Weltweit haben Frauen und Mädchen nicht die gleichen Chancen wie Männer. Sei es der Zugang zu Bildung, gesundheitlicher Versorgung oder wirtschaftliche Unabhängigkeit. Dem Gender Gap Report 2023 des World Economic Forums (WEF) zufolge, wird es noch über 130 Jahre dauern, bis überall auf der Welt Geschlechtergerechtigkeit erreicht ist. Der Report untersucht die Möglichkeiten von Frauen an Politik und Wirtschaft teilzuhaben und diese aktiv mitzugestalten, sowie den Zugang von Mädchen und Frauen zu Bildung und zum Gesundheitswesen. Kein einziges Land der Welt verfügt über alle erforderlichen Gesetze, um geschlechtsspezifische Diskriminierung zu verbieten, Gewalt zu verhindern, gleiche Rechte in einer Ehe und bei einer Scheidung zu gewährleisten, Lohngleichheit sicherzustellen und vollständigen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit zu garantieren.Geschlechtergleichstellung und die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)Die Vereinten Nationen haben mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) im Jahr 2015 mit 17 Zielen eine weltweite Agenda für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft geschaffen. Ziel 5: Geschlechtergleichstellung fordert, Frauen und Mädchen in allen Lebensbereichen zu stärken – von Bildung und wirtschaftlicher Teilhabe bis hin zur Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung. Es bildet gleichzeitig eine Grundlage für alle anderen Entwicklungsziele, denn die SDGs, wie beispielsweise hochwertige Bildung (Ziel 4), weniger Ungleichheiten (Ziel 10) oder menschenwürdige Arbeit (Ziel 8), sind ohne Geschlechtergerechtigkeit nicht zu erfüllen. Die Ungleichheit der Geschlechter bremst den Fortschritt auch in diesen Bereichen aus.Geschlechter(un)gleichheit auf dem afrikanischen KontinentWie im Rest der Welt, haben ungerechte Geschlechterstrukturen auch in vielen afrikanischen Ländern Auswirkungen auf alle Lebensbereiche: Alltag, Rechte, Bildung und Gesundheit.Der Global Gender Gap Index 2024, der die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nach wirtschaftlichen, politischen, bildungs- und gesundheitsbezogenen Kriterien misst, zeigt, wie unterschiedlich die Ausprägung von Geschlechter(un)gerechtigkeit weltweit und insbesondere auch zwischen den Ländern in Subsahara Afrika ist. Während der Sudan den letzten Platz im Index belegt, und weitere Länder Subsahara Afrikas, wie der Tschad, Guinea und Mali, die DR Kongo sowie Niger, auf den hintersten Rängen zu finden sind, teilt sich Namibia den 5. Platz mit Deutschland. Südafrika belegt mit 10 weiteren Ländern, darunter sieben europäische Ländern sowie Ecuador und Costa Rica, Platz 7, gefolgt von Mosambik auf Platz 8 und Burundi, Ruanda, Kap Verde und Liberia auf Platz 10. In diesen Ländern ist eine fast konstante Aufwärtsentwicklung seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2006 zu erkennen.Herausforderungen von Frauen und Mädchen auf dem afrikanischen Kontinent Ungleicher Zugang zu Land und RessourcenObwohl Frauen in Subsahara-Afrika rund 80 % der Nahrungsmittel produzieren, besitzen sie nur etwa 10 % des Landes. Häufig werden sie vom Erbrecht ausgeschlossen, sodass landwirtschaftliche Flächen und Besitztümer an männliche Verwandte übergehen. Eingeschränkter Zugang zu BildungIn vielen Regionen Afrikas sind die Einschulungsraten von Mädchen niedriger als die von Jungen. In West- und Zentralafrika besuchen beispielsweise nur 57 % der Mädchen die Schule, während es bei den Jungen 64 % sind. Lange Schulwege, frühe Heirat, geschlechtsspezifische Rollenbilder, aber auch fehlende Hygieneartikel und mangelhafte sanitäre Einrichtungen in Schulen verhindern oft den Schulbesuch. Gesundheitliche RisikenDie Müttersterblichkeit ist in vielen afrikanischen Ländern extrem hoch, unter anderem aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung. In Malawi sterben beispielsweise 680 von 100.000 Müttern während der Geburt – im Vergleich zu nur 3 von 100.000 in Deutschland. Zudem sind Frauen und Mädchen besonders von HIV/AIDS betroffen, da ungleiche Machtverhältnisse und unzureichende Aufklärung das Risiko einer Infektion erhöhen. Flucht und VertreibungFrauen und Mädchen sind besonders stark von den Folgen von Flucht und Vertreibung betroffen. In Krisengebieten sind sie einem erhöhten Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel ausgesetzt. Auf der Flucht fehlt es oft an grundlegenden Hygienemöglichkeiten, medizinischer Versorgung und sicheren Unterkünften. Zudem werden Frauen und Mädchen in vielen Geflüchtetenlagern mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung konfrontiert und haben oft erschwerten Zugang zu Bildung und wirtschaftlichen Chancen. Digitale GeschlechterkluftTrotz digitalem Wandel sind Frauen in Afrika oft von der Nutzung und dem Zugang zu digitalen Technologien ausgeschlossen, was ihre wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsmöglichkeiten einschränkt. Eine ImpactHER-Umfrage aus dem Jahr 2024 unter über 4.000 Frauen aus 52 afrikanischen Ländern hat u.a. ergeben, dass nur 49,8 % Zugang zum Internet haben und 34,7 % kein digitales Gerät besitzen (Handy, Laptop/Computer, Tablet). Der Klimawandel verstärkt die Herausforderungen für Frauen und MädchenFrauen tragen oft die Hauptverantwortung für Haushalt und Kindererziehung und müssen gleichzeitig zum Familieneinkommen beitragen. Besonders in ländlichen Regionen verbringen sie viele Stunden mit dem Wasserholen – im ländlichen Senegal, Mosambik und Uganda sind es im Durchschnitt 16 Stunden pro Woche. Auch das sind Gründe dafür, warum Mädchen nicht zu Schule gehen können. Was braucht es, um die Gleichstellung der Geschlechter umzusetzen? Besseren Zugang zu Land und RessourcenFrauen brauchen gesetzlich gesicherte Landrechte und Zugang zu finanziellen Ressourcen, um nachhaltige Landwirtschaft betreiben zu können. Mikrofinanzierungen, Bildungsprogramme und politische Reformen können dabei helfen, die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen zu stärken. Mehr BildungschancenInvestitionen in Schulbildung, Stipendienprogramme und infrastrukturelle Verbesserungen (z. B. sanitäre Einrichtungen, Bereitstellung von Hygieneartikeln) sind entscheidend, um Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen geschlechtsspezifische Rollenbilder durch Aufklärungskampagnen aufgebrochen werden. Schutz vor Gewalt und DiskriminierungGesetzliche Schutzmaßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt müssen gestärkt und konsequent durchgesetzt werden. Frauen brauchen besseren Zugang zu rechtlicher Unterstützung, sicheren Unterkünften und psychosozialer Hilfe. Zudem ist die politische Partizipation von Frauen essenziell, um ihre Rechte langfristig zu sichern. Förderung von digitalen KompetenzenGezielte Programme zur Förderung digitaler Bildung für Frauen sind notwendig. Der Ausbau digitaler Infrastruktur, günstige Internetzugänge und die Bereitstellung von digitalen Geräten können Frauen wirtschaftliche und soziale Teilhabe ermöglichen. Verbesserung der Gesundheitsstrukturen für FrauenDer Zugang zu medizinischer Versorgung, insbesondere zu geburtshilflichen und gynäkologischen Diensten, muss verbessert werden. Zudem sind Aufklärungsprogramme zu Verhütung und sexuell übertragbaren Krankheiten essenziell. In Schulen müssen sanitäre Anlagen für Mädchen sowie kostenlose Periodenartikel bereitgestellt werden, um ihnen einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen. Schutz und Resilienzaufbau gegen die Folgen des KlimawandelsFrauen sind besonders von Umweltveränderungen betroffen. Maßnahmen wie der Zugang zu klimaresistenter Landwirtschaft, sauberen Kochtechnologien und Wasserinfrastruktur können ihre Belastung verringern. Zudem müssen Frauen stärker in Klimaschutzprojekte und -politiken eingebunden werden, um langfristige Lösungen zu entwickeln. Unsere Mitgliedsorganisationen unterstützen Frauen und Mädchen vor OrtAuch unsere Mitgliedsorganisationen tragen durch ihre vielfältigen Projekte zu einer geschlechtsgerechten Welt bei. Eine Auswahl an Projekten der Organisation zeigen eindrücklich, dass nachhaltiges Engagement tatsächlich Wirkung zeigt. Handicap International in Mali: Psychologische Hilfe für VertriebeneFrauen und Mädchen erleben auf der Flucht oft unvorstellbares Leid – Entführungen, Raubüberfälle und sexualisierte Gewalt sind allgegenwärtig. Umso wichtiger ist es, sie mit ihren traumatischen Erfahrungen nicht allein zu lassen, sondern psychisch zu stärken und umfassend zu unterstützen. Genau hier setzt unsere Mitgliedsorganisation Handicap International an. In Mali, am Rande der Stadt Gao, bietet sie Binnengeflüchteten gezielte Hilfe – mit psychosozialer Betreuung sowie rechtlicher und finanzieller Unterstützung für Überlebende sexueller Gewalt. Erfahren Sie mehr über das Projekt, seine Wirkung und die engagierten Menschen dahinter.Bild: © B. Coulibaly / HIChildFund in Kenia: Unterstützung für Teenager-MütterIn Kenia hat die Zahl der Teenager-Mütter in den letzten Jahren stark zugenommen – eine Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie weiter verschärft wurde. Besonders in ländlichen Gebieten stehen junge Mütter vor großen Herausforderungen. Unsere Mitgliedsorganisation ChildFund zeigt jedoch, wie gezielte Unterstützung Mädchen und jungen Frauen helfen kann, ihre Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Von Bildungsangeboten über medizinische Versorgung bis hin zu einkommensschaffenden Maßnahmen: Das Projekt schafft neue Perspektiven und durchbricht den Kreislauf der Abhängigkeit. Erfahren Sie mehr über das Projekt, seine Wirkung und die Menschen, die dahinter stehen.Bild: © ChildFundIch möchte zum Erfolg dieser Projekte beitragen!Weitere Empowerment-Projekte unserer Mitgliedsorganisationen ora Kinderhilfe in Liberia: Frauen-Empowerment in Sappimah GLOBAL CARE in Sambia: Wasser ist Leben Das Hunger Projekt in Ghana: Eine bessere Zukunft für Mütter u... ADRA in Mali: Kleinbäuerinnen verhandeln faire Preise Das Hunger Projekt in Ghana: Digitalen Zugang für Frauen stärken ChildFund in Äthiopien: Förderung von Frauen, Ernährung und Um...