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Benin-Bronzen: Rückgabe von kolonialer Raubkunst

Die Diskussion um die geraubten Benin-Bronzen nimmt Schwung auf. Deutschland erklärt sich zur Rückgabe der Kunstwerke bereit.

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Benin-Bronzen: Rückgabe von kolonialer Raubkunst

Blühendes Königreich Benin

Vom portugiesischen Seefahrer Lourenco Pinto ist ein Zitat erhalten. Es stammt aus dem Jahr 1691 und lautet: „Groß-Benin, wo der König lebt, ist größer als Lissabon; alle Straßen verlaufen schnurgerade und so weit man blicken kann. Die Häuser sind großzügig, insbesondere das des Königs, das reich verziert und von herrlichen Säulen umgeben ist. Die Menschen sind wohlhabend und fleißig. Benin wird so gut regiert, dass Diebstahl unbekannt ist und die Menschen in solcher Sicherheit leben, dass ihre Häuser keine Türen haben.“ (1)

Eine blutige Geschichte

Gute 200 Jahre später, 1897, war es vorbei mit Reichtum, Pracht und Sicherheit, als die Briten die Handelsvorherrschaft über das Königreich Benin ausübten. Bei „einer blutigen Strafexpedition der britischen Armee“ wurde Benin-Stadt (im heutigen Nigeria gelegen) zerstört und „mehrere tausend Bronzen als Beute entwendet“ (2).

1.200 Marinesoldaten und etwa 5.000 Mann der kolonialen Truppen sollen in Benin eingefallen sein (1). Sie waren gekommen zum Niederbrennen von Häusern, zum Auslöschen der Hauptstadt und zum Rauben von geschätzt 5.000 Bronzen, Metalltafeln oder Statuetten. Aber auch Figuren und Masken aus Elfenbein, Holz, Leder und Korallen wurden verschleppt (1). All diese kostbaren Kunstgegenstände von unschätzbarem materiellen wie ideellen Wert wurden in das Heimatland der Räuber verbracht und in Teilen an andere Länder verkauft. Bei dieser Plünderungsoffensive wurde innerhalb von 10 Tagen eine bis heute nicht bekannte Anzahl einheimischer Menschen ermordet.

Eingeständnis und Rückgabe

Von den einst geraubten blutbeschmierten Bronzen sind etwa 3.000 an der Zahl weltweit im Besitz von Museen. Die zweitgrößte Sammlung dieser besonderen Art von Kunstliebhaberei befindet sich im kürzlich eröffneten Berliner Humboldt Forum.   

Was die rechtmäßige Rückgabe der Raubgüter betrifft, passierte viele Jahrzehnte nichts. Seit einigen Jahren jedoch wird über koloniale Raubkunst viel diskutiert. Die Herkunftsländer fordern – zu Recht – die Rückgabe der Artefakte. Die deutsche Regierung erklärt sich nun bereit, 1.100 Artefakte an Nigeria zurückzugeben. Dabei geht es nicht bloß um die Rückgabe der Kunstwerke, sondern auch um das Einschlagen „einer ganz neuen Form der Zusammenarbeit für die Zukunft“, zum Beispiel in der Archäologie und kulturellen Infrastruktur. Dazu könnten Austauschprogramme sowie die Ausbildung von Kuratorinnen und Restauratoren gehören (3,4). Der nigerianische Informations- und Kulturminister Alhaji Lai Mohammed sieht diese Entwicklung als „mutigen Schritt“ an (4). Die Rückgabe der entwendeten Kulturgütern ist für das zweiten Quartal 2022 geplant (4). Auch andere europäische Ländern, wie Belgien und Frankreich, werden zahlreiche Kunstwerke restituieren.

Quellen:

(1) „Was sind die Benin-Bronzen?„, rbb24 Kultur, 29.04.2021

(2) „Vorwärts in die Vergangenheit„, Blätter, Marlene Militz, 02/2021

(3) „Deutschland will sämtliche Benin-Bronzen übereignen„, Zeit Online, 14.10.2021

(4) „Ein mutiger Schritt„, Süddeutsche Zeitung, 15.10.2021

Verfasst am 25.11.2021

Niedrige Impfquote in Afrika

In vielen afrikanischen Ländern ist die Impfquote bis heute sehr gering. Jetzt soll Abhilfe geschaffen werden.

