich bei einem Bootsunglück retten zu können. Bei Schiffsunglücken in der Vergangenheit machten jedoch Frauen und Kinder 80% der Toten aus, weil sie nicht schwimmen konnten. 

Lamu ist eine muslimisch geprägte Region, in der die Männer und Jungen zum Fischen oder Schwimmen ins Wasser gehen und Frauen und Mädchen für den Haushalt zuständig sind und nur selten das Haus verlassen. Auch Kleidungsvorschriften sind mit ein Grund dafür, dass weniger Frauen und Mädchen das Schwimmen lernen.  

Die Pamoja Initiative möchte das ändern, um das Leben von Mädchen und Frauen sicherer zu machen. Sie ermöglichen Frauen und Mädchen einen Zugang zu einem Schwimmbad, eine weibliche Bademeisterin und Schwimmwettkämpfe schaffen einen sicheren Ort, wo sie durch das Schwimmenlernen selbstbewusst werden, und Bezugspersonen kennenlernen, denen sie sich anvertrauen können. Das Schwimmbad soll zu einem Ort werden, an dem sich Mädchen in ihrem Körper wohlfühlen und mit anderen Frauen über Menstruation, frühe Schwangerschaft oder andere persönliche Themen sprechen können.  

Die Pamoja Initiative möchte so Problemen wie der sehr hohen Muttersterblichkeit von über 60% entgegenwirken. Auch Kinderehen und Genitalverstümmelungen sind in Lamu weit verbreitet. Durch die Pamoja Initiative erlangen die Frauen Selbstbewusstsein, können sich austauschen und haben einen Platz außerhalb des eigenen Hauses und der Schule, an dem sie sich entfalten können. 

Weitere Informationen: 

https://www.bbc.co.uk/sounds/play/p093qr48

http://www.solfoundation.li/projects/pamoja-initiative/


Die feministische Stimme: Plattform „Sauti“ der Afrikanischen Union

Die Afrikanische Union startete Ende Juli 2020 die erste Plattform für junge Feministinnen in Afrika. Der Sauti Blog ist eine digitale Sammlung von 25 Geschichten junger afrikanischer Frauen aus fünf Regionen Afrikas.

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Die feministische Stimme: Plattform „Sauti“ der Afrikanischen Union

Die Afrikanische Union lud junge Frauen ein, Geschichten zu ihren Herausforderungen und alltäglichen Schwierigkeiten während der Corona-Krise zu erzählen – als Text, Bild, Audio oder Video. Aus insgesamt 460 Einreichungen wurden 25 herausragende Beiträge junger Frauen ausgewählt, die in der Online-Publikation sowie auf der Website der Afrikanischen Union veröffentlicht wurden.  

Im Fokus: Stärkung der Frauenrechte 

Ziel der digitalen Publikation ist es, afrikanischen Frauen eine Stimme zu geben und ihre Geschichten und Herausforderungen, die sie angesichts der Corona-Pandemie erleben, anderen zugänglich zu machen. Das spiegelt sich auch im Namen wider: Sauti heißt auf Arabisch und Kisuaheli „meine Stimme“. Im Zentrum der Publikation steht die Frage, wie Frauen in Afrika dieser aktuellen Krise begegnen, wo Ungerechtigkeiten herrschen und möglicherweise durch die Krise verstärkt werden und welche Wege es gibt, für die Stärkung der Frauenrechte einzutreten.  

Der Blog soll im jährlichen Rhythmus fortgeführt werden. Dabei ist der Herausgeberin Rim Menia wichtig zu betonen, dass es ein afrikanisch geführtes und von jungen Frauen getragenes Projekt ist.   

Geschlechterungerechtigkeit bekämpfen 

In 25 Geschichten werden starke weibliche Persönlichkeiten porträtiert, ausweglose Situationen junger Frauen dokumentiert und Lösungsansätze diskutiert. Die Beiträge zeigen: Die Corona-Krise hat die Geschlechterungerechtigkeit noch verschärft, und in vielen Regionen Afrikas haben junge Frauen und Mädchen nicht die Chance, ihre Stimme zu erheben und gehört zu werden. Das möchte der Blog ändern und junge afrikanische Frauen zusammenbringen, motivieren und gemeinsam nach Lösungen suchen.  

Die Online-Publikation sauti könnt ihr hier nachlesen.  

Der Beitrag ist eine Zusammenfassung des Artikels „Was Corona für junge afrikanische Frauen bedeutet“, publiziert am 25.08.2020 auf qantara.de 


Weltmädchentag 2020

Der heutige Weltmädchentag (International Day of the Girl) bietet eine großartige Gelegenheit den Blick auf Mädchen in afrikanischen Ländern zu werfen. Welche Hürden müssen sie tagtäglich überwinden? Welche wunderbaren Lösungen werden für Probleme entwickelt?

