Somalia: Ein Jahr nach Ausrufung der Hungersnot

17.07.2012: Die Hilfsorganisation CARE zieht Bilanz. Wie ist die Lage heute - ein Jahr nach der Ausrufung der Hungersnot am Horn von Afrika?

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Somalia: Ein Jahr nach Ausrufung der Hungersnot

Am kommenden Freitag, den 20. Juli jährt sich die Ausrufung einer Hungersnot in einigen Regionen Somalias. Dieses Datum markiert den dramatischen Höhepunkt einer schweren Dürre am Horn von Afrika im letzten Sommer, die neben Somalia auch in Kenia, Äthiopien und Djibuti herrschte und über 12 Millionen Menschen betraf.

CARE, Mitgliedsorganisation vom GEMEINSAM FÜR AFRIKA, war im vergangenen Jahr im pausenlosen Einsatz, um die von der Hungersnot betroffenen Menschen zu versorgen und ihnen Perspektiven für die Zukunft zu geben. CARE hat mit seiner Hilfe 2,8 Millionen Menschen erreicht. Ein großer Erfolg. „Die humanitäre Hilfe hat 2011 unzählige Menschenleben gerettet“, erinnert Karin Kortmann, Vorstand von CARE Deutschland-Luxemburg. Dennoch warnt die Organisation vor einer drohenden Finanzierungslücke für das Flüchtlingslager Dadaab und unterstreicht die anhaltende Verwundbarkeit vieler ostafrikanischer Gemeinden. „In diesem Jahr kämpfen die Familien in der Region weiter darum, genügend zu Essen zu haben und sich ihre Existenzgrundlage wieder aufzubauen.“, erklärt Kortmann. Verstärkte Investitionen in Vorsorgeprogramme und Landwirtschaft seien deshalb notwendig und auf lange Sicht auch kostengünstiger als kurzfristige humanitäre Einsätze. Deshalb weite CARE seine bestehenden Programme aus, die in allen betroffenen Ländern bereits seit Jahrzehnten das Einkommen, die Landwirtschaft und die Wasserversorgung besonders armer Gemeinden stärken. „Nur so kann der Kreislauf des Hungers durchbrochen werden“, betonte Kortmann. Außerdem merkte sie an: „Die ostafrikanischen Regierungen müssen in den Dürreregionen gezielt in Infrastruktur wie Brunnen, Bewässerungssysteme und Gesundheitsstationen investieren.“

Axel Rottländer, stellvertretender CARE-Nothilfekoordinator, besuchte Kenia, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. In einigen Regionen gab es in diesem Jahr ausreichend Regen, berichtete Rottländer. „Aber wir können uns nicht in Sicherheit wiegen. Wenn die Ernten nicht gut genug ausfallen, Konflikte zu erneuten Flüchtlingsströmen führen oder die Nahrungsmittelpreise erneut steigen, benötigen Millionen Menschen wieder sofortige Hilfe.“ Rottländer kehrte letzte Woche aus dem kenianischen Flüchtlingslager Dadaab zurück. Dort arbeitet CARE bereits seit über 20 Jahren und ist für die Wasserversorgung und die Verteilung von Lebensmitteln zuständig. Über 463.000 Menschen leben inzwischen hier, die Zahlen sind im letzten Jahr dramatisch gestiegen.

Erst in der vergangenen Woche warnte CARE gemeinsam mit sechs weiteren in Dadaab tätigen Hilfsorganisationen vor einer Finanzierungslücke von 20 Millionen Euro für das Flüchtlingslager. Dies würde die Versorgung von mindestens 200.000 Menschen treffen und die Sicherheitslage in der Region verschlechtern. Die Gruppe rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, langfristige Lösungswege für die seit zwei Jahrzehnten bestehenden Camps zu erarbeiten.

(Foto: CARE/ Evelyn Hockstein)