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Kreative Mathematikerin – Diarra Bousso

Die Designerin und Mathematikern Diarra Bousso benutzt mathematische Formeln, um die Muster für ihr Mode-Label “Diarrablu” zu designen. Sie bezeichnet sich selbst als “kreative Mathematikerin”. Zusätzlich zu ihrem Mode-Label arbeitet sie Vollzeit als Mathematiklehrerin.

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Kreative Mathematikerin – Diarra Bousso

Diarra Bousso wurde im Senegal geboren und ging in der Hauptstadt Dakar zur Schule. Mit 16 erhielt sie ein Stipendium, um in Norwegen ihre Schulausbildung abzuschließen. Danach studierte sie Ökonomie, Statisitk und Mathematik in den USA. Mit nur 22 Jahren war sie bereits Traderin an der Börse. 

Der amerikanische Traum 

Bei der Arbeit an der Börse fühlte sie sich allerdings oft verloren, als eine der wenigen Frauen, Afrikanerinnen und Musliminnen.  Zudem fehlte ihr die Kreativität bei dem Job. So kehrte sie nach kurzer Zeit zurück in den Senegal.  

Ein Unfall wird zum Wendepunkt 

Dort erlitt sie einen schweren Unfall, der einen temporären Gedächtnisverlust und Beschwerden beim Gehen zur Folge hatte. Diese Zeit im Bett nutzte Bousso um sich mit Mode und Design auseinander zu setzen. Ihre Begeisterung für Mode hatte Bousso von ihrer Mutter übernommen, die schon immer sehr elegant gekleidet gewesen war und großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte. 

Frühe Inspiration durch die Eltern 

Von ihrem Vater nahm Bousso schon in jungen Jahren das Interesse für das Handwerk mit, sie beobachtete Schneiderinnen und Schneider bei ihrer Arbeit und gründete 2013 ihr erstes Mode-Label. Da sie allerdings immer noch zu wenig über die Modeindustrie wusste, und lernen wollte, wie sie funktionierte, besuchte sie Produktionsstätten in China und der Türkei. Dort erhielt sie Einblick in die Lieferketten und Materialbeschaffung. Um Kontakte zur Modewelt zu knüpfen, besuchte sie außerdem die New Yorker und Pariser Fashionweek. 

Boussous erstes Mode-Label hatte keinen sonderlich großen Erfolg und sie entscheid sich stattdessen dazu in Kalifornien Kreative Mathematik an der Stanford Graduate School of Education zu studieren.  

Mathematische Formeln werden zu bunten Mustern  

2015 kam ihr dann die entscheidende Idee für ihren Erfolg: Sie verwendet mathematische Gleichungen, um Muster zu erzeugen. Diese koloriert Bousso und lässt ihre Followerinnen und Follower auf Social Media abstimmen, welche Muster ihnen besser gefallen. Ihr Mode-Label “Diarrablu” ist weltweit erfolgreich. 

Modeschöpferin und Vollzeit-Mathelehrerin 

Bousso bezeichnet sich als kreative Mathematikerin und sieht in ihrer Tätigkeit als Mathematiklehrerin von Jugendlichen einen wichtigen Ausgleich zu ihrer kreativen Arbeit. Im Klassenzimmer würde sie immer die neusten Trends sehen und sei ständig mit der Jugend konfrontiert.  

Nachhaltige Produktion 

Bei ihren Kollektionen orientiert sie sich an den Jahreszeiten, produziert allerdings monatlich, dadurch kann die Produktion besser an die Nachfrage angepasst werden und es bleiben weniger Stücke übrig. Dies ist ein nachhaltiger und ökologischer Produktionsprozess. 

Nachhaltigkeit stellt generell ein wichtiges Thema für Bousso da: ihre Stoffe sind aus pflanzlicher Cellulose, einem natürlichen und abbaubaren Stoff.  

Inspiriert durch den afrikanischen Kontinent 

Ihre afrikanische Herkunft inspiriert die Designerin. Ihre Kleidungsstücke sind klar und elegant geschnitten und erinnern an traditionelle Boubous. Auch Farben, Muster und Motive sind von afrikanischen Symbolen und Farbeschemata inspiriert. 