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Weltmädchentag 2020

Mädchen und Corona in Afrika

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf viele Bereiche aus. Mädchen und junge Frauen leiden in vielen Ländern am stärksten unter den Folgen der Pandemie. Die Corona-Pandemie führte dazu, dass viele Mädchen im Süden Afrikas schwanger wurden. Denn viele Mädchen und junge Frauen erlebten und erleben sexuelle Gewalt. Diese stieg im Zuge der Schulschließungen und der weltweiten Lockdowns an. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Teenager-Schwangerschaften ist, dass viele Mädchen und Frauen nicht wissen, wie sie richtig verhüten können und oft auch die finanziellen Mittel dazu fehlen.

Mädchen und Frauen sind weltweit von Gewalt und sexueller Ausbeutung bedroht. Ungleichheiten in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft erschweren Mädchen den Zugang zu Bildung und den Einstieg in die Berufswelt. Freizeit und andere alltägliche Aufgaben unterscheiden sich teilweise enorm von denen der Jungen.

Zwangsheirat

Mädchen werden häufig zwangsverheiratet. Niger liegt weltweit auf Platz 1 in Sachen Kindesheirat.  Eltern können aufgrund von Armut oft nicht ausreichend für ihre Kinder sorgen und sehen eine Zwangsheirat als einzige Chance, um die Töchter zu versorgen. Der Wohnraum ist zu klein für die Familie, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Kinder können nicht zur Schule gehen, da sich die Eltern die Gebühren nicht leisten können. An dieser Stelle starten Organisationen Eingliederungsmaßnahmen, um jungen Mädchen eine Chance auf Schuldbildung zu geben und diese zu schützen.

In Benin arbeitet unsere Mitgliedsorganisation „Kinderrechte Afrika“ mit einem lokalen Partner an einem Projekt, das Mädchen den Rücken stärkt. Auf einer Ausbildungsfarm erlernen Mädchen biologische Anbaumethoden. Das Projekt schützt die jungen Mädchen vor Ausbeutung und schafft Zukunftsaussichten.

500.000 Mädchen mehr in Zwangsehen im Jahr 2020

Die Zwangsheirat ist ein weiterer Grund für den Anstieg von Teenager-Schwangerschaften während der Corona-Pandemie. Man geht davon aus, dass im Jahr 2025 rund 61 Millionen Kinder zwangsverheiratet sein werden.

„Allein im Jahr 2020 dürften eine halbe Million Mädchen mehr zwangsverheiratet werden, schätzt die Organisation in ihrem Bericht „Global Girlhood – Wie COVID-19 den Fortschritt in Gefahr bringt“.“

Sierra Leone setzt Schulverbot für schulpflichtige Mütter außer Kraft

Schwangere Mädchen und junge Frauen werden im Falle einer Schwangerschaft häufig aus der Gesellschaft und von der Schule ausgeschlossen. In anderen Ländern, wie in Sierra Leone, bemüht sich die Regierung, Mädchen eine Chance auf Bildung zu ermöglichen, insbesondere um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. [4] In Sierra Leone wurde im Frühjahr 2020 das Schulverbot für schulpflichtige werdende Mütter außer Kraft gesetzt. Der westafrikanische Staat geht mit gutem Beispiel voran.

Nichtsdestotrotz bedeutet eine Schwangerschaft meist das Bildungsaus für die Mehrheit der Mädchen. „Bis zu einer Million Mädchen könnten in Afrika vom Schulbesuch ausgeschlossen werden, weil sie während der Corona-Schließungen schwanger geworden sind.“ Dies prognostiziert ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Organisation World Vision.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass gemeinsam gegen die geschlechterbasierten Ungerechtigkeiten gekämpft wird. Unsere Unterrichtsmaterialien liefern spannende Informationen und Handlungsanweisungen zu diesem Thema. Weitere Beiträge zu Frauen und interessanten Beispielen im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit findet ihr außerdem in unserer Infothek.

Weitere Informationen unter:

World Vision Der Staat verbietet schwangeren Mädchen die Schulbildung (26.08.2020)

UN My Voice, Our Equal Future (2020)

Deutsche Welle Corona treibt Hunderttausende Mädchen in Zwangsehe (01.10.2020)

World Vision Der Staat verbietet schwangeren Mädchen die Schulbildung (26.08.2020)

RND Corona: Wegen Schwangerschaft droht eine Million Mädchen Schulverbot (21.08.2020)

World Vision Covid-19 Aftershocks: Access denied (2020)