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Kinderarbeit in Lebensmitteln

Viele Lebensmittel, bei denen wir es nicht vermuten, werden mit Hilfe von Kinderarbeit erzeugt. Meist geschieht das schon so früh in der Lieferkette, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, Kinder könnten in die Produktion involviert sein.

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Kinderarbeit in Lebensmitteln

In Afrika arbeitet jedes fünfte Kind. Laut der International Labour Organisation (kurz: ILO) wird 85 % der Kinderarbeit auf dem afrikanischen Kontinent in der Landwirtschaft geleistet. Nach der Arbeit im Baugewerbe und im Bergbau gilt die Landwirtschaft als drittgefährlichster Wirtschaftssektor. Nach Informationen der ILO sterben etwa 22.000 Kinder pro Jahr bei Arbeitsunfällen.  

Kinderarbeit kann in fast jedem Lebensmittel stecken! Hier vier Beispiele von Lebensmitteln, denen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. 

Kinderarbeit auf Palmöl-Plantagen 

Müsli, Kekse, Schokoriegel oder Fertigsuppen: Etwa jedes zweite Produkt, das im Supermarkt angeboten wird, enthält Palmöl. Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen. Diese wächst nur in Äquatornähe. Weltweit werden auf 19 Millionen Hektar Ölpalmen angebaut. Das meiste Palmöl stammt aus Plantagen in Malaysia und Indonesien. Doch auch in mehreren Ländern Afrikas, wie Nigeria oder der Côte d’Ivoire, wird immer mehr Palmöl angebaut.  

Da die Nachfrage stetig wächst, wird immer mehr Regenwald für den Anbau gerodet. In einigen Plantagen nehmen die Arbeitsbedingungen menschenrechtsverletzende Ausmaße an. Unter anderem sind Beschäftigte giftigen Pestiziden ausgesetzt. Diese können Hautausschläge, Erkrankungen der Atemwege sowie Krebs verursachen. Zudem müssen oft Kinder unter 14 Jahren ihren Eltern helfen, die viel zu hohen Zielvorgaben der Firmen zu erfüllen.  

Die Kinder leiden unter den langen Arbeitstagen, der Hitze und der Sonneneinstrahlung. Zudem kommt es zu Unfällen durch umstürzende Palmen und herabfallende Früchte. Frauen wurden mit Lohnkürzungen bedroht, falls sie Überstunden verweigerten. Das Tragen schwerer Säcke voller Früchte verursacht insbesondere bei Kindern häufig Haltungsschäden. Die Arbeit mit spitzen Werkzeugen führt auch immer wieder zu Verletzungen. 

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Da Palmöl in so vielen Produkten vorkommt, ist es schwer, darauf zu verzichten. Auch der Wechsel zu anderen pflanzlichen Fetten stellt keine Lösung dar – vor allem aus ökologischer Sicht. Denn Ölpalmen sind dreimal ertragreicher als Raps und sechsmal so ertragreich wie Soja.  

Jede und jeder kann mit bewussterem Konsum dazu beitragen, weniger Palmöl zu verbrauchen. Palmöl kommt in sehr vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Süßwaren und Fertiggerichten vor. Auch Fleisch aus konventioneller Haltung verschlingt große Mengen Palmöl, da es als Teil des Futtermittels verwendet wird. Zusätzlich sollte bei Produkten mit Palmöl darauf geachtet werden, dass diese zertifiziert sind.  

Folgende Siegel kennzeichnen Palmöl-Produktionen mit Mindestanforderungen an soziale Standards (Verbot von Kinderarbeit) und Nachhaltigkeit:  

Kinderarbeit für Bananen

Bananen sind das meistkonsumierte Frischobst der Welt. Einer der größten Bananenimporteure ist Deutschland. Die meisten Bananen werden in Südamerika angebaut. Doch auch in Asien und Afrika gibt es große Bananenplantagen. Mehr als 80 Prozent der geernteten Früchte auf Plantagen in Ghana, Kamerun oder der Côte d’Ivoire gehen an die EU.  