Quellen: 

Jennings, H. / Meet Diarra Bousso: One of Senegal’s most promising designers in CNN 19.04.2021. 

Müller, K. / Auf ihren Kleidern tanzen Algorithmen: Diarra Bousso bringt moderne Technologie in Afrikas Modeszene in Neuer Zürcher Zeitung vom 06.01.2021.  

Kinderarbeit in Kleidung

Fast Fashion bedeutet sehr oft, sehr günstige Kleidung kaufen - den neusten Trends entsprechend. Um niedrige Preise zu gewährleisten, müssen allerdings oft Kinder arbeiten. Ob auf Baumwollfeldern, Spinnereien oder Nähereien: Überall arbeiten Kinder unter unwürdigen Bedingungen.

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Kinderarbeit in Kleidung

Fast Fashion in Deutschland 

In Deutschland besitzt jede erwachsene Person im Durchschnitt 95 Kleidungsstücke. Pro Jahr kommen 60 dazu. Das sind etwa doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt. Etwa ein Drittel der Kleidung wird fast nie getragen und 60 % werden schon nach einem Jahr wieder entsorgt.  

Neue Fashion-Trends kommen immer schneller; einige Bekleidungsunternehmen bringen 20 Kollektionen im Jahr auf den Markt. Deutschland ist der zweitgrößte Textilimporteur der Welt, etwa 90 % der Kleidung kommen aus asiatischen Nähereien. 

Der lange Weg von Baumwollfeldern bis in die Läden 

Doch Kleidung hat einen viel längeren Weg als aus der Näherei in die Läden: Er beginnt auf den Baumwollfeldern dieser Erde. Benin, Burkina Faso und Côte d’Ivoire sind einige der größten Exporteure von Baumwolle in Afrika.  

Kinderarbeit in der gesamten Lieferkette von Kleidung

In 18 Ländern weltweit arbeiten Kinder auf Baumwollplantagen. Dort bestäuben sie die Blüten der Pflanzen, versprühen Pflanzenschutzmittel und helfen bei der Ernte.  

In den Spinnereien sind die Arbeitskräfte häufig unter 18 Jahren alt, wenn sie anfangen zu arbeiten. Kinder arbeiten auch in Nähereien. Dort färben sie die Kleidung, nähen Knöpfe an, legen Kleidung zusammen und verpacken sie.  

An allen Stationen der Textilproduktion arbeiten Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen und gesundheitsschädlicher Belastung. Sie atmen giftige Pestizide und Farbdämpfe ein, arbeiten mit gefährlichen Maschinen und sind der sengenden Hitze oder der staubigen Luft in Fabrikhallen ausgesetzt.  

Teufelskreis der Kinderarbeit 

Entlohnt wird die Arbeit von Kindern schlechter als die von Erwachsenen. Die meisten Kinder arbeiten, um ihre Eltern finanziell zu unterstützen. Armut ist immer der größte Treiber von Kinderarbeit. Arbeiterinnen und Arbeiter müssen fair bezahlt werden, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Denn nur wenn Kinder die Möglichkeit auf eine gute Bildung haben, können sie später einen besseren Beruf erlernen und aus dem Teufelskreis der Kinderarbeit ausbrechen.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun  

Fast Fashion Trends sind oft sehr verlockend. Trotzdem sollte beim Kauf von neuer Kleidung darauf geachtet werden, wie sie produziert wurde. Wichtige Anhaltspunkte dafür bieten Siegel, die fair gehandelte und produzierte Ware kennzeichnen. Folgende Siegel können beim Kleiderkauf helfen:  

Eine andere Möglichkeit, um Kinderarbeit in Kleidung zu vermeiden, sind Second-Hand-Läden. Dort sind teilweise echte Modeschätze versteckt. Nicht nur nachhaltig, sondern auch sehr lustig können “Kleidertausch-Partys” mit Freundinnen und Freunden sein. Alle bringen ihre aussortierten Anziehsachen mit und schauen, ob ihnen bei den anderen Teilnehmenden etwas gefällt und tauschen munter drauflos. 

Quellen: 

Derya / Die Verantwortung des deutschen Konsumenten in Utopia vom 30.04.2021. 

Derya / Unser Komfort: ein bisschen Kinderarbeit für ganz viel Fast-Fashion in Utopia vom 16.04.2021. 

