Von K wie Kindersoldaten bis L wie Lomé-Abkommen

Wissenswertes über Afrika von K bis L

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Kindersoldaten.©GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Von K wie Kindersoldaten bis L wie Lomé-Abkommen

Kindersoldaten

Als Kindersoldaten werden Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bezeichnet, die von regulären Armeen oder anderen bewaffneten Gruppen rekrutiert worden sind. Sie dienen als Kämpfer, Spione und Nachrichtenübermittler, Köche und Träger. Weibliche Kindersoldatinnen werden in vielen Fällen als Sexsklavinnen missbraucht. 2007 gab es weltweit rund 250.000 Kindersoldaten, die meisten von ihnen in Afrika und Asien. Etwa 40 Prozent von ihnen sind laut UNICEF Mädchen. Besonders viele Kindersoldaten werden in den Konflikten in Myanmar, in der Demokratischen Republik Kongo und in Kolumbien eingesetzt.

Kleinkredite für Frauen

Wie fast überall auf der Welt, werden Frauen auch heute noch in vielen so genannten Entwicklungsländern benachteiligt. Deshalb werden ihnen durch zahlreiche Entwicklungsorganisationen Kleinkredit-Programme angeboten, die ihnen helfen, sich aus ihrer benachteiligten Rolle zu befreien. Viele spannende Infomaterialien gibt es in unsern Themenheften für die Grundschule und Sekundarschule.

Obwohl Frauen ihre Einnahmen mehr in ihre Familie und deren Zukunft investieren, werden in den Ländern Afrikas Kredite noch oft nur an Männer vergeben. Außerdem werden Frauen häufig nicht am Erbe beteiligt und dürfen keinen eigenen Besitz haben. Hinzu kommt, dass die Banken meist keine kleinen Kredite geben, weil der Arbeitsaufwand dafür zu groß ist. Die übliche Höhe der Kredite ist allerdings meisten zu hoch, als dass sie die Frauen mit ihren geringen Ressourcen zurückzahlen könnten. So ist es vielen Frauen nicht möglich sich mit Hilfe eines Kredits ein eigenes Leben aufzubauen.

Als Lösung für dieses Problem haben Entwicklungsorganisationen Kleinkredit-Programme entwickelt. So können sie z.B. einen kleinen Laden eröffnen, sich eine Nähmaschine kaufen und Näherin werden oder selbsthergestellte Produkte auf der Straße und auf Märkten verkaufen.

Der große Vorteil der Kleinkredite ist, dass sie von vielen Frauen als gerechte Chance für ein selbstbestimmtes Leben gesehen werden, während Spenden oft das Selbstbewusstsein senken. Um solch einen Kredit zu bekommen die Frauen eine Ausbildung in Geldwirtschaft und müssen einen konkreten Businessplan vorweisen.

Zu 98 Prozent werden die Kredite aus den Gewinnen der eigenen kleinen Unternehmen zurückgezahlt. Danach können weitere Kredite beantragt werden, um erneut in das Unternehmen zu investieren. Dadurch können sie sich aus eigener Kraft eine Zukunft aufbauen und ihren Kindern z.B. den Schulbesuch ermöglichen.

Projektbeispiele zum Thema Kleinkredite finden Sie hier.

Kochbananen

Was steht denn morgen auf Ihrem Essensplan? Tauschen Sie doch einfach mal die Bratkartoffeln gegen ein leckeres Gericht aus der afrikanischen Küche. Wie wär’s mit Kochbananenragout? Schmoren Sie dafür einfach eine Zwiebel und eine Knoblauchzehe mit Sonnenblumenöl, Curry, Kümmel und etwas Chili an. Geben Sie 500 ml Kokosmilch dazu und lassen Sie alles kurz einkochen. Zum Schluss schälen Sie einfach einige Kochbananen und lassen diese 15 Minuten in der Sauce kochen. Et voilà! Mit afrikanischem Maisbrei ist das pikante Gericht vollkommen.

Wie hierzulande die Kartoffel, so zählt die Kochbanane in vielen afrikanischen Ländern zu den Grundnahrungsmitteln. In Uganda zum Beispiel beträgt der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Kochbananen etwa 172 kg. Im Gegensatz zu der bei uns bekannten Dessertbanane ist die Kochbanane allerdings kein Exportprodukt. Sie wird größtenteils zur Selbstversorgung verwendet.

Übrigens kann man Kochbananen auch backen oder frittieren. Mmmhhhhhhh!

Kolonialismus

Als Kolonialismus wird eine Herrschaftsbeziehung bezeichnet, bei der eine Minderheit von Kolonialherren die zentralen Entscheidungen über eine Mehrheit, die Kolonialisierten, trifft. Als Kolonialzeit bezeichnet man heutzutage die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus, der mit dem Übergreifen von Portugal und Spanien auf Afrika und Südamerika gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts einsetzte und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 andauerte.

