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Herero-Anführer Vekuii Rukoro verstorben

Das Oberhaupt der Herero ist am 18. Juni 2021 in Windhoek an Covid-19 gestorben. Vekuii Rukoro hatte in der letzten Zeit immer wieder das deutsch-namibische Aussöhnungsabkommen kritisiert.

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Herero-Anführer Vekuii Rukoro verstorben

Vekuii Rukoro wurde 1954 im damals noch von Südafrika besetzten Südwestafrika, heute Namibia, geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und arbeitete als Rechtsanwalt und Geschäftsmann.  

Die einflussreiche Karriere von Vekuii Rukoro 

Schon in den 70er Jahren trat Rukoro in die South West African National Union (SWANU) ein, in der viele Herero organisiert waren. Nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 war die SWANU eine von mehreren kleineren Parteien, welche die Dachorganisation Namibia National Front bildeten. Diese Front trat zu den ersten Wahlen Namibias an. Dadurch gelang es Rukoro bei der Verfassungsgebenden Versammlung dabei zu sein und bei der Verfassung Namibias mitzuwirken. 

1990 wurde Rukoro zum Vize-Justizminister ernannt, fünf Jahre später wechselte er die Partei und wurde zum Generalstaatsanwalt. Diesen Posten behielt er bis 2000, als er in die Wirtschaft ging.  

Er leitete den Vorstand der nationalen Fluggesellschaft Air Namibia und war bis 2017 Geschäftsführer der Meat Cooperation Namibia.  

2014 wurde er zum Oberhaupt der Herero ernannt. Diese Entscheidung wurde innerhalb der Volksgruppe teilweise kritisiert. 

Rukoros Forderungen  

In seiner Rolle als “Paramount Chief” der Herero setzte Rukoro sich stark für die Forderung nach Gerechtigkeit bezüglich des Völkermordes ein, der vom Deutschen Reich an den Herero und Nama Anfang des 20. Jahrhunderts verübt wurde.  

Erst Ende Mai dieses Jahrs ergaben die mehr als fünfjährigen Verhandlungen zwischen der deutschen und der namibischen Regierung ein Abkommen, durch welches Deutschland den Völkermord an den Herero und Nama anerkennt und 1,1 Milliarden Euro Hilfszahlungen an Namibia zusagte.  

Kritik am deutsch-namibischen Abkommen 

Dieses Abkommen wurde von Rukoro stark kritisiert. Einerseits, da neben der namibischen Regierung die Oberhäupter und Repräsentierenden der Herero und Nama zu wenig in die Diskussion miteinbezogen worden waren. Andererseits kritisierte er die Summe von 1,1 Milliarden Euro und sah die Höhe dieser als Beleidigung an. Zudem handelt es sich um eine “Hilfszahlung”, die an die namibische Regierung gehen wird, statt um Reparationszahlungen an die Nachkommen der Opfer der deutschen Kolonialmacht in Namibia.  

Vekuii Rukoro verstarb mit 66 Jahren 

Als Rukoro bis zuletzt zu Demonstrationen bspw. gegen den Besuch von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier aufrief, war ihm immer wichtig, dass die Corona-Schutzmaßnahmen von Demonstrierenden beachtet wurden. Nichts destotrotz erlag er nun am 18. Juni einer Covid-19-Infektion. 

Quellen:

Ngutjinazo, O. / Meinung: Vergebliche Entschuldigung für den Völkermord in Namibia in DW vom 11.06.2021. 

Nebe, C. / Herero-Anführer Vekuii Rukoro: Ein kompromissloser Kämpfer ist tot in DW vom 18.06.2021. 

Datum: 28.06.2021

Deutschland entschuldigt sich für den Völkermord an den Herero und Nama

Seit 2015 laufen die Verhandlungen über die Anerkennung des Vernichtungskrieges an den Herero und Nama als Völkermord. Nun konnte eine Einigung erreicht werden.

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Deutschland entschuldigt sich für den Völkermord an den Herero und Nama

Am 15. Mai 2020 einigten sich der frühere CDU-Abgeordnete Ruprecht Polenz und der namibische Ex-Diplomat Zedekia Ngavirue auf ein gemeinsam erarbeitetes Rahmenabkommen, welches in zwei Wochen von den Außenministern Namibias und Deutschlands unterzeichnet werden soll.  

In diesem Dokument wird unter anderem festgelegt, dass Deutschland den Vernichtungskrieg an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 aus heutiger Sicht als Völkermord anerkennt.  

Völkermord an den Herero und Nama 

Das Deutsche Kaiserreich besetzte zu Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem die Kolonie Deutsch-Südwestafrika, welche im Gebiet des heutigen Namibias liegt. Die existenzbedrohenden Maßnahmen der deutschen Kolonialmacht und rassistische Diskriminierung führten im Januar 1904 zum Aufstand der dort lebenden Volksgruppe der Herero. 

Dieser Aufstand wurde im August 1904 niedergeschlagen und deutsche Soldaten trieben Tausende Hereros in die fast wasserlose Omaheke-Wüste, wo diese verdursteten. 

Im Oktober 1904 griff daraufhin das Volk der Nama in einem Guerillakrieg an. Durch den Tod wichtiger Anführer verloren diese allerdings den Kampf und ergaben sich den deutschen Kolonialmächten. Der Krieg wurde im März 1907 für beendet erklärt.  

In den folgenden Jahren wurden Herero und Nama in Konzentrationslager gebracht, in denen die Hälfte der Menschen starb. Die koloniale Vernichtungspolitik der Deutschen in Südwestafrika forderte zwischen 50.000 und 70.000 Opfer. 

Entschuldigung und Entschädigung 

Bundespräsident Steinmeier soll nun im Laufe des Jahres zu einem Festakt ins namibische Parlament kommen und dort offiziell um Entschuldigung bitten. Des Weiteren sollen Entschädigungszahlungen in soziale Projekte in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama fließen. 

Kritisiert wird, dass die genaue Höhe der Zahlungen bisher nicht bekanntgegeben worden ist. Einen weiteren Kritikpunkt stellt der Umgang mit den Vertreterinnen und Vertretern der Herero und Nama dar, die nur am Rande an den Verhandlungen beteiligt waren. Stattdessen verhandelte Deutschland hauptsächlich mit der namibischen Regierung. 

Quellen: 

o.A. / Versöhnungsabkommen zwischen Deutschland und Namibia paraphiert in Deutschlandfunk vom 15.05.2021. 

Van Riel / Deutschland entschuldigt sich für Genozid in Neues Deutschland vom 16.05.2021.