Moulds, J. / Child labour in the fashion supply chain in the guardian o. D. 

Amoako Boafo: aufstrebender Stern des Kunsthimmels

Viele Lebensmittel, bei denen wir es nicht vermuten, werden mit Hilfe von Kinderarbeit erzeugt. Meist geschieht das schon so früh in der Lieferkette, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, Kinder könnten in die Produktion involviert sein.

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Amoako Boafo: aufstrebender Stern des Kunsthimmels

Schon früh begeisterte Amoaka Boafo sich für die Kunst und leistete sich Wettkämpfe mit seinen Freunden, wer am besten Malen und Zeichnen könne. Der heute 37-jährige Künstlerbegann seine Ausbildung am Ghanatta College of Arts and Design in Accra. 2014 ging Boafo an die Akademie der Künste in Wien. Hier kam er zum ersten Mal mit der Wiener Moderne des 20. Jahrhunderts und dem europäischen Jugendstil in Berührung.  

Gustav Klimt und Egon Schiele beeinflussten ihn stark in seinem weiteren Werdegang. Er begann selbst mit der Porträtmalerei. Boafo malt ausschließlich Schwarze Menschen, meist auf flächigen, farbigen Hintergründen. Seine Werke zeichnen sich durch seine bestimmte Fingermaltechnik aus.   

Amoako Boafos Karriere während der Black Lives Matter Bewegung 

Amoako Boafo sieht seine Kunst als Darstellung und Zelebrierung der Schwarzen Identität und Kultur und gerade in der Pandemie auch als Zeichen der Solidarität. 

Durch die Black Lives Matter Bewegung im Jahr 2020, stieg das Interesse an Schwarzen Künstlerinnen und Künstlern stark, Boafos Werke wurden auf dem Kunstmarkt plötzlich deutlich höher gehandelt als zuvor. Sein Name war in aller Munde.  

Heute hängen seine Werke unter anderem im Guggenheim Museum in New York, im Hessel Museum of Arts des Bard College, in der Albertina in Wien und im Rubell Museum in Miami.  

Kunst und Mode: Boafos Dior-Kollektion 

In Boafos Werken spielt die Kunst häufig eine zentrale Rolle, teilweise sind seine Bilder von Modefotografien inspiriert. 2021 arbeitete er mit Kim Jones, dem Kreativdirektor von Dior Men für die Sommerkollektion der Herren zusammen. Kim Jones, der in Äthiopien, Tansania, Kenia und Botswana lebte hatte schon lange Zeit vor mit afrikanischen Kunstschaffenden zusammen zu arbeiten.  

Boafo und der Rest der Kunstwelt ist überzeugt, dass die Karriere des Künstlers gerade erst richtig beginnt. 

Quellen:  

Invernizzi, A. / Amoako Boafo: Der neue Superstar aus Ghana in BbysMagazin vom 25.01.2021. 

o. A. / Amoako Boafo – Bilder im Kopf in DW vom 07.08.2021. 

Van den Broeke, T. / Kim Jones collaborates with artist Amoako Boafo for Dior SS21 in GQ vom 13.06.2021. 

Cunningham, C. / Dior Men’s Summer 2021 Collection von Dior vom 13.07.2021. 

Die Kanga – mehr als ein Kleidungsstück

Wer in Ostafrika, besonders in Tansania und Kenia, unterwegs ist, wird die als „Kanga“ bezeichneten bunten Tücher nicht übersehen können, denn sie sind allgegenwärtig. Ein guter Grund, sich einmal näher mit dem Kleidungsstück, seiner sozio-kulturellen Bedeutung und Geschichte auseinander zu setzen.

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Die Kanga – mehr als ein Kleidungsstück

_©GfA, Adaption der Grafik „Orthographic map of Africa“ von Martin23230 (wikipedia.org), CC 3.0

„Kernländer“ um die großen Seen in Ostafrika, in denen die Kanga hauptsächlich getragen wird

In Tansania, Kenia und anderen ostafrikanischen Ländern um die großen Seen sieht man immer wieder Menschen, ganz besonders Frauen, die in farbenfrohe Tücher gekleidet sind. Diese heißen „Kanga“ und werden im Alltag, aber auch zu besonderen Anlässen verwendet und getragen. Die Tücher sind 1.5 Meter mal 1 Meter groß und werden meist als Paar verkauft. Es gibt die Tücher in den verschiedensten Farben und Mustern, aber eines haben alle Kangas gemeinsam (und dadurch unterscheiden sie sich von anderen Materialien in Ostafrika, aus denen Kleidung gemacht wird): Sie haben eine dreiteilige Aufgliederung.