Den offiziellen Auftakt des Kolonialismus in Afrika machten die europäischen Mächte allerdings 1884/1885 auf der Berliner Afrika-Konferenz, auf der sie den afrikanischen Kontinent wie einen Kuchen unter sich aufteilten. Willkürlich zeichneten sie gerade Linien in die Afrikakarte, um ihre Machtansprüche festzulegen. Mit dieser Grenzziehung wurden Volksgruppen getrennt, verfeindete Ethnien zusammengewürfelt und somit verschiedenste Konflikte verursacht. Die Kolonialisierung geschah ursprünglich aus dem vorgehaltenen Grund, den Fortschritt nach Afrika zu bringen. Diese Ausrede vergaßen die Kolonialherren, sobald sie Elfenbein, Palmöl und Kautschuk als äußerst gewinnbringende Waren zu Gesicht bekamen. Für die meisten Afrikaner begann ein Albtraum. Sie wurden versklavt und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Allein unter der Regentschaft des belgischen Königs Leopold II. sollen bis 1909 fast zehn Millionen Menschen im Kongo ermordet worden sein. Solche Martyrien mussten die Unterdrückten auf dem afrikanischen Kontinent ungefähr bis Mitte des 20. Jahrhunderts ertragen. Die erste große Unabhängigkeitswelle ergriff Afrika 1960, als 17 ehemalige Kolonien ihre Freiheit erlangten.

Siehe auch: Berliner Afrikakonferenz, Unabhängigkeit

Konsum(verhalten) – unseres!

Unsere Konsummuster haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebenswelten von Menschen in anderen Ländern: Oft gehen wir mit Lebensmitteln, elektronischen Geräten oder Kleidung sorglos um, wir verbrauchen gedankenlos und werfen Produkte wenig oder gar ungenutzt weg. Schnell greifen wir zum Beispiel bei den schicken, billigen Jeans zu, kaufen aber schon nach kurzer Zeit ein noch modischeres Modell. Die Welt kommt das teuer zu stehen: Etwa 7.000 Liter Wasser werden zur Produktion einer einzelnen Jeans benötigt. Hergestellt wird sie durch die Baumwollproduzent/-innen und Näher/-innen oft unter sozial unverträglichen Bedingungen zu einem Spottpreis. Nicht selten kommt es dabei zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Man denke hier auch an die Rohstoffe für unsere Handys, Sojaanbau für unsere Tiermast oder die skrupellose Entsorgung von giftigem Elektroschrott auf Müllkippen in Westafrika.

Nur ein generelles Umdenken hin zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit verhindert die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Die Ausnutzung der Ressourcen der Welt rein aus Profitgier nimmt der nachkommenden Generation die Chance auf ein erfülltes Leben mit den gleichen Möglichkeiten, die wir heutzutage haben.

Hier erhalten Sie mehr Informationen zum Thema.

Korruption

„Es ist weder Aids noch Armut, sondern Korruption, die die größte Gefahr für das Volk birgt“, so Levy Mwanawasa, Sambias ehemaliger Präsident. Korruption bezeichnet einen Vorgang der Bestechung und der Bestechlichkeit. Ämter werden dafür missbraucht, den größten persönlichen Gewinn in Form von Geld und Sachwerten durch inoffizielle Abmachungen zu erlangen. Laut des Corruption Perceptions Index 2012 der Antikorruptions-NGO Transparency International liegt die Hälfte der 30 korruptesten Staaten der Welt in Afrika. Nach Schätzung der UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) gehen in Afrika jährlich 148 Milliarden US-Dollar durch Bestechungen verloren. Doch es geht auch anders. Ruanda ist ein positives Beispiel im Kampf gegen die Korruption. In dem Korruptionsindex von Transparency International, in welchem weltweit 176 Staaten untersucht wurden, hat Ruanda 2012 Platz 50 erreicht. Staatspräsident Paul Kagame ruft jeden Bürger dazu auf, jeglichen Bestechungsversuch zur Anzeige zu bringen. Ruandas Botschafterin in Deutschland, Christine Nkulikiyinka, vertritt darüber hinaus die Auffassung, dass der hohe Anteil an Frauen in der Politik (56 Prozent der Parlamentarier in Ruanda sind Frauen) sich positiv auf Korruption auswirkt.

Lesen Sie in dem Artikel „Korruption in Afrika – kein Thema in Ruanda“ mehr über die Antikorruptionsbemühungen des zentralafrikanischen Landes.

Siehe auch: Demokratie, Frauen

Landraub

Landraub oder Landgrabbing sind Investitionen in Pacht oder Kauf von Landflächen, bei dem Investoren die Rechte und Bedürfnisse ländlicher Bevölkerungsgruppen, die das Land bearbeiteten und davon lebten, ignorieren. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Menschenrechte der lokalen Bevölkerung verletzt werden und existierende Landtitel oder Gewohnheitsrechte der Landnutