Südafrika: Mehr Mobilität dank Gautrain 

Seit 2010 macht der Gautrain dem Auto auf Südafrikas Straßen Konkurrenz. Nun soll das Schnellbahnsystem nicht nur weiter ausgebaut, sondern auch grün werden.

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Südafrika: Mehr Mobilität dank Gautrain 

Nur drei Tage vor dem Auftakt der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika wurde die erste Route des Gautrain in Betrieb genommen – ein schnelles und modernes Schnellbahnsystem, dass in der südafrikanischen Metropole Johannesburg das traditionelle S-Bahnnetz Metrolink ergänzt. Das Netz des regionalen Eisenbahnsystems verbindet die Städte Johannesburg, Pretoria und den Internationalen Flughafen OR Tambo und umfasst mit den drei Streckenästen eine Länge von insgesamt 80 Kilometern. (1) Die Fußball-WM war jedoch bei weitem nicht der einzige Grund für den Ausbau des Nahverkehrs. Eigentlich wurde das Schnellbahnsystem nämlich entwickelt, um der Verkehrsüberlastung in der südafrikanischen Provinz Gauteng – die dem Zugsystem auch den Namen gibt – entgegenzuwirken. Heute wird der Gautrain von mehr als 18 Millionen Menschen pro Jahr genutzt (4).  

Eine Alternative zum Auto  

Im Gegensatz zum S-Bahnnetz weisen die Gautrain-Strecken mit zehn Bahnhöfen deutlich weniger Zwischenhaltestellen auf und erreichen höhere Geschwindigkeiten, sodass sich die Fahrzeiten erheblich verringern. Außerdem sind sie in der Regel mit großen Park-and-Ride-Parkplätzen ausgestattet und durch Zubringerbusse mit den umliegenden Stadtvierteln verbunden. Je nach Verbindung sind sie damit konkurrenzfähig zum Auto. (1) 

Laut einem von der Gesellschaft Gautrain Management Agency (GMA) im Jahr 2019 veröffentlichten Bericht trägt das Schnellbahnsystem aber nicht nur zu weniger Verkehr auf den Straßen und damit zu einem besseren Klima bei. Auch die wirtschaftliche Entwicklung in den Einzugsgebieten des Schienennetzes werde positiv beeinflusst. So seien zwischen 2006 und 2011 im Umfeld der Bahnstrecke 122.000 neue Arbeitsplätze entstanden und etwa 59 Prozent des neu entstandenen Büroraums in den wichtigen Geschäftszentren der Provinz Gauteng ständen im Zusammenhang mit der Entwicklung des Gautrain. (1) 

Nun wurden Anfang Mai 2022 Pläne der südafrikanischen Regierung offengelegt, das bestehende Gautrain-System zu erweitern. Der Ausbau soll Verbindungen auf Strecken von bis zu einigen hundert Kilometern, auch außerhalb der Provinz Gauteng, ermöglichen und damit die Optionen für Pendler*innen erweitern sowie gleichzeitig lange und mühsame Fahrzeiten verkürzen. Insgesamt wurden sieben weitere Regionen für die Erweiterung des Hochgeschwindigkeitsnetzes ins Auge gefasst. (2) 

Volle Fahrt mit grüner Energie  

Neben dem Ausbau des Bahnnetzes soll das System in Zukunft außerdem erneuerbare Energien als Stromquelle nutzen. Zu diesem Zweck hat die Development Bank of South Africa (DBSA) bis März dieses Jahres um die Einreichung von Vorschlägen für die Entwicklung einer Umsetzungsstrategie für den Einsatz von Photovoltaik-Anlagen für das Gautrain-System gebeten. Die PA-Anlagen sollen die Traktion, Bahnhöfe und Depots des Systems mit Strom versorgen. (3) Finanziert wird das für 2023 geplante Projekt u. a. auch durch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). (4) 

Quellen

(1) GTAI: „Schnellbahnnetz in Johannesburg wächst weiter“ (September 2019)  

(2) The South African: „These SEVEN regions of SA could soon get their own ‘Gautrain network’“ (Mai 2022)  

(3) PV-Magazin: „Solar for train traction in South Africa“ (März 2022)

(4) The African Business: „South Africa: Gautrain rail network to be powered by green energy“ (März 2022)  

(Verfasst am 23.5.2022)