_©Mark Dingemanse, CC 2.5 Generic

Jede Kanga hat einen Rahmen (pindo) (1) mit einem Muster. Der zentrale Teil innerhalb des Rahmens (mji) (2) kann ein Muster oder ein Bild sein und sticht dem Betrachter zuerst ins Auge. An der unteren Seite des zentralen Musters ist ein Spruchband (jina) (3) auf Kisuaheli gedruckt – und das ist es eigentlich, was die Kanga besonders und leicht von anderen Stoffen unterscheidbar macht. Dieses Spruchband übermittelt dem Betrachter bzw. der Betrachterin eine Nachricht. Oft handelt es sich um ein Sprichwort oder einen Wunsch, es kann aber auch eine politische oder gesellschaftskritische Botschaft sein. Dadurch kann die Kanga auch einen emanzipatorischen Aspekt haben bzw. Mittel des (politischen) Widerstands sein, denn Frauen können so Botschaften übermitteln, die sie nie öffentlich verbalisieren. Aber auch im Alltag können Botschaften so indirekt übermittelt werden ohne etwas „sagen“ zu müssen – die beteiligten Personen verstehen dies jedoch. Ein Beispiel:

„Frau Hafswa bekam von ihrer Nachbarin Frau Yasmin eine Kanga geschenkt mit der Aufschrift „Ataka yote hukosa yote“ (Wer alles will, verliert normalerweise alles). Darüber ärgerte sich Frau Hafswa sehr und konfrontierte Frau Yasmin, indem sie sie fragte, warum sie ihr ausgerechnet diese Kanga geschenkt habe. Aber Frau Yasmin verweigerte das Gespräch indem sie sagte, dass sie nicht lesen kann und damit die Bedeutung des Spruches gar nicht verstanden hat. Das glaubte Frau Hafswa ihr nicht, denn es ist allgemein bekannt, dass auch Frauen, die nicht lesen und schreiben können, an der Kommunikation über die Kanga teilnehmen. Aber sie musste es dabei belassen und mit ihren Gefühlen der Wut und Entwürdigung klar kommen. Dieser Zwischenfall ereignete sich kurz bevor Frau Hafswa sich von ihrem Ehemann, einem sehr etablierten Mann in der Gemeinschaft, trennte. Mit diesem Geschenk der Kanga hatte sie das Gefühl, für das Scheitern der Ehe verantwortlich gemacht zu werden und dass die Menschen über sie lästerten. Sie empfand das Geschenk als ungerechtfertigte Einmischung in ihre privaten Angelegenheiten und Verletzung ihrer Privatsphäre. Außerdem sah sie die Aktion der Nachbarin als Ausdruck von Eifersucht und ihrer heimlichen Freude über das Scheitern der Ehe.“

Übersetzung aus dem Englischen aus: Ambiguous signs: The role of the Kanga as a medium of communication, Rosemarie Beck (2001)

Kommunikation über Tabuthemen

Durch die Kommunikation über die Kanga können also Bereiche des alltäglichen Lebens angesprochen werden, die normalerweise mit Tabus und Sprechverboten belegt sind. Dazu gehören z. B. größere Konflikte, Neid, Eifersucht, Unzufriedenheit (negative Höflichkeit), aber auch Sexualität und zu einem gewissen Grad auch Ratschläge (positive Höflichkeit). Solche Sprechverbote gelten für alle Mitglieder der muslimischen Gesellschaften der ostafrikanischen Küste, insbesondere aber für Frauen. Diese Themen werden als besonders brisant angesehen, da sie die Privatsphäre der Menschen betrifft, welche in den Gesellschaften einen sehr hohen Stellenwert hat. Der Verlust der Privatsphäre oder ihre Verletzung wird gleichgesetzt mit dem Verlust der Ehre (heshima). Auf der kommunikativen Ebene erzeugt die Kanga eine interessante Situation, da über die Themen kommuniziert, nicht aber gesprochen wird. In der oben beschriebenen Situation zwischen Frau Hafswa und Frau Yasmin wird dies durch Frau Yasmin deutlich indem sie das Gespräch verweigert und den Konflikt nicht verbalisieren möchte. Der Konflikt selbst wird damit nicht besprochen, sondern die Kommunikation zwischen den beiden Frauen dreht sich ersteinmal darum, ob es überhaupt eine Kommunikation über einen Konflikt mit dem Mittel der Kanga gab oder nicht.

