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Common Voice – größter öffentlicher Sprachdatensatz

Das Non-Profit-Unternehmen Mozilla entwickelt eine Open-Source-Plattform, um sprachgesteuerte Technologien in jeder lebendigen Sprache möglich zu machen. Dies könnte insbesondere Menschen, die nicht lesen oder schreiben können in Zukunft das Leben erleichtern.

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Common Voice – größter öffentlicher Sprachdatensatz

Heute können viele neue Technologien ganz einfach mit der eigenen Stimme gesteuert werden, ob Smartphone, die Beleuchtung der Wohnung oder sogar Autos. Allerdings sprechen diese Sprachassistenten nicht alle Sprachen der Welt. Weder Apples Sprachassistentin Siri noch Amazons Alexa beherrschen auch nur eine afrikanische Sprache.  

Common Voice als Alternative  

Mozilla ist ein Non-Profit-Unternehmen, das unter anderem den Webbrowser Firefox entwickelte. Im Juni 2017 ging dann die freie Datenbank für Spracherkennungs-Software “Common Voice” online. Die Open-Source-Initiative “Common Voice” gab im Mai 2021 bekannt, dass nun an einem Datensatz zur Sprache Swahili, die unter anderem in Ruanda, Kenia und Tansania gesprochen wird, gearbeitet werden soll. Finanziell unterstützt wird dieses Vorhaben von der deutschen und britischen Regierung und der Bill und Melinda Gates Stiftung. 

Sprachsteuerung diversifizieren 

Common Voice wurde allerdings nicht exklusiv für afrikanische Sprachen entwickelt, vielmehr setzten sich die Entwicklerinnen und Entwickler zum Ziel eine Open-Source-Plattform aufzubauen, die die Grundlagen für sprachgesteuerte Technologien in allen 7.100 “lebendigen Sprachen” legt. Bei lebendigen Sprachen handelt es sich um Sprachen, die heute von einer Sprachgemeinschaft verwendet werden. 

Bis heute wurden 9.000 Stunden Sprachaufnahmen von 160.000 Menschen in 60 verschiedenen Sprachen eingereicht. Für sprachgesteuerte Technologien werden riesige Datenmengen benötigt. Große Unternehmen nutzen dabei Daten, die der Allgemeinheit nicht zugänglich sind. Mozilla möchte mit Common Voice freizugängliche Datensätze schaffen, mit denen jeder und jede eigene Programme entwickeln kann – und das in jeder Sprache. 

Die Common VoicePlattform ist einfach zu bedienen: Auf der Webseite kann man direkt beginnen seine eigene Stimme aufzunehmen und etwas beizutragen. Praktisch sollen fünf verschiedene Sätze vorgelesen und aufgenommen werden. Diese Sätze werden dann in einem nächsten Schritt von mindestens zwei anderen Menschen angehört, diese müssen dann bestätigen, dass sie richtig vorgelesen wurden. Auch diese Aufgabe kann auf der Webseite übernommen werden.  

Nach Hackathon wird Chatbot Mbaza entwickelt 

12 Millionen Menschen in Ruanda sprechen die Sprache Kinyarwanda. Nach einem Hackathon, den Common Voice in der Hauptstadt Kigali veranstaltete, ist Kinyarwanda nun eine der schnellst wachsenden Sprachen der Plattform.Bisher wurden 1.700 Stunden Sprachaufnahmen eingeschickt. 

Infolge des Hackathons entstand das Startup “Digital Umuganda”, welches sich auf Lösungen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz spezialisierte. Umugunda bedeutet “Gemeinschaft” und “Kooperation” in Kinyarwanda.  

Digital Umuganda entwickelte den Chatbot Mbaza mit Hilfe des Datensatzes von Common Voice. Mbaza eröffnet Menschen, die nicht lesen oder schreiben können, einen einfacheren Weg mit lokalen Behörden und Regierungen Kontakt aufzunehmen und zu kommunizieren. Beispielsweise durch Spracherkennung, somit können auch Menschen, die nicht schreiben können, Briefe verfassen oder Informationen aus öffentlichen Dokumenten ziehen. Die Kommunikation mit Behörden oder Banken könnte dadurch für Analphabetinnen und Analphabeten erleichtert werden. Dadurch könnten sie ihr Leben auch unabhängiger von anderen führen.  

Sprachsteuerung für alle 

Nun soll Common Voice in Afrika expandieren, begonnen werden soll mit ostafrikanischen Sprachen. Da Common Voice auf die Sprachspenden seiner Community angewiesen ist, wird derzeit der nächste Schritt sein diese Community zu vergrößern.  

