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Kinderarbeit für Elektrogeräte

Immer mehr elektronische Geräte führen zu einem Anstieg der Nachfrage nach seltenen Rohstoffen, wie Kobalt, Kupfer oder Coltan. Beim Abbau dieser Rohstoffe arbeiten häufig auch Kinder unter schlimmsten Bedingungen. Zudem gibt es immer mehr Elektroschrott, der auf Müllhalden landet und dort unter anderem von Kindern verbrannt wird, um an das verbaute Gold oder Kupfer zu gelangen. Die giftigen Dämpfe schädigen die Gesundheit nachhaltig.

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Kinderarbeit für Elektrogeräte

Elektronische Geräte bestimmen einen Großteil unseres Alltags. In Deutschland besitzen etwa 60 Millionen Menschen ein Smartphone. Viele von ihnen richten den ersten Blick nach dem Aufwachen auf ihr Handydisplay. Die Nachrichten werden dann über den Bluetooth-Lautsprecher gehört und bevor man das Haus verlässt, wird die Smartwatch umgelegt. Einige steigen in ihr E-Auto, um zur Arbeit zu kommen. 2021 fuhren erstmals über eine Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen. 

All diese Geräte haben eines gemeinsam: leistungsstarke Akkus, häufig Lithium-Ionen-Akkus. Die wachsende Nachfrage an Lithium-Ionen-Akkus führt dazu, dass immer mehr Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Kupfer gefördert werden müssen, um sie herzustellen.  

Kinderarbeit bei der Rohstoffförderung 

Kinderarbeit für Elektrogeräte beginnt bei der Förderung von Rohstoffen. In Kobaltminen im Süden des Kongos beispielsweise arbeiten etwa 40.000 Kinder. Sie arbeiten unter gefährlichsten Bedingungen und müssen teils bis zu 24 Stunden unter der Erde verbringen.  

Bei Erdrutschen können Minen leicht einstürzen, bei Regen kommt es häufig zu Überschwemmungen. Es gibt kaum Sicherheitsmaßnahmen und viele Kinder arbeiten ohne festes Schuhwerk oder Helme. Der eingeatmete Staub bei der Arbeit führt zu Lungenproblemen. 

Trotz der harten Arbeit ist der Verdienst der Kinder gering und liegt bei etwa ein bis zwei US-Dollar pro Tag. Diese sind jedoch oft unabdingbar, um das Überleben der Kinder und ihrer Familien zu sichern.  

Faire und sichere Arbeitsbedingungen für Erwachsene sind ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit. Denn nicht die Verwendung von den seltenen Rohstoffen ist problematisch, sondern ihre Gewinnung. Es wäre fatal wenn die Industrie in Europa auf Rohstoffe aus afrikanischen Ländern verzichten würde, denn Millionen Menschen hätten dann gar keine Einnahmequelle mehr. Stattdessen muss dafür gesorgt werden, dass Eltern genug verdienen, also ein faires Gehalt bekommen, um ihren Kindern Bildung und eine sichere Zukunft zu ermöglichen.  

Das Lieferkettengesetz in Deutschland ist ein Ansatz für faire Arbeitsbedingungen und gegen Kinderarbeit , doch leider greift das Gesetz nicht weit genug und der Anfang von Lieferketten, gerade dort, wo die meisten Menschenrechtsverletzungen stattfinden, wird kaum kontrolliert.  

Elektroschrott und  Kinderarbeit 

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 22 Millionen neue Smartphones verkauft. Doch was passiert mit den alten Geräten? 2019 sind in der EU 54 Millionen Tonnen Elektroschrott angefallen. Die WHO schätzt, dass etwa 20 % dieses Schrotts illegal exportiert wurde.  

Der Elektroschrott landet bspw. auf der größten Müllhalde der Welt in Accra, Ghana. Weltweit arbeiten etwa 18 Millionen Kinder auf Müllhalden für Elektroschrott. Dort durchsuchen sie den Müll nach Spuren von Gold, Coltan oder Kupfer, die in den Altgeräten verbaut sind. 

Um die Rohstoffe zu gewinnen, müssen die Elektrogeräte verbrannt und zerstört werden. Dabei werden oft hochgiftige Gase freigesetzt. Der Kontakt mit Blei, Zink und Chrom reizt die Augen und führt zu Kopfschmerzen. Langfristig wird das Nervensystem geschädigt, Krebs- und schwere Lungenerkrankungen sind häufige Folgen.  

Das konsequente Recycling von Batterien in E-Autos oder kleinen Elektrogeräten kann in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass weniger der seltenen Rohstoffe abgebaut werden müssen. Das schont auch Umwelt und Ressourcen. 

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun, um Kinderarbeit für Elektrogeräte zu verhindern

Am besten ist es, elektronische Geräte gebraucht zu kaufen und so lange wie möglich zu nutzen. Für Elektrogeräte wie Smartphones, Smartwatches, Kopfhörer, Lautsprecher, Monitore, Laptops oder Kameras, aber auch Küchengeräte gibt es die Möglichkeit, sie “refurbished” also “wiederaufbereitet” zu kaufen. 

Diese Geräte sind also Second Hand, haben aber mindestens ein Jahr Garantie. Kritische Komponenten wie das Display oder die Akkus werden oft ausgetauscht, so dass man ein voll funktionstüchtiges Gerät erhält. So kann die Lebenszeit von Geräten teilweise verdoppelt werden und beim Kauf spart man auch noch Geld.  

Bei Smartphones gibt es zudem fair produzierte Produkte wie das neue Fairphone 3 oder das Shift 5me, mit denen Kinderarbeit für Elektrogeräte verhindert wird. 

Bis 2022 will die “Global Battery Alliance” ein Qualitätssiegel entwickeln, welches die sozialen, ökologischen und ökonomischen Faktoren der Batterieherstellung transparent machen soll. Das Siegel soll Batterien auszeichnen, die ohne Kinderarbeit und mit bestimmten Sicherheits- und Gesundheitsstandards produziert wurden.  

Oft wird die Kinderarbeit im Abbau von Kobalt und anderen seltenen Rohstoffen als Argument gegen die Mobilitätswende und Elektro-Autos missbraucht. Dieses Argument lässt allerdings außenvor, dass nicht die Rohstoffe und ihre Verwendung das Problem sind, sondern die Art und Weise wie sie gefördert werden und daran kann etwas geändert werden. 

Auch bei der Entsorgung von Altgeräten kann jede und jeder etwas tun. Elektroschrott gehört weder in den Hausmüll noch in die gelbe Tonne. Elektrogeräte können kostenlos bei kommunalen Sammelstellen abgegeben werden. Kleinere Elektrogeräte mit einer Seitenlänge bis zu 25 cm (z.B. Handys, Toaster, Fernbedienungen) können auch bei Elektrofachgeschäften (mit einer Ladenfläche über 400 Quadratmetern) kostenlos abgegeben werden. Vorteil der richtigen Entsorgung ist, dass die Geräte recycelt und wichtige Rohstoffe zurückgewonnen und wieder verwertet werden. Das schont Umwelt und Ressourcen. 

Quellen: 

Cascais, A. / Kongo: Kinderarbeit für Smartphones? In DW vom 11.06.2021. 

Flatlay, A. / Kinderarbeit – was kann ich dafür? In Utopia vom 15. 06.2021. 

Flatlay, A / Für unsere Smartphones arbeiten Kinder in Utopia 17.03.2021. 

o. A. / Kinderarbeit in Afrika in UNICEF, o. D.  

Zeitler, A. / Giftiger Elektromüll in Planet Wissen vom 03.09.2019. 

Scheid, L. / Der Weg zu fairen Batterien in der Zeit vom 20.03.2021. 

Seiwert, M. / Der Hype um Kobalt könnte schon bald vorbei sein in der WirtschaftsWoche vom 06.09.2021. 

Philipp, A. / Öko-Akkus garantiert ohne Kinderarbeit: Industrie entwickelt E-Auto-Siegel in E-Fahrer vom 25.02.2020. 