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Niedrige Impfquote in Afrika

Impfquoten in Afrika

Trotz des Ziels der WHO (World Health Organization = Weltgesundheitsorganisation) bis Ende September 2021 mindestens 10 Prozent der Menschen in Afrika vollständig geimpft zu haben, erreichten nur 15 afrikanische Länder dieses Ziel. Viele Länder konnten Ende September 2021 nur eine Impfquoten von bis zu 2 Prozent nachweisen. Seychellen und Mauritius hingegen konnten relativ hohe Impfzahlen verzeichnen. 60 Prozent der Bevölkerung sind dort nun vollständig geimpft. Auch Marokko konnte mit einer Impfquote von 48 Prozent das Ziel der WHO übertreffen.

Probleme in der Logistik

Von allen Kontinenten verzeichnet Afrika die geringste Impfquote. Doch woran scheiterte das Impfvorhaben? Zu Beginn dieses Jahres trafen die ersten Impfstofflieferungen ein, gerieten jedoch kurz darauf wieder ins Stocken. Die Ursache dafür lag beim Hauptlieferanten Indien, der den Corona-Impfstoff für AstraZeneca produziert. Nach einem starken Corona-Ausbruch in Indien, mussten die Impfdosen jedoch erst einmal für die eigene Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die Folge waren Lieferausfälle, die vor allem Afrika trafen.

Doch nicht nur die spärliche Impfstoffverfügbarkeit führte zu einer geringen Impfquote. Auch die vorhandenen Impfdosen wurden nur zum Teil verwendet. Dieses lässt sich unter anderem auf die teilweise sehr schlechte Infrastruktur und den Mangel an qualifiziertem medizinischem Personal zurückführen. Zusätzlich wurden viele Impfdosen eingelagert, um als Zweitimpfung zur Verfügung zu stehen. Dieses Vorgehen wurde später von der WHO kritisiert, da möglichst viele Erstimpfungen angestrebt werden sollten. Aber auch Konflikte in einigen Ländern wie Äthiopien erschwerten den Vorgang.

Hohe Impfskepsis

Ebenfalls kommt eine verbreitete Impfskepsis hinzu, weshalb Impfangebote nur zögerlich angenommen werden. In Nigeria sollen 23 Prozent der Bewohner einer Impfung skeptisch gegenüberstehen. Die Angst reicht von möglicher Unfruchtbarkeit bis zu einem vermuteten Peilsender in der Impfdosis. Doch gegen solche Fehlinformationen und Verschwörungstheorien vorzugehen ist schwierig.

Während in Nigeria vor allem Fehlinformationen das negative Bild bezüglich der Corona-Impfung prägen, wird in den Nachbarstaaten Niger und Senegal vor allem das Gesundheitsrisiko durch eine Coronainfektion als eher gering wahrgenommen. Die Hälfte der Bevölkerung lehnt folglich die Impfung ab. Ähnlich sieht es in anderen Staaten, wie Nigeria, Sudan, Burkina Faso und der Demokratischen Republik Kongo aus. Hier positioniert sich etwa ein Drittel der Bevölkerung ähnlich zur Impfung. So vielseitig die Einstellungen und Meinungen in vielen afrikanischen Ländern bezüglich der Coronapandemie und – Impfung auch seien mögen, eines haben sie gemeinsam: viele Menschen lehnen die Impfung ab. So mussten schlussendlich viele Impfdosen aufgrund der mangelnden Nachfrage vernichtet werden, obwohl die.

Abhilfe schaffen: Produktionsstätten für Impfstoff in Afrika und Aufklärung

Viele afrikanische Länder sind auf den Import der Impfdosen angewiesen, wodurch sie von anderen Ländern abhängig sind. Um diesem Problem und somit dem Mangel an Impfstoff entgegenzuwirken, sagten sowohl Moderna als auch BioNTech dem Bau einer Produktionsstätte für den mRNA-Impfstoff in Afrika zu. Nun steht die Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort an. Es gibt bereits ähnliche Partnerschaften, so arbeiten der US-Hersteller Johnson & Johnson mit der südafrikanische Pharmafirma Aspen zusammen und der chinesische Hersteller Sinovac mit Impfstoffhersteller VACSERA in Ägypten.