An der ostafrikanischen Küste, die von der Swahili-Kultur geprägt ist, wird eine soziale Hierarchie zwischen Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Herkunft wahrgenommen. In Kontexten mit negativer Höflichkeit, wie in der Geschichte beschrieben, wird die Kanga oft „von unten nach oben“ als Kommunikationsinstrument genutzt (Frau Yasmin gibt an, nicht lesen zu können, was ihren niederen sozialen Status gegenüber Frau Hafswa betont). Das heißt, dass beispielsweise junge Frauen mit niedrigerem sozial-ökomonischen Status älteren Frauen mit höherem sozial-ökonomischem Status eine kritische Botschaft mittels der Kanga übermitteln können. Eine positive Höflichkeit wie ein Ratschlag hingegen wird meistens „von oben nach unten“ kommuniziert.

Augen auf beim Verschenken einer Kanga

Heute werden Kangas gerne zu allen möglichen Anlässen verschenkt – auch z. B. Gäste in Projekten bekommen oft eine Kanga als Willkommens- oder Abschiedsgeschenk überreicht. Verschenkt man eine Kanga, sollte man sich vorher immer genau darüber informieren, was der Spruch genau bedeutet. Denn verschenkt man eine Kanga mit einem freudigen Spruch für eine Hochzeit zum Anlass einer Beerdigung, kann dies die Beziehungen stark und nachhaltig beschädigen. Bei besonderen Ereignissen, wie z. B. der Wahl von Barack Obama 2009 zum ersten schwarzen Präsidenten oder dem 50. Jahrestag der Universität Dar es Salaam, werden oft spezielle Kangas gedruckt, die sich auf diese Ereignisse beziehen.

Kanga, die an das 50jährige Bestehen der Universität Dar es Salaam erinnert (1961 – 2011)

Kanga mit Glückwünschen (Hongera) für den neu gewählten Präsidenten Barack Obama

„Ahsante“ bedeutet „Danke“

Sozial-geschichtlicher Hintergrund

Die Kanga ist vermutlich in den 1880er Jahren auf Sansibar „erfunden“ worden. Sie spielte eine wichtige Rolle in der Emanzipation der Sklaven und ihrer Integration in die muslimische Swahili-Gesellschaft an der ostafrikanischen Küste. Als Symbol für ihre Emanzipation wies sie sowohl auf ihren „neuen“ Status als Mitglied der Gesellschaft hin als auch auf ihre Herkunft aus der Bevölkerungsgruppe der Sklaven. Die Muster beispielsweise sind inspiriert von der handgefertigten Kleidung reicher Frauen. Durch das Tragen einer solchen Kanga drückte die Frau ihr Wissen über kulturell wichtige Muster aus und bekräftigte ihr Zugehörigkeitsgefühl als Mitglied der Gesellschaft. Auf der anderen Seite waren diese Tücher nicht „das Original“, da die Muster auf die Stoffe maschinell aufgedruckt und nicht durch Handarbeit aufgenäht waren. Dies verwies auf ihren Status am Ende der sozialen Hierarchie in der Gesellschaft. Mit der Zeit werden neue Formen und Muster aufgenommen (zum Beispiel Muster, die neue Erfindungen wie Uhren und Flugzeuge symbolisieren) und in dem Kleidungsstück verarbeitet, sodass Kangas sowohl Innovation als auch Konservativismus ineinander vereinen können.