Auf vielen Bananen-Plantagen ist Kinderarbeit weit verbreitet. Kinder müssen bis zu 40 Kilogramm schwere Bananenstauden tragen und sind giftigen Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt. Pestizide können zu Bauchschmerzen, Hautausschlag, Augenirritationen und langfristig sogar zu Unfruchtbarkeit und Krebs führen.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Durch den bewussten Einkauf von regionalem und saisonalem Obst ist es möglich auf Lebensmittel, die mit Hilfe von Kinderarbeit produziert wurden, zu verzichten. Eine weitere Möglichkeit bieten fair gehandelte Produkte. Inzwischen bieten selbst die meisten Discounter Bananen aus fairem Handel an (mehr dazu unten). 

Kinderarbeit auf Kakaoplantagen

Die Kinderarbeit im Kakaoanbau soll schon seit 20 Jahren abgeschafft werden. 2020 stieg die Zahl der arbeitenden Kinder in diesem Sektor allerdings sogar wieder an.  

60 Prozent des weltweiten Kakaos stammen aus den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire und Ghana. Da Kleinbäuerinnen und -bauern oft weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag verdienen, müssen ihre Kinder sie unterstützen.  

Die Kinder helfen bei der Ernte des Kakaos, tragen die Früchte zusammen, jäten Unkraut und düngen und pflegen die Bäume. Außerdem übernehmen sie andere Aufgaben auf der Plantage, wie Wäsche waschen, putzen oder kochen. Die Arbeit auf den Plantagen ist schwer: Kinder müssen zum Teil mit gefährlichen Werkzeugen, wie Macheten, arbeiten oder Kakaosäcke schleppen, die bis zu 70 Kilogramm wiegen können. Außerdem müssen sie Kakaopflanzen mit giftigen Pestiziden besprühen, die ihre Gesundheit schädigen. Teilweise arbeiten Kinder auf anderen Plantagen als die eigenen Eltern und haben kaum Kontakt zu ihnen. Manche Kinder werden auch beschimpft, gedemütigt oder geschlagen. Dies führt zu physischen und psychischen Störungen bei den Kindern.   

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Beim Einkauf von Kakao oder Schokolade sollte auf Produkte aus fairem Handel zurückgegriffen werden (mehr dazu unten). 

Kinderarbeit bei der Kaffee-Produktion 

Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen: Jährlich trinkt eine Person etwa 150 Liter. Der Großteil des nach Deutschland importierten Rohkaffees kommt aus Südamerika und Afrika. In Afrika wird Kaffee vor allem in Äthiopien, Kenia, Uganda, Burundi, Kamerun und der Côte d’Ivoire angebaut.  

Der Preis für Rohkaffee ist sehr gering. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Kaffeeplantagen ist es deshalb schwierig genügend Kaffee zu ernten, um ihr Leben damit ausreichend finanzieren zu können. Deshalb müssen häufig ihre Kinder mithelfen. Diese helfen bei der Ernte, säubern und sortieren die Bohnen oder düngen die Pflanzen. Teilweise müssen Kinder auch schwere Säcke voller Kaffeebohnen schleppen. Dies stellt eine große Belastung für den Rücken und die Gelenke dar.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Auch bei Kaffee ist der Kauf von fair produziertem und gehandeltem Kaffee eine Möglichkeit, Kinderarbeit zu verhindern. Leider sind nur etwa 10 Prozent des in Deutschland erhältlichen Kaffees fair gehandelt. Dennoch bieten fast alle Supermarktketten inzwischen auch fairen Kaffee an, als Bohnen, Pulver oder Pads. 

Wichtige Siegel für fair gehandelte Lebensmittel, bei denen Kinderarbeit verboten ist 

Quellen:

Seiffert, B. / Kinderarbeit in der Landwirtschaft: Wo liegt der Schlüssel zur Wende? In Welternährung von Dezember 2020. 

o. A. / Palmöl in WWF vom 23.10.2020.  

Flatley, A. / Kinderarbeit was kann ich dafür? In Utopia vom 15.06.2021 

Utopia Team / Palmöl: Die tägliche Regenwald-Zerstörung beim Einkauf in Utopia vom 14.10.2019. 

Geringe Kaffeepreise führen zu Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen

Kaffee ist das absolute Lieblingsgetränk der Deutschen, fast 150 Liter trinkt jede Person durchschnittlich im Jahr. Außerdem ist Kaffee nach Erdöl der wichtigste Exportrohstoff der Welt. Der meiste Kaffee wird in Südamerika und Afrika produziert. Doch in vielen Anbauländern gibt es immer noch ausbeuterische Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen.