Diese Entwicklung könnte ein erster Schritt in Richtung einer höheren Impfdichte sein. Ob diese Vorhaben jedoch die Impfquoten bei der bestehenden großen Impfskepsis stabilisieren werden, bleibt abzuwarten. Diesbezüglich wird eine verstärkte Aufklärung über die Risiken einer Covid19-Erkrankung sowie über die Wirkungsweise der Impfung wichtig sein.

Quellen:

o.A. / Afrika: Impfquote in nur 15 Ländern bei mindestens zehn Prozent in ORF.at vom 30.09.2021 

o.A. / Corona-Impfstoff-Produktion in Afrika läuft an in DW vom 28.10.2021

Eisele, I. / Corona-Impfungen in Afrika: Was läuft schief? in DW vom 03.06.2021

o.A. / „Will kein Versuchskaninchen sein“: Afrikas Impfskepsis wird zum Problem für die Welt in ONLINE FOCUS vom 09.08.2021

Weibliche DJs und Afro-Fusion

DJ Juba macht energetische und tanzbare Musik in den Clubs Europas. Sie setzt sich für eine globale Debatte über das Thema Gender in der DJ-Szene ein. Dazu drehte sie 2020 eine Dokumentation. 2021 ging es mit einem Podcast weiter.

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Weibliche DJs und Afro-Fusion

Juba, die mit bürgerlichem Namen Chinwe Pamela Nnajiuba heißt, wurde in London geboren und wuchs in Essex auf. Seit einigen Jahren wohnt sie jetzt schon in Berlin. Als selbstbewusste Musikerin machte sie sich in ganz Europa und darüber hinaus einen Namen.  

Jubas Musik 

Juba ist für ihre energetische Musik bekannt, die sie in den großen Clubs Europas auflegt. Ihre Musik wird als Mix aus Gqom, Baile Funk, Afrobeats, House und Techno beschrieben. Insgesamt spielt sie eine sehr tanzbare Mischung aus globalen Klängen. Besonders wichtig ist Juba das Tanzen als Teil ihrer Performance. 

Hier ein Set von Juba aus dem Boiler Room in London von 2019: 

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Frauen* in der DJ-Szene 

Juba feiert Musik als eine inklusive und universelle Form des Austauschs und beschäftigte sich deshalb immer wieder mit der Frage, weshalb es immer noch so wenig Frauen hinter den DJ-Pulten der Welt gibt. Sie ist Teil des DJ-Kollektivs “Boko!Boko!”, welches teilweise dafür gegründet wurde, um mehr Frauen zu ermutigen DJs zu werden. Denn gerade der Einstieg in den Beruf ist für Frauen oft eine größere Hürde als für Männer. Weibliche DJs werden seltener gebucht, da Partys oft von Männern organisiert werden und erhalten häufig eine kleinere Gage. 

Weg vom eurozentristischen Diskurs 

Durch die ständige Auseinandersetzung mit der Thematik von Frauen als DJs in Großbritannien und Deutschland wollte Juba irgendwann mehr über die Situation in anderen Teilen der Welt herausfinden. Sie entschied sich für Nigeria, da sie nigerianische Eltern hat und die Kultur für sie beim Aufwachsen stets präsent war.  

Dokumentation “Assurance” in Nigeria 

In Nigeria drehte sie ihre Dokumentation “Assurance” über drei weibliche DJs, die ihr von ihren Berufswegen und Erfahrungen erzählten. Die Doku erschien im Januar 2020. 

Hier die Dokumentation “Assurance” auf Englisch (es gibt die Möglichkeit, das Video mit deutschen Untertiteln zu sehen):  

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In der Dokumentation berichten DJ Yin, DJ Ayizan und Sensei Lo unter welcher Stigmatisierung von ihren Familien und Bekannten sie leiden mussten. Der Beruf als DJ gilt in Nigeria als eher männlich. Die Arbeit in der Nacht und in der Party-Szene wird als unpassend für eine Frau aufgefasst.  

Hürden in der Club-Szene als Frau* in Nigeria 

Oft hatten die drei Frauen mit respektlosen Übergriffen von Kollegen oder Party-Veranstaltern zu tun. Auch die Zusammenarbeit mit Kollegen wurde teils durch Unprofessionalität unmöglich gemacht. Kontakte mit anderen DJs aufzubauen, um beispielsweise etwas von ihnen zu lernen oder gemeinsam Musik zu machen, wurden als Flirtversuche aufgenommen.  