Kinderarbeit in Minen

In den Minen afrikanischer Länder werden einige der wertvollsten und wichtigsten Rohstoffe unserer Zeit wie Kupfer, Coltan, Gold und Kobalt gefördert. Allerdings geschieht das häufig, indem Kinder unter gefährlichen Bedingungen extrem hart körperlich arbeiten müssen und ausgebeutet werden.

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Kinderarbeit in Minen

Kinderarbeit in Goldminen 

In Tansania und Niger wird das wertvolle Metall Gold gefördert. Kinder, die in Goldminen arbeiten tun dies meist ohne Schutzkleidung. Das führt dazu, dass sie Staub einatmen und in Berührung mit giftigem Quecksilber kommen. Dies und die Gefahr in den Minen abzustürzen, birgt große gesundheitliche Risiken.  

Kinderarbeit in Kobaltminen 

In der Demokratischen Republik Kongo, einem der rohstoffreichsten Länder der Erde, wird vor allem das Metall Kobalt abgebaut. Mehr als 60 % des weltweiten Kobalts stammt hierher. Allerdings wird es oft unter höchstgefährlichen Bedingungen gefördert: Immer wieder stürzt die Erde über Menschen ein, Steine fallen auf Köpfe oder Menschen stürzen beim Klettern in eine Mine ab. Kinderarbeit ist keine Seltenheit. 2019 arbeiteten im Kongo mindestens 22.000 Kinder in den Minen. Die über 7-jährigen Kinder arbeiten oft mehr als acht Stunden pro Tag. Dabei verdienen sie kaum mehr als 1,50 Euro an einem ganzen Tag. Kobalt wird für Smartphone-Akkus genauso gebraucht wie für die Batterien von Elektro-Autos.   

Kobaltabbau im eigenen Garten 

Viele Menschen graben bis zu 50 m tiefe Löcher in ihre eigenen Gärten, um dort nach Kobalt zu graben. Doch auch in offiziellen Kobaltminen werden die von der Regierung auferlegten Sicherheitsregeln und das strenge Verbot von Kinderarbeit häufig missachtet.  

Fehlende Perspektiven sind Grund für gefährliche Arbeit 

Trotzdem gibt es für viele Menschen im Kongo keine andere Möglichkeit Geld zu verdienen. Und da sich viele Familien die Schulbildung für ihre Kinder nicht leisten können, fangen diese schon in jungen Jahren an zu arbeiten. Mit ihrem Lohn können die meisten aber gerade mal für ihre Kleidung und ihr Essen aufkommen. Kinder werden in der Regel schlechter bezahlt als Erwachsene. 

Sparen, Bildung oder die Finanzierung von Medizin ist für Familien und Kinder kaum möglich. Jedoch verdient ein Mensch, der in Minen arbeitet, mehr als eine Person, die in der Landwirtschaft tätig ist. Vielen Kindern wird keine bessere Alternative geboten, weshalb sie sich trotz der Gefahr für die Arbeit in den Minen entscheiden. 

Keine gute Lösung in Sicht 

Viele große Automobilhersteller setzen nun auf industrielle Großminen, um Kinderarbeit ausschließen zu können. Diese Großminen verschmutzen allerdings ihre Umwelt und können das Problem der Armut in der Bevölkerung nicht lösen. So schleichen sich die Menschen nachts auf unbewachte Großminen und setzen sich in der Dunkelheit noch größeren Gefahren aus.  

Andere Unternehmen geben an überhaupt kein Kobalt mehr aus der DR Kongo zu beziehen. Doch dies scheint auch nicht die Lösung zu sein. Der Bedarf an Kobalt wird in den nächsten Jahren ansteigen und nicht ohne die Vorkommen der DR Kongo gedeckt werden können. Dies könnte laut Experten zu einem erheblichen Anstieg von Schmuggel führen.  

Quellen: 

Staude, L. / Der hohe Preis für Elektroautos und Smartphones vom 25.07.2017 in Deutschland Funk.  

Gerding, J. / Kobalt aus dem Kongo: Der Makel der E-Mobilität vom 02.07.2019 in DW.  

Datum: 03.06.2021