Das Wort „Kanga“ kommt wahrscheinlich von dem Kisuaheli-Wort „kukanga“, das auf Deutsch „wickeln“ heißt. Und das Tuch kann auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen gewickelt werden. Dadurch kann es in vielen Lebenslagen verwendet werden: Als Rock, als Baby-Tragetuch, als Kopfbedeckung, als Handtuch… es ist unglaublich praktisch, nicht nur für die indirekte Kommunikation.

_©GEMEINSAM FÜR AFRIKA I Jannik Stützenberger

_©GEMEINSAM FÜR AFRIKA I Jannik Stützenberger

Quelle: Ambiguous signs: The role of the Kanga as a medium of communication, Rosemarie Beck (2001)

Wildlife Works

Die Wildlife Works Bekleidungsfabrik wurde 1997 gegründet mit dem Ziel, eine marktorientierte Lösung für den Artenschutz zu finden, die gleichzeitig der lokalen Bevölkerung nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Die Fabrik produziert faire und nachhaltige Mode für verschiedene Kunden wie PUMA oder LaLesso und übernimmt dabei den Zuschnitt, das Nähen sowie gegebenenfalls das Bedrucken mit Siebdrucktechnik. Außerdem produziert sie auch Fair Trade-zertifizierte Stoffe.

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Wildlife Works

Das erste Projekt des Unternehmens entstand in Rukinga – eine Region, in der es immer wieder zu Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren gekommen war. Dies führte zu Überlegungen, einen für Elefanten lebenswichtigen Wanderkorridor zu schließen, was zu einem weiteren drastischen Rückgang der Wildtierpopulation geführt hätte.

Zusammen mit der lokalen Bevölkerung setzte sich Wildlife Works dafür ein, lokale Arbeitsplätze zu schaffen während die Gemeinde einwilligte, das Roden und Wildern zu unterlassen. 1998 wurden zunächst die klimaneutrale Fabrik und ihr Team geschaffen, außerdem wurde eine unbewaffnete Rangergruppe ins Leben gerufen, die im Wildkorridor unterwegs war und die einheimische Bevölkerung über Natur- und Artenschutz aufklärte.

2001 wurde die erste Biobaumwolle-Kollektion von Wildlife Works herausgegeben und die Angestellten konnten Dank fairer Löhne und einer guten Gesundheitsversorgung endlich für ihre Familien sorgen, ohne wildern oder brandroden zu müssen.

 

BISHER ERZIELTE ERGEBNISSE

Wildlife Works versorgt die Bevölkerung der im Kasigau-Korridor liegenden Region mit langfristigen Arbeitsstellen, die eine Alternative darstellen zu den üblichen, nicht nachhaltigen Einkommensquellen wie Wilderei und illegaler Rodung.

Mit ihrem Umsatz schützt Wildlife Works über 200.000 Hektar (500.000 acres) Trockenwälder und über 11.000 freilebende Elefanten sowie weitere im dortigen Ökosystem angesiedelte bedrohte afrikanische Tierarten. Über 55.000 Bäume wurden in den letzten vier Jahren gepflanzt. Außerdem wurden seit 2013 10.000 kg Kohle hergestellt, ohne einen einzigen Baum dafür zu fällen.

Mit ihren Sozialprogrammen konnte die Fabrik über 116.000 Menschen der lokalen Bevölkerung erreichen. Wildlife Works beschäftigt über 70 einheimische Mitarbeiter. Zusätzlich werden über 250 lokale Personen als Ranger, Community Outreach Officer, Techniker und Bauarbeiter eingesetzt. Außerdem werden lokale Frauengruppen mit dem Herstellen von Kunsthandwerk beauftragt. Wildlife Works ist der drittgrößte Arbeitgeber in der Region. Das soziale und ökologische Engagement des Unternehmens geht aber noch weiter: In den letzten 10 Jahren vergab Wildlife Works an über 3.200 Studenten Stipendien in Höhe von insgesamt  $259.227. In den letzten drei Jahren wurden 15 Schulprojekte fertig gestellt, von denen 8.500 Schüler profitiert haben. Es wurden in den vergangenen vier Jahren 10 Wasserprojekte durchgeführt und damit konnten 26.000 Menschen versorgt werden.

SOKO Community Trust

Der SOKO Community Trust wurde 2013 durch den im Rukinga Nationalpark angesiedelten ökologisch nachhaltigen Bekleidungshersteller SOKO gegründet mit dem Ziel, Menschen darin zu unterstützen, langfristig einen Weg aus der Armut zu finden. Dafür betreibt der SOKO Community Trust unterschiedliche Projekte.