Auch die Bezahlung ist schlechter als bei männlichen DJs. Teilweise kam es vor, dass für Auftritte kein Geld gezahlt wurde oder aber nur ein sehr niedriger Betrag.  

Trotz aller Hindernisse sind DJ Yin, DJ Ayizan und Sensei Lo sehr froh über ihren Beruf und freuen sich, Teil der Veränderung in der Musik-Szene Nigerias zu sein.  

The Assurance Podcast 

Etwa ein Jahr nach der Dokumentation startete Juba ihren Podcast “The Assurance Podcast”. Hier spricht sie mit weiblichen und nicht binären DJs aus dem globalen Süden (entfernt von Europa und Nordamerika) über die Wege der Personen, Hindernisse, die Musik und die Reaktionen des Umfelds in den einzelnen Ländern.  

Am 12. September startete die zweite Staffel zu hören ist sie hier:  

Quelle:  

Lorenz, A. / Global Pop News im WDR vom 14.09.2021. 

o. A. / DJ Juba in Latitude o. D. 

Murray, E. / Selections: Juba in DJMag vom 03.09.2021. 

22.09.2021

10-Jähriger wird US-Schachmeister

Der zehnjährige Tanitoluwa Adewumi wurde am 1. Mai 2021 nationaler Schachmeister in den USA. Er ist zwar nicht der jüngste, der je diesen Titel erreichte, aber womöglich hat er die interessanteste Geschichte! Denn er floh erst vor knapp vier Jahren mit seiner Familie aus Nigeria in die USA.

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10-Jähriger wird US-Schachmeister

Die Flucht von Nigeria in die USA 

Tanitoluwa Adewumi, kurz Tani, kommt aus Nigeria. Dort wuchs er mit seinen Eltern und seinem großen Bruder auf. Tanis Vater führte einen kleinen Laden für Druckerzeugnisse. Eines Tages kamen Anhänger der islamistischen Terrorgruppe “Boko Haram” in sein Geschäft und verlangten von ihm, dass er Plakate mit dem Aufdruck “Tötet alle Christen” drucken sollte.  

Tani und seine Familie sind strenggläubige Christen. Sein Vater weigerte sich die Plakate zu drucken, womit er allerdings die Wut der Boko-Haram-Anhänger auf sich zog. Tanis Familie floh zu Verwandten in Nigeria. Als die Angst vor dem Terror allerdings zu groß wurde, entschied die Familie 2017 in die USA zu fliehen. Zunächst nach Texas und bald darauf nach New York.  

Obdachlosenheim und Schach-AG 

In New York lebte die Familie in einer Obdachlosenunterkunft. Tani konnte eine Schule in der Nähe besuchen und wurde dort Teil der Schach-AG. Nach kurzer Zeit fiel dem Coach der AG das große Talent Tanis auf und er erließ der Familie die Beitragszahlungen, welche eigentlich angefallen wären.  

Nach einem Jahr New-Yorker-Schachmeister 

Nach nur einem Jahr Training gewann Tani mit nur acht Jahren die Schachmeisterschaft in seiner Altersklasse in New York. Damit hätte niemand gerechnet: Ein geflüchteter kleiner Junge, der erst ein Jahr Schach spielte, gewinnt in der Meisterschaft in New York. Die Geschichte wurde unter anderem von der New York Times aufgenommen und erlangte damit große Aufmerksamkeit.  

Unglaubliche Folgen des Sieges  

Tanis Coach richtete ein Spendenkonto für Tani und seine Familie ein. Insgesamt wurden 250.000 US-Dollar gespendet. Anwälte wollten die Familie bei der Immigration und den Asylanträgen unterstützen. Spender schickten Möbel und Schachbücher. Drei Filmstudios wollten Tanis Geschichte verfilmen. Tani bekam von drei Elite-Privatschulen Stipendien angeboten und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton lud die Familie zu sich ein. 

Zudem kamen mehrere Menschen auf die Familie zu und wollten sie in ihren luxuriösen Häusern unterkommen lassen. Familie Adewumi entschied sich hingegen für eine schlichte zwei Zimmer-Wohnung, die für ein Jahr von einer anonym-spendenden Person finanziert wurde.  

Selbst das Geld behielt die Familie nicht selbst, sondern gründete damit die Tanitoluwa Adewumi-Stiftung für andere Familien in Not.  

