Silicon Savannah: Das Silicon Valley Ostafrikas

In Nairobi, Kenias Hauptstadt befindet sich das Silicon Savannah, das Silicon Valley Ostafrikas. In diesem Technologie-Zentrum sprießen die digitalen Start-Ups nur so aus dem Boden.

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Silicon Savannah: Das Silicon Valley Ostafrikas

Vom Silicon Valley hat wohl jeder schon einmal etwas gehört. Doch auch in Afrika gibt es ein Technologie-Zentrum, in dem die digitalen Start-Ups nur so aus dem Boden sprießen: Silicon Savannah heißt dieser Ort und er befindet sich in Nairobi, der Hauptstadt Kenias.

Das ist ziemlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es erst seit 2009 schnelles Internet in Ostafrika gibt. Wo zuvor noch Satellitenverbindungen genutzt wurden, stellte man in diesem Jahr erstmals ein Unterwasser-Glasfaserkabel fertig, welches die Ostküste und Südafrika mit den Leitungen in Europa und Asien verbindet. Schnell befand sich Nairobi auf der Überholspur: Inzwischen wird hier alles mit dem Handy bezahlt, so gut wie jeder besitzt ein Mobiltelefon.

Eine große Rolle spielt dabei das Transfersystem M-Pesa, welches inzwischen Marktführer in Sachen mobiles Bezahlen ist. Viele Kenianerinnen und Kenianer hatten und haben noch immer keinen Zugang zu einem Bankkonto – daher ebnete erst M-Pesa mit seinem Launch im Jahr 2007 den Weg für viele Finanzdienstleistungen. Der große Vorteil: Für M-Pesa benötigt man kein Bankkonto, sondern nur ein Mobiltelefon und eine entsprechende Sim-Karte.

Überspringen statt Nachholen

Der Grund für diesen Vorsprung: In Afrika gibt es das zweitgrößte Wirtschaftswachstum weltweit. Das sorgt dafür, dass Entwicklungsstufen im Bereich Technologie einfach ausgelassen wurden, wie das Beispiel des mobilen Bezahlsystems statt Bankfiliale zeigt. Oder aber das Benutzen eines Mobiltelefons im Allgemeinen, nur wenige Menschen haben vorher überhaupt erst einen Festnetzanschluss besessen.

Häufig sind die Innovationen der Start-Ups auf die Probleme des alltäglichen Lebens in Kenia angepasst. So auch das digitale Tool namens „Eneza Education“. Es soll Schülerinnen und Schülern via SMS bei Hausaufgaben helfen. Man wählt eine Nummer und schickt die offene Frage an „Eneza Education“. Kurze Zeit später erhält man eine Erklärung bzw. weitere Informationen von einer qualifizierten Lehrkraft. Auf diesem Weg werden Schülerinnen und Schüler beim Lernen unterstützt und die Wissensvermittlung wird erleichtert. Eltern können ihren Kindern wegen fehlender Bildung oft nicht helfen und Lehrerinnen und Lehrer haben wegen besonders großer Klassen von 50 und mehr Schülerinnen und Schülern oft gar keine Möglichkeit, auf ihre Schützlinge gesondert einzugehen.

Wer profitiert?

Immer wieder wird kritisiert, dass primär ausländische Initiativen und Potentiale im Silicon Savannah gefördert und finanziell unterstützt werden. Nairobi ist zwar innerhalb der letzten Jahre zu einer Start-Up-Oase herangewachsen, doch die Rufe, einheimische Gründerinnen und Gründer in den Fokus zu rücken und vorrangig diese zu unterstützen, werden lauter. Da die Investorinnen und Investoren insbesondere aus China und den USA kommen, unterstützen sie nicht selten das Altbekannte – „westliche“ Geschäftsmodelle, Gründerinnen und Gründer.

Von zentralen Problemen zu kreativen Lösungen

Dennoch: Probleme des Alltags treiben Menschen weltweit an, erfinderisch zu werden, das gilt ganz besonders in Kenia. Viele haben den Anspruch, den Menschen in ihrer Umgebung das Leben zu erleichtern und entwickeln Apps und Services, um Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit, Ernährung oder Mobilität zu stärken. So werden nicht nur viele neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch die Probleme des afrikanischen Kontinents beim Schopfe gepackt.

Quellen und weitere Links:

Amberger, J. / Deutschlandfunk Kultur (21.02.18) Mit Laptop, Moral und Risikokapital

Urech, F. / Neue Zürcher Zeitung (2018) Weltweit findet heute jede zweite mobile Geldtransaktion in Kenya statt

Identifire (20.11.18) Silicon Savannah Innovationskraft im digitalen Afrika

Burri, S. / Neue Zürcher Zeitung (2019) Weisses Geld für weisse Startups? Diese beiden Kenyanerinnen arbeiten gegen den Startup-Trend in Afrika

Zamparelli, F. / SouthWorld (2019) Africa/ China. Chinese Investments in African High Technology

Santander Trade Markets (2020) Kenya: Foreign Investment

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