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_©SOKO Kenya

SOKO Community Trust

Die Näh-Akademie (Stitching Academy) bildet jedes Jahr 40 Näherinnen und Näher aus, damit sie eine Beschäftigung in der Kleidungsindustrie anstreben können. Das Nähakademie-Zentrum gibt den Absolventen zusätzlich die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten weiter auszubauen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen sowie Karrieretraining und Unterstützung durch Mentoren zu bekommen.

Ein weiteres Ausbildungs- und Unterstützungsprogramm „Pipeline Roadshow“ bietet in fünf umliegenden Dörfern von SOKO Trainings für finanzielle Bildung, Gesundheitsförderung und Familienplanung und stellt sogar eine Augenklinik zur Verfügung.

Die Kujuwa-Initiative zielt darauf ab, Mädchen mit waschbaren Menstruationsbinden zu versorgen, die aus Stoffresten aus der Fabrik hergestellt werden. Außerdem gibt es in der Schule Aufklärungsunterricht über Menstruation und sexuelle Gesundheit, sowie Kurse über Gesundheit und Familienplanung für Eltern. Mit Hilfe des WASH-Projekts wird Regenwasser gesammelt für eine nachhaltige Wasserversorgung von Schulen. Des Weiteren werden neue Toilettenhäuser speziell für Mädchen gebaut.

 

PROJEKTZIELE

Das Projekt hat insgesamt vier konkrete Projektziele:

  • Kampf gegen den generationsübergreifenden Armutskreislauf in und um Kasigau (Rukinga-Gegend), um eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinschaft zu gewährleisten
  • Versorgung von heranwachsende Mädchen mit Menstruationsartikeln, dadurch Stärkung der Eigenständigkeit dieser Mädchen und Entfaltung ihrer Potentiale
  • Nachhaltige Wasserversorgung von Schulen im Projektgebiet mit Regenwasser und Bau von Sanitäranlagen für Mädchen
  • Trainings von Eltern und Kindern/Jugendlichen zu den Themen Menstruationshygiene, Sexualität und Gesundheit von Frauen und Mädchen

 

BISHER ERZIELTE ERGEBNISSE

168 Näherinnen und Näher haben bereits die Ausbildung an der Nähakademie beendet und 60% von ihnen erzielen bereits ein eigenes Einkommen. 26 Auszubildende haben anschließend im Akademie-Zentrum eine Weiterbildung in Betriebswirtschaft, Gruppenersparnissen und –Darlehen sowie Familien- und Gesundheitsplanung erhalten.

2019 wurden durch die Kujuwa-Initiative 1336 Monatshygiene-Kits an Mädchen ausgegeben. Jedes Kit enthält mehrere waschbare Binden, 2 Unterhosen und Seife und kann bis zu 3 Jahre lang genutzt werden.

In der Aufklärungsarbeit wurden drei Jungs-Camps und vier Mädchen-Camps organisiert, die insgesamt 336 Schüler erreicht haben. 833 Mädchen wurden in einwöchigen Kursen über Sexualität und Monatshygiene aufgeklärt und 350 Eltern und Lehrer haben an Kursen über Monatshygiene teilgenommen. 385 Eltern wurden über Gesundheit in der Familie und von jungen Mädchen weitergebildet.

Im WASH-Projekt konnten 430.000 Liter Wasser an sieben Projektschulen geliefert werden und zehn 10.000 Liter Tanks wurden acht Projektschulen zur Verfügung gestellt. Es wurden sieben Sanitäreinrichtungen für Mädchen gebaut. In der Augenklinik wurden seit 2015/2016 die Augen von 1938 getestet, 855 Augentropfenflaschen ausgegeben und über 100 Augenleiden wie grauer Star behandelt.

Unternehmen: Thika Cloth Mills Ltd.

Auf unserer Kenia-Reise besuchten wir die Textilfabrik Thika Cloth Mills in Thika, Nairobi.

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_©GEMEINSAM FÜR AFRIKA/Jannik Stutzenberger

Unternehmen: Thika Cloth Mills Ltd.