2021 gewann Tani die nationale Schachmeisterschaft der USA 

Nach seinem Sieg in New York trainierte Tani jeden Tag 10 Stunden nach der Schule. Er meint, niemand solle sich allein auf Talent verlassen, Übung wäre der wichtigste Schritt zum Erfolg. Der junge Tani ist außerdem für seine Aussage bekannt, dass er nie verlieren würde, denn falls er ein Spiel verliert, gewänne er an Erfahrung.  

Dieses Jahr gab es einen neuen Meilenstein in Tanis Schachkarriere: Am ersten Mai 2021 gewann er die nationalen Schachmeisterschaften der USA – mit nur zehn Jahren! Es gab zwar schon Jüngere, die diesen Titel erhielten. Nichtsdestotrotz gehört Tani damit zu den besten 1 % der Schachspielenden weltweit. Als Großmeister würde er zu den besten 0,1 % gehören. 

Pläne für die nahe Zukunft 

Tanis Ziel ist es der jüngste Großmeister der Welt zu werden. Diesen Titel hält bis jetzt der Amerikaner Abhimanyu Mishra, der den Titel “Großmeister” mit 12 Jahren und vier Monaten erreichte.  

Quellen: 

Stegelmann, K. / Meister mit zehn Jahren im Spiegel vom 14.05.2021. 

Scharnowski, R. / 10-Jähriger wird US-Schachmeister in livenet.ch vom 06.06.2021. 

Baller, S. / Ein achtjähriger Obdachloser wird Schachmeister – er spielt erst seit einem Jahr im Stern vom 18.03.2019. 

Chinua Achebe – Vater der modernen afrikanischen Literatur

Chinua Achebe ist einer der ersten bedeutenden nigerianischen Schriftsteller, der die Literatur Afrikas über den Kontinent hinaus bekannt machte. In seinem Werk setzt er sich mit den Krisen des aufstrebenden Afrikas auseinander. Er beschreibt die Konflikte des afrikanischen Dorfes beim Erstkontakt mit dem weißen Mann sowie die Herausforderungen moderner afrikanischer Großstädter.

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Chinua Achebe – Vater der modernen afrikanischen Literatur

Chinua Achebe wurde 1930 in Ogidi, Nigeria geboren. Er studierte zunächst Medizin, dann Literatur, Geschichte und Religion an der Universität von Ibadan. Später wurde er Leiter des nigerianischen Rundfunks. Während des nigerianischen Bürgerkriegs engagierte sich Achebe für die Unabhängigkeit Biafras, ein Staat der Volksgruppe der Igbo, der 1967 seine Unabhängigkeit von Nigeria erklärte. Der Bürgerkrieg endete 1970 mit der Auflösung des Biafra-Staates. Achebe nahm Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten von Nigeria an. 1990 zog er in die USA und unterrichtete an verschiedenen Universitäten.  

Things Fall Apart 

Sein erstes Buch „Things Fall Apart“, erschienen 1958, gilt als der Afrika-Roman, der die moderne afrikanische Literatur begründete. Achebe beschreibt darin den Konflikt einer archaischen Kultur mit dem Regime der britischen Kolonialherren. Hauptfigur des Romans ist Okonkwo, der im Konflikt mit den strengen Stammesregeln seines Dorfes steht und an der Herrschaft der britischen Kolonialherren zerbricht. 

Achebe schuf mit seinem Roman endlich eine literarische Stimme für Afrika, die auch außerhalb des Kontinents gehört wurde. Nelson Mandela schreibt über ihn: »Da war ein Autor mit dem Namen Chinua Achebe, in dessen Gesellschaft die Gefängnismauern einstürzten.«  

Achebe setzte sich in seinem Schaffen mit dem Wirken von Kolonialismus auseinander und setzte sich für die Beachtung der Menschenrechte in seinem Heimatland ein. Er übte Kritik an der Rezeption Afrikas durch den Schriftsteller Joseph Conrad. Die Auffassung Achebes wurde zunächst nicht gehört, später fand diese aber Anerkennung, vor allem im Rahmen der postkolonialen Rezeption Conrads. 

Chinua Achebe erhielt 2002 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2013 starb er in Boston, USA.  

Achebe prägt bis heute Nigerias junge Schriftsteller-Generation, wie beispielsweise die Autorin Chimamanda Ngozie Adichie.  

Weitere Informationen:

Chinua Achebe Nigerian Author in Britannica, 10.12.2020

Chinua Achebe Biography in Biography, 17.06.2020