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Geringe Kaffeepreise führen zu Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen

Die Kaffeebohnen werden mühsam von Hand geerntet. Trotzdem ist der Preis für Rohkaffee sehr gering. Der Weltmarktpreis lag im Januar 2020 bei etwa einem US-Dollar pro Pfund (etwa ein halbes Kilo). Für die Menschen auf den Kaffeeplantagen ist es schwierig genügend Kaffee zu ernten, um ihr Leben damit ausreichend finanzieren zu können. Deshalb müssen häufig ihre Kinder mithelfen.  

Kinder arbeiten auf Kaffeeplantagen als Erntehelfende, aber auch um die Bohnen zu säubern und zu sortieren oder die Pflanzen einzusprühen und zu düngen. Viele Kinder müssen zudem die schweren Kaffeesäcke schleppen. Die großen Gewichte sind eine starke Belastung für den Rücken und die Gelenke.  

Fairer Kaffee ist eine Seltenheit in Deutschland 

Nur etwa zehn Prozent des deutschen Kaffees werden fair produziert. Fairtrade zahlt einen festen Mindestpreis von 1,40 US-Dollar pro Pfund, um die Schwankungen des Weltmarktpreises abzudämpfen. Zusätzlich erhalten die Kaffeeanbauenden eine Prämie von 20 US-Cent pro Pfund, mit der Gemeinschaftsprojekte, wie der Bau von Schulen, finanziert werden sollen. Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten und es gibt Systeme zur Kontrolle und Prävention. 

Für biologisch angebauten Kaffee gibt es eine weitere Prämie von 30 US-Cent pro Pfund. Leider reicht dies trotzdem nicht aus, damit alle Fairtrade zertifizierten Kaffeebäuerinnen und -bauern ein existenzsicherndes Einkommen haben. 

Die Wertschöpfung liegt in Deutschland statt in den Rohstoffländern 

Afrikanische und südamerikanische Länder sind die größten Exporteure von Rohkaffee, doch die wahre Wortschöpfung passiert in anderen Ländern. Deutschland ist der größte Exporteur von geröstetem Kaffee. Dieser lässt sich im Vergleich zu Rohkaffee für mehr als das Doppelte verkaufen. Das bedeutet, dass erst das Rösten der Kaffeebohnen den günstigen Rohstoff zu einem mitunter teuren Konsumgut werden lässt.  

Deutschland unterstützt dieses Vorgehen, indem die Steuern für gerösteten Kaffee, der aus anderen Ländern importiert wird, bei 7,5 % liegt – Rohkaffee darf hingegen zollfrei eingeführt werden.  

Gerechtere Kaffeepreise, um Kinderarbeit zu reduzieren 

Der Grund von ausbeuterischer Kinderarbeit ist die Armut ihrer Eltern. Hohe und transparente Kaffeepreise könnten das Problem lösen. Ein Vorschlag dafür ist, dass die Arbeitenden umgerechnet 10 US-Cent pro Tasse Kaffee erhalten sollten (bei Fairtrade Kaffee sind es etwa 2,5 US-Cent). 

Verlagerung der Wertschöpfung nach Afrika und Südamerika für eine nachhaltige Veränderung 

Ein anderer Vorschlag ist es, dass Rohstoffländer ihren Kaffee selbst rösten, mahlen und verpacken sollten, um dann das fertige Produkt exportieren zu können. So könnte 60 % mehr Umsatz erwirtschaftet werden und die Wertschöpfung würde in den Rohstoffländern bleiben. Davon würden nicht nur Kaffeebäuerinnen und -bauern profitieren, sondern auch die Menschen, die den Kaffee rösten, die Verpackungen herstellen und die Etiketten für diese drucken.  

Schätzungsweise könnten so in Äthiopien – dem größten Rohkaffeeexporteurs Afrikas – etwa 280.000 neue Jobs entstehen. Weitaus mehr als durch klassische Entwicklungshilfe möglich wäre. 

Weitere Informationen: 

Kaffee Fact Sheet von Fairtrade von Mai 2019. 

Amann, S. et al. / Die bittere Wahrheit über unser Lieblingsgetränk vom 21.09.2017.  

k. A. / Kaffee vom 29.11.2010 in aktiv-gegen-kinderarbeit.  

Datum: 03.06.2021