Auf unserer Kenia-Reise besuchten wir die Textilfabrik Thika Cloth Mills in Thika, Nairobi.

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Bastelvorlage für das Mode-Koffer-T-Shirt

Hier finden Sie eine Vorlage zum Herunterladen, mit dem Sie alte T-Shirts neues Leben geben können.

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Bastelvorlage für das Mode-Koffer-T-Shirt

Hier finden Sie eine Motiv-Vorlage zum Ausdrucken und Aufbügeln auf ein T-Shirt.

Dafür benötigen Sie:

  • ein T-Shirt mit ausreichend Platz zum Bedrucken, im Idealfall einfarbig ohne Muster
  • die hier herunterladbare Motiv-Vorlage
  • spezielles Transferpapier, das Sie im Geschäft für Bastelbedarf erwerben können
  • einen gewöhnlichen Tintendrucker, in den Sie das Transferpapier einlegen und mit der Motiv-Vorlage bedrucken
  • ein Bügeleisen, um das ausgedruckte Motiv auf Ihrem T-Shirt zu fixieren

Das Motiv auf dem Bild finden Sie auch auf dem T-Shirt im Mode-Koffer. Es beinhaltet allerlei Informationen über die Baumwollproduktion „Made in Burkina Faso“. Burkina Faso ist zusammen mit Mali, dem Senegal und Ägypten einer der größten Baumwollproduzenten Afrikas.

Bestellen Sie den Mode-Koffer um mehr über Mode aus Ländern Afrikas zu erfahren. Eine Vielzahl spezifischer Gegenstände – wie ein Fair-Trade-Schuh der äthiopischen Marke Oliberté, eine Halskette von Quazi Design aus Swasiland, ein Faire-Mode-Memo-Spiel sowie Bücher und DVDs – warten darauf, flexibel im Unterricht eingesetzt zu werden und Themen wie Baumwollproduktion, die textile Wertschöpfungskette und Fair Trade greifbar zu machen.

Natürlich können Sie auch ein eigenes Design entwerfen und dies auf ein T-Shirt bügeln.

Laden Sie das Design direkt kostenlos herunter und probieren Sie es zu Hause aus.

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Fotoalbum: Kinder in Afrika

In diesem Fotoalbum finden Sie einige Impressionen von Kindern in der Schule, beim Sport oder auch in ihrer Freizeit, die wir während unseren Reisen kennengelernt haben.

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Sambia_©GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Fotoalbum: Kinder in Afrika

Afrika – Kontinent der Vielfalt und vermutlich die Wiege der Menschheit.

Jedes Jahr reist GEMEINSAM FÜR AFRIKA mit YouTuber*innen in ein afrikanisches Land, um auf bestimmte Themen wie z.B. die Sustainable Development Goals aufmerksam zu machen und die Projekte von den Mitgliedsorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA der Öffentlichkeit vorzustellen. Auf unseren Reisen sind unzählige Fotos entstanden. Diese können natürlich nicht Afrika in ihrer Vielfalt abbilden. In Afrika  leben rund 1,2 Milliarden Menschen, etwa 17 Prozent der Weltbevölkerung. Dort gibt es über 3.000 verschiedene Bevölkerungsgruppen und mehr als 2.000 Sprachen. Der Kontinent beherbergt 54 Staaten (2017). Zum Vergleich: Europa hat 740 Millionen Einwohner, 70 Sprachen, 50 Staaten.

Die Fotos von GEMEINSAM FÜR AFRIKA sind im ländlichen Raum entstanden, weil unsere Mitgliedsorganisationen vor allem auf dem Land tätig sind. 63 Prozent der Menschen in Sub-Sahara Afrika leben im ländlichen Raum. Diese Zahl nimmt stetig ab; Afrika ist der Kontinent mit den am schnellsten wachsenden Städten.

In diesem Fotoalbum finden Sie einige Impressionen von Kindern in der Schule, beim Sport oder auch in ihrer Freizeit, die wir während unseren Reisen kennengelernt haben. Diese können Sie auch im Unterricht einsetzen um Schüler*innen einen ersten Eindruck zu geben, wie der Alltag von Kindern in verschiedenen Ländern Afrikas aussehen kann. Viel Spaß beim Stöbern!

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