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Welttoilettentag 2020: Das Toiletten-Tabu

In der Doku “Das Toiletten-Tabu" (Arte) werden die neuesten Entwicklungen und Erfindungen im Sanitärbereich vorgestellt. Pünktlich zum Toiletten-Tag, welcher jedes Jahr am 19. November stattfindet.

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Welttoilettentag

Welttoilettentag 2020: Das Toiletten-Tabu

Die lange Geschichte der Toilette 

Die Toilette hat eine lange Geschichte: Schon im alten Rom saßen die Menschen auf der Toilette, anders als heute allerdings in geselliger Gemeinschaft. Auch im Mittelalter war das Thema Stuhlgang kein Tabu. Immerhin haben die meisten Menschen ihre Ausscheidungen einfach auf die Straße geworfen. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es in Europa und den USA Wassertoiletten und Kanalisationen, das Thema war aus den Augen und so auch aus dem Sinn.  

Toiletten-Kultur in Japan 

Das Thema “Toilette” wurde immer mehr zum Tabu und auch die Entwicklung blieb stehen. In Japan hingegen gibt es eine regelrechte Toiletten- bzw. Hygiene-Kultur. Dort werden Toiletten stehts weiterentwickelt und verbrauchen so nur noch 3,8 Liter Wasser beim Spülen statt ca. 9 Liter wie in Europa. Die japanische Firma Toto entwickelt sogar Toiletten, die den Urin des Nutzenden testen und Aussagen über den Gesundheitszustand oder Menstruationszyklus geben können.  

Das hört sich vielleicht etwas übertrieben an, doch auch wirklich wichtige Probleme der Wasserspültoilette werden gelöst. Die Verringerung des Wasserverbrauchs und Toiletten, die ohne Abwassersystem funktionieren können, sind ein großer Teil der weltweiten Forschung.  

Wasser und Energie aus Kot? 

Das Team von Dr. Alison Parker von der Cranfield University entwickelte eine Toilette, die ohne Wasser oder Strom auskommt und Kot zu Energie und Wasser verwertet.  

Die Bill und Melinda Gates Stiftung förderte die Entwicklung einer Aufbereitungsanlage. In Dakar im Senegal verarbeitet und verwertet der Omniprozessor Exkremente aus 100 Toiletten. Zwölf Tonnen werden täglich zu Asche. Die Exkremente werden stark erhitzt, dabei entstehen Asche und Wasserdampf. Der Wasserdampf treibt Turbinen an, welche für das Erhitzen der Exkremente sorgen. Die Asche kann als Dünger verwendet werden. Und der Wasserdampf, welcher die Turbinen antreibt, kondensiert im Anschluss zu destilliertem Wasser. 

Laut der Weltbank haben 637 Millionen Menschen keine andere Möglichkeit als sich im Freien zu erleichtern. 2019 hatten laut UNICEF und WHO sogar 4,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer Toilette, bei der das Abwasser sicher entsorgt wird! Wachsende Bevölkerungen und überlastete Abwassersysteme sind große Herausforderungen. Wenn Menschen keinen Zugang zu Toiletten haben, müssen sie ihr Geschäft im Freien erledigen. Dies führt zu verunreinigtem Wasser. Vor allem Durchfallerkrankungen stellen ein Problem dar. Aber auch Frauen, die keinen geschützten Ort haben, um ihre Binden zu wechseln, sind gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Hoffentlich werden solche oder ähnliche Entwicklungen helfen, 2030 allen Menschen einen Zugang zur Toilette zu ermöglichen! 

Weiter Informationen: 

Arte Das Toiletten-Tabu (07.11.2020)

Periode als Tabu

Die Menstruation gehört zur Realität einer jeden Frau. Dennoch werden in vielen Ländern Afrikas menstruierende Frauen und Mädchen noch immer stigmatisiert. Erst kürzlich nahm sich ein Schulmädchen in Kenia das Leben, weil sie aufgrund ihrer Periode in der Schule gedemütigt wurde.

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_©action medeor Sierra Leone

Periode als Tabu

Vor wenigen Tagen berichteten kenianische Medien und die BBC über ein 14-jähriges Mädchen aus Kabiangek im Westen der kenianischen Hauptstadt Nairobi: Das Mädchen beging Selbstmord nachdem sie in der Schule dafür gedemütigt wurde, dass sie ihre Periode hatte und ihre Uniform befleckte. Laut ihrer Mutter bezeichnete der Lehrer sie als ‚schmutzig‘ und schmiss sie aus dem Klassenzimmer. Zu Hause erzählte sie von dem Vorfall und gab anschließend vor, Wasser holen zu gehen – doch stattdessen nahm sie sich das Leben.

In vielen afrikanischen Ländern ist die weibliche Menstruation negativ behaftet. Es ist ein Tabuthema und menstruierende Mädchen und Frauen gelten oftmals als ‚unrein‘ und werden ausgegrenzt. Hinzu kommt, dass sich viele Mädchen schlichtweg keine Binden oder Tampons leisten können. Sie helfen sich mit Notlösungen wie Lumpen, Blättern oder Watte. Das birgt nicht nur eine hohe Gefahr für Infektionen, auch die Saugfähigkeit ist meist nicht ausreichend. Diejenigen, die Hygieneartikel besitzen, werden wiederum gehindert, diese zu wechseln, da es an vielen Schulen an Waschmöglichkeiten mangelt. Aus Angst, ihre Schuluniform zu verschmutzen und von Mitschülerinnen und Mitschülern für ihre Periode gehänselt zu werden, bleiben viele Schülerinnen deshalb zu Hause.

Jeden Monat verpassen diese Mädchen aus Not und Scham den Unterricht. Laut eines Berichts der UNESCO geht mindestens eines von zehn Mädchen in Afrika südlich der Sahara während ihrer Periode nicht zur Schule. Einige versäumen dadurch mehr als 20 Prozent ihrer schulischen Ausbildung, nicht wenige brechen aus diesem Grund frustriert die Schule ab.

Kenia als Vorreiter

Eigentlich gilt Kenia im globalen Süden als ein Vorreiter darin, dieses Problem anzugehen: 2011 wurde die Steuer auf Binden und Tampons erlassen und 2017 verabschiedete die kenianische Regierung ein Gesetz, das die Schulen des Landes dazu verpflichtet, kostenlose Damenbinden für Schülerinnen zur Verfügung zu stellen. Doch der Vorfall des 14-jährigen Mädchens aus Kabiangek löste Proteste weiblicher Abgeordneter in Kenia aus und lenkte Aufmerksamkeit auf die mangelhafte Umsetzung des Gesetzes. So wird kritisiert, dass das Budget deutlich erhöht werden müsse, um wirklich alle Schulmädchen mit ausreichend Binden versorgen zu können. Der Fall macht außerdem deutlich, dass das Stigma und die daraus folgende Scham der Mädchen und Frauen durch das Gesetz von 2017 nicht überwunden ist.

Ein verbesserter Zugang zu Hygieneartikeln und das brechen des Schweigens über weibliche Menstruation ist notwendig, um Mädchen und Frauen in Afrika eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben zu ermöglichen und ist damit ein wichtiges Anliegen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA.

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