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Vergessene Krisen 2019 – neuer Bericht von CARE

Krisen in Afrika erhielten 2019 die wenigste mediale Aufmerksamkeit – das zeigt der neue Bericht 'Suffering in Silence' unserer Bündnisorganisation CARE.

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Vergessene Krisen 2019 – neuer Bericht von CARE

In ihrem neuen globalen Bericht ‚Suffering in Silence‘ macht unsere Bündnisorganisation CARE auf die zehn humanitären Krisen aufmerksam, die 2019 trotz desaströser Verhältnisse die wenigste internationale Medienberichterstattung erhielten. Das vierte Jahr in Folge präsentiert die Hilfsorganisation die vergessenen Krisen und beobachtet einen besorgniserregenden Trend: Im Jahr 2019 fanden inzwischen neun von zehn Krisen auf dem afrikanischen Kontinent statt.

Hungernd und vergessen: Madagaskar auf Platz 1

In Madagaskar litten Ende 2019 2,6 Millionen Menschen an den Auswirkungen chronischer Dürren. Ein gutes Viertel der Bevölkerung (über 916.000 Menschen) ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Denn die meisten Madegassen können von ihrem Einkommen nicht leben: Drei Viertel der Bevölkerung leben von weniger als 1.70 Euro pro Tag.

Madagaskar hat die weltweit vierthöchste Rate an chronischer Unterernährung und jedes zweite Kind unter fünf Jahren ist unterentwickelt. Dies birgt eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer kognitiven und körperlichen Gesundheit und erhöht das Risiko, krank zu werden: Anfang 2019 gab es einen besonders großen Masernausbruch mit mehr als 127.000 bestätigten Fällen und gleichzeitig das saisonale Auftreten der Pest. Vor allem Kinder waren davon betroffen.

So schwer die Auswirkungen der Lage in Madagaskar ist, so wenig wird sie in der internationalen Öffentlichkeit wahrgenommen: CARE listete den Inselstaat auf Platz 1 der Krisen, die kaum Schlagzeilen produzierten.

Klimaveränderungen verstärken humanitäre Krisen enorm

„Wir beobachten seit Langem einen Zusammenhang zwischen der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung und der Länge und Komplexität von humanitären Krisen“, erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland, bei der Veröffentlichung am vergangenen Dienstag der Studie im Auswärtigen Amt in Berlin. „Obwohl das gesteigerte öffentliche Bewusstsein für die Klimakrise Mut macht, ist es gleichzeitig schockierend, wie wenig über ihre Auswirkungen im globalen Süden berichtet wird.“

Mehr Berichterstattung liegt jedoch nicht nur in der Verantwortung der Medien: „Krisen, über die am wenigsten berichtet wird, sind oft auch diejenigen, die die geringste Finanzierung erhalten. Das müssen wir ändern“, sagt Peter Felten, Leiter des Referats für Multilaterale Gestaltung der Humanitären Hilfe im Auswärtigen Amt. „Es ist unsere Aufgabe, auch dorthin zu schauen, wo es keine Medienschlagzeilen und keine einfachen Antworten gibt. Als einer der größten Geber für humanitäre Hilfe weltweit ist sich Deutschland der Verantwortung bewusst, auch chronische und klimabedingte Krisen mit Nachdruck auf die Agenda zu bringen.“

Die Konsequenzen der vergessenen Krisen sind hoch: Um im Jahr 2020 humanitäre Hilfe für knapp 109 Millionen Menschen in Krisenregionen weltweit zu leisten, werden laut den Vereinten Nationen rund 26 Milliarden Euro benötigt.

Den ganzen Bericht lesen Sie hier. Mehr über die Arbeit unserer Bündnisorganisation CARE erfahren sie hier. In Madagaskar führt CARE eines ihrer wichtigen Projekte zum Schutz vor Klimawandel, wiederkehrenden Naturkatastrophen und daraus resultierenden Hungerkrisen durch. Mehr dazu lesen sie hier.

