Südsudan-Report: Lage für tausende Kinder spitzt sich dramatisch zu

19.05.2014: World Vision fordert Aufstockung der humanitären Hilfe, für Lebensmittel und psychosoziale Unterstützung für Kinder.

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Südsudan-Report: Lage für tausende Kinder spitzt sich dramatisch zu

Vor der Südsudan-Geberkonferenz heute in Oslo fordert unsere Mitgliedsorganisation World Vision die internationale Gemeinschaft dringend zum Handeln auf. Die Situation für hunderttausende Kinder in dem afrikanischen Land sei höchst bedenklich, heißt es in einem heute veröffentlichten Report. Für 50.000 Kinder sei sie bereits lebensgefährlich.

In dem Report Sounding the Alarm: The desperate plight of children in South Sudan (Alarmruf: Die verzweifelte Lage von Kindern in Südsudan) zeigt die internationale Hilfsorganisation auf, dass schon jetzt eine Viertel Million Kinder in Südsudan stark unterernährt ist. 50.000 Kindern unter 5 Jahren drohe der Tod, wenn nicht umgehend Gegenmaßnahmen ergriffen würden. Eile sei auch deshalb geboten, weil in Kürze die Regensaison einsetze. Dann würden die Erdstraßen des Landes unbefahrbar, die Notversorgung der Bevölkerung sei nur noch über den Luftweg möglich. „Es ist ein Rennen gegen die Zeit“, erklärt Perry Mansfield, Landesdirektor von World Vision Südsudan.

Nahezu vier Millionen Südsudanesen sind infolge eines Konflikts zweier rivalisierende Politiker von ausreichender Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Rund 1,3 Millionen Menschen flohen bislang aus Angst vor Gewalt von Zuhause, darunter hunderttausende Kinder und Jugendliche. Sie versuchen, in improvisierten Camps oder überfüllten Schutzzonen der UN-Mission in Südsudan (UNMISS) zu überleben. Mindestens 3000 Kinder, vermutlich deutlich mehr, sind zu Waisen oder in den Konfliktwirren von ihren Eltern getrennt worden.

Kinder und Jugendliche berichten in dem Report, dass das Leben als Flüchtling extremer Stress für sie bedeute. Immer wieder müssten sie vor Kämpfen fliehen, jeden Tag beginne die Suche nach Essen und Wasser aufs Neue.

Der Report stellt auch heraus, dass Kinder in Südsudan in hohem Maße Gefahr laufen, als Soldaten von verschiedenen Konfliktparteien rekrutiert und körperlich und sexuell missbraucht werden. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit Dezember mindestens 9000 Minderjährige zwangsweise zu Kindersoldaten gemacht. Alle Konfliktparteien haben brutale Gewalttaten gegenüber Zivilisten, auch gegenüber Kindern, begangen. Dazu gehören Vergewaltigungen unter Waffenandrohung, Gruppenvergewaltigungen (Gang Rapes), sexuelle Versklavung und erzwungene Abtreibungen. World Vision warnt davor, dass der Missbrauch von Kindern noch zunehmen könnte, weil unter den Bewohnern der überfüllten Camps die Frustration zunehme.

„Die Alarmsignale sind eindeutig“, sagt Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision Deutschland. „Es gilt, jetzt eine Katastrophe zu verhindern. Das Überleben und der Schutz hunderttausender Zivilisten müssen oberste Priorität haben – bei den Friedensverhandlungen und auch bei der Geberkonferenz heute in Oslo“.

Mit einer Reihe praktischer Empfehlungen adressiert World Vision in dem Report Spender, Vereinte Nationen, humanitäre Organisationen und die südsudanesischen Konfliktparteien. Dazu zählen u.a. die Aufstockung der humanitären Hilfe, beispielsweise für die Versorgung mit Lebensmitteln und psychosoziale Unterstützung für Kinder. Auch fordert World Vision die Konfliktparteien auf, sich strikt an den kürzlich vereinbarten Waffenstillstand zu halten, um Zivilisten zu schützen und weitere Vertreibungen zu verhindern.

Das Kinderhilfswerk World Vision hat seit dem Ausbruch des Konflikts im Dezember 2013 mehr als 145.000 Menschen mit Hilfsmaßnahmen erreicht, darunter 59.632 Binnenvertriebene. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem die Versorgung Notleidender mit Lebensmitteln, Wasser, Hygieneartikeln, Decken und Planen. World Vision baut in Flüchtlingslagern, z.B. in Malakal, die Wasser- und Abwasserinfrastruktur auf und versucht, Familien wieder zusammenzuführen. In speziellen Kinderschutzzonen (Child Friendly Spaces) können Kinder sicher spielen, lernen und ihre traumatischen Erlebnisse aufarbeiten.

Foto: World Vision