Wie wichtig Sprache ist und welche innovativen Lösungen für Verständigungs- und Repräsentationsschwierigkeiten schon entwickelt wurden, könnt ihr in diesen Artikeln nachlesen:  

Student entwickelt Übersetzungssoftware für die Sprache „Fon” 

Afrikanische Schülerinnen und Schüler schreiben Wikipedia-Artikel über ihren Heimatkontinent 

Quelle:  

Baumann, F. / NVIDIA investiert 1,5 Millionen Dollar in Mozillas Common Voice-Projekt in mobile geeks am 16.04.2021. 

Corbley, A. / Siri and Alexa Don’t Support African Languages But This Nonprofit Swooped in to Offer 60 New Voices – Including Welsh im Good News Network vom 09.06.2021 

Datum: 25.06.2021

Student entwickelt Übersetzungssoftware für die Sprache „Fon”

Um die Sprachnachrichten seiner Mutter zu verstehen, entwickelt Bonaventure Doussaus eine Übersetzungssoftware für die afrikanische Sprache „Fon”.

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Symbolbild: Software

Student entwickelt Übersetzungssoftware für die Sprache „Fon”

Da Bonaventure Doussaus in seiner Kindheit und Jugend sechs Tage die Woche in der Schule war und dort Französisch sprach, beherrscht er seine Muttersprache Fon nur mittelmäßig gut. Als der junge Mann aus Benin dann zu seinem Studium für Data-Engineering nach Bremen geht, fehlen ihm die Gestik und Mimik seiner Mutter, um ihre Sprachnachrichten vollkommen zu verstehen.  

Das Internet ist ihm keine Hilfe, da es kein Übersetzungsprogramm für Fon gibt. Er beschließt, dies zu ändern und eine eigene Software zu programmieren. Da Fon allerdings fast ausschließlich mündlich überliefert wurde, steht er vor einer schwierigen Aufgabe. Bei den einzigen schriftlichen Überlieferungen der Sprache handelt es sich um alte missionarische Schriften. Doussaus entwickelt eine eigene Tastatur für die Sprache. Außerdem bittet er auf Social Media um Unterstützung: Menschen die Fon sprechen, sollen die 20 Sätze, welche sie am häufigsten verwenden, zusammen mit ihrer französischen Übersetzung einschicken.  

Durch diese Methode kommen 25.000 Datensätze zusammen. Das Programm ist ein großer Erfolg und andere afrikanische Länder haben angekündigt, die Software für weitere Sprachen nutzen zu wollen. 

Durch seine Beschäftigung mit der Sprache versteht Doussaus die Sprachnachrichten seiner Mutter heute auch schon fast ohne die eigene Software! 

Weitere Informationen: 

F. Boeselager, Student entwickelt Übersetzungssoftware für eine afrikanische Sprache in Deutschlandfunk Nova am 26.12.2020 


Sprechende Bücher und Stifte von Mavis Education

Mit den sprechenden Büchern und Stiften von Mavis Education lernen Kinder in Nigeria Sprachen wie Hausa, Yoruba und Igbo.

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Mavis Stifte und Bücher

Sprechende Bücher und Stifte von Mavis Education

Sprachen Westafrikas: Hausa, Yoruba und Igbo

Nigeria ist ein Land mit großer sprachlicher Vielfalt. Obwohl das westafrikanische Land nur eine offizielle Sprache, nämlich Englisch, hat, gibt es dort insgesamt über 500 weitere Sprachen und Dialekte. Das ist auf die etwa 250 unterschiedlichen ethnischen Gruppen des Landes zurückzuführen, die eigene Sprachen oder Dialekte sprechen.[1] Die größten darunter sind Hausa, Yoruba und Igbo. Die Sprache mit den meisten Sprecherinnen und Sprechern ist Hausa, sie ist in West-Zentral-Afrika eine sehr wichtige Handelssprache. Sie wird nämlich nicht nur in Nigeria gesprochen, sondern auch in anderen westafrikanischen Ländern, wie Burkina Faso, Ghana und Benin. In diesen Ländern verfügt Hausa auch über offiziellen Status.

Sprechende Bücher und Stifte: die Mavis Talking Books and Pens

Nigerianische Schulklassen sind nicht selten sehr voll und es gibt zu wenige Lehrerinnen und Lehrer. Diese können sich daher ihren Schülerinnen und Schülern nicht immer in dem Maße widmen, wie sie gerne würden. Chizaram Ucheaga hat nach einer Lösung gesucht, um die Lernenden so gut wie möglich zu unterstützen, und gründete deshalb das Unternehmen „Mavis Education“. Er entwickelte die „Talking Books and Pens“ (sprechende Bücher und Stifte). Ein Set besteht aus einem digitalen Stift und einem Buch. Der Stift liest das Buch bei Berührung vor. Neben einfachen Texten gibt es je nach Buch auch mehrsprachige Übersetzungen, Spiele, Quizze, und Rechenaufgaben.

Mittlerweile hat „Mavis Education“ bereits 51 verschiedene Bücher zu unterschiedlichen Themen entwickelt: Mathematik, Sprachen oder Lesenlernen sind nur einige der Auswahlmöglichkeiten. Das erste Buch der Reihe war das Hausa-Englisch-Buch, das die Sprache Hausa vermitteln soll.

Englisch bedroht die Sprachenvielfalt Nigerias,[2] denn es ist an wichtigen Orten die einzige Sprache, z. B. in den Universitäten, in der staatlichen Verwaltung oder in großen Unternehmen. Mehr und mehr Eltern sprechen auch zu Hause mit ihren Kindern Englisch, damit diese für die Zukunft besser gerüstet sind.[3] Einige Eltern und Sprachforscherinnen und -forscher haben Angst, dass Sprachen wie Hausa, Yoruba und Igbo deswegen in den Hintergrund geraten und irgendwann vielleicht gar nicht mehr gesprochen werden. Mit dem „Vergessen“ einer Sprache verringert sich nicht nur die Sprachenvielfalt. Es gehen auch wichtige kulturelle Informationen, wie Redewendungen und Geschichten, oder anderes kulturelles Wissen verloren.

Mit den sprechenden Mavis-Büchern auf Igbo, Hausa oder Yoruba können Schülerinnen und Schüler auf ihrer Erstsprache lernen und erfahren, dass deren Anwendung großen Spaß machen kann. So können die Bücher dazu beitragen, dass Wissen auch auf anderen Sprachen als auf Englisch vermittelt wird und diese Sprachen weiterhin eine wichtige Bedeutung in den Ländern haben und im Alltag selbstverständlich genutzt werden.

Mit den Talking Books and Pens können Schülerinnen und Schüler auch in sehr vollen Klassen auf einfache Art die lokalen Sprachen Nigerias lernen. Dank der Sprachfunktion der Bücher müssen keine Lehrkräfte anwesend sein, um die Sätze und Wörter vorzulesen. Mit diesen Büchern zu lernen bringt zudem Spaß und es zeigen sich daher schnelle Fortschritte beim Lernen! So tragen die sprechenden Mavis Stifte und Bücher auch zum Erreichen der 17 Ziele bei, insbesondere Ziel Nummer 4 (Chancengerechte und hochwertige Bildung).

Tipp!

Die sprechenden Bücher und Stifte von Mavis Education sind Teil unseres Lernkoffers Innovationen. Mit Hilfe des Lernkoffers lernen Schülerinnen und Schüler inspirierende Erfinderinnen und Erfinder aus afrikanischen Ländern und ihre Innovationen kennen.

Sie möchten die sprechenden Bücher und Stifte von Mavis Education im Unterricht einsetzen? Wir haben für Sie Arbeitsblätter mit unterschiedlichen Aufgaben erstellt, die Sie hier herunterladen können. Gerne können Sie die Arbeitsaufträge verändern und erweitern, um sie an die Bedürfnisse Ihrer Schülerinnen und Schüler anzupassen.

Arbeitsblatt „A9 Talking Books and Pens von Mavis Education“ für die Grundschule:

Arbeitsblatt „A9 Talking Books and Pens von Mavis Education für die Sekundarstufe I und II:


[1] Konrad Adenauer Stiftung: www.kas.de/de/web/nigeria/kleines-woerterbuch-nigerianischer-sprachen (Zugriff am 15.08.2020)

[2] Deutsche Welle: www.dw.com/de/englisch-bedroht-sprachenvielfalt-in-nigeria/a-48545120 (Zugriff am 15.08.2020)

[3] Deutschlandfunk: www.deutschlandfunk.de/nigeria-zurueck-zur-muttersprache.680.de.html?dram:article_id=441059 (Zugriff am 15.08.2020)


LIZENZHINWEIS
Dieser Text steht unter einer CC BY-SA 4.0 Lizenz
www.creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de.
Der Name des Urhebers soll bei Weiterverwendung wie folgt genannt werden:
GEMEINSAM FÜR AFRIKA

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