Suffering in Silence – Top 10 der vergessenen Krisen

  1. Madagaskar – 2,6 Millionen Menschen leiden durch die klimatischen Veränderungen an Hunger
  2. Zentralafrikanische Republik – Ein brutaler Konflikt im Herzen Afrikas: Etwa 2,6 Millionen Menschen brauchen dringend humanitäre Hilfe
  3. Sambia – Wiederholt fallen Ernten aus. Etwa 2,3 Millionen Menschen brauchen dringend Nahrungsmittelhilfe
  4. Burundi – 1,7 Millionen Menschen haben nicht genug Mittel, um ihre Familien zu ernähren
  5. Eritrea – Schwere Dürre: Die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren leidet an Unterernährung
  6. Nordkorea – Ein Land in Isolation: 10,9 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
  7. Kenia – Überschwemmungen und Dürren: Mehr als 1,1 Millionen Menschen hungern
  8. Burkina Faso – Bewaffnete Konflikte und Gewalt: 5,2 Millionen Menschen sind betroffen
  9. Äthiopien – Naturkatastrophen, Mangelernährung und Vertreibung: 7,9 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen
  10. Tschadsee-Region – Konflikte, Vertreibung und Hunger: 10 Millionen Menschen brauchen Hilfe

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Tag der Menschenrechte – prekäre Situation für viele Flüchtlinge: schutzlos und ausgegrenzt

Die UNO-Flüchtlingshilfe macht zum Tag der Menschenrechte auf die zahlreichen Menschen aufmerksam, die auf der Flucht Verletzungen ihrer grundlegenden Rechte oft schutzlos ausgeliefert sind.

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Tag der Menschenrechte – prekäre Situation für viele Flüchtlinge: schutzlos und ausgegrenzt

Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Jedem Menschen sollten dadurch die gleichen Rechte und Freiheiten zugesichert sein – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sozialem Status.

71 Jahre später sind weltweit mehr als 70 Millionen Menschen auf der Flucht: für unsere Bündnisorganisation UNO-Flüchtlingshilfe ein trauriger Rekord, der im krassen Widerspruch zur Intention der Menschrechtscharta steht. Aufgrund ihrer prekären Situation bleibt vielen Geflüchteten der Zugang zu grundlegenden Rechten verwehrt, oft sind sie Menschenrechtsverletzungen schutzlos ausgeliefert. Sie werden wegen ihrer Religion, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, der politischen Gesinnung oder sexueller Neigung verfolgt, bedroht oder diskriminiert. In einigen Ländern der Welt droht zum Beispiel Homo- und Transsexuellen die Todesstrafe. In vielen weiteren werden diese Menschen mit langen Haftstrafen bestraft.

„Menschenrechtsverletzungen werden tagtäglich, weltweit und millionenfach begangen. Wir dürfen uns damit nicht abfinden. Und wenn wir vielleicht als Einzelpersonen diese Taten nicht verhindern können, so kann jede und jeder zumindest die Opfer unterstützen“, so Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe.

Fehlen Gesundheitsvorsorge, ein Bildungssystem oder die Möglichkeit, sich ausreichend zu ernähren, wird ein Leben in Würde unmöglich. Kommen politische Verfolgung, Diskriminierung und Folter einzelner Gruppen wie ethnischer oder religiöser Minderheiten hinzu, sehen viele Menschen nur den Ausweg der Flucht, um für sich und ihre Familien eine neue Zukunft aufzubauen.

Beispiel Demokratische Republik Kongo

Bereits seit 1999 ist die Friedensmission MONUC in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) stationiert. Der Krieg ist seit 2003 beendet – doch das Land kommt nicht zur Ruhe. Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Die Menschen leiden unter der Gewalt, marodierenden Banden, Zwangsrekrutierungen, Missbrauch, Folter und Mord. Die Flüchtlingskrise in der DR Kongo hat inzwischen ein erschreckendes Ausmaß erreicht. Insgesamt 5,4 Millionen Kongolesen sind durch die Gewalt im Land entwurzelt worden: 4,5 Millionen Menschen leben als Vertriebene im eigenen Land und fast 900.000 Kongolesen als Flüchtlinge in verschiedenen afrikanischen Ländern. Gleichzeitig leben über eine halbe Million Flüchtlinge aus anderen Ländern in der DR Kongo.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), das die UNO-Flüchtlingshilfe als nationaler Partner unterstützt, hilft Geflüchteten weltweit: Der UNHCR unterhält Depots für Material, das im Notfall benötigt wird, registriert, informiert und berät Menschen auf der Flucht, kämpft für den Schutz und die Rechte von Flüchtlingen, Vertriebenen und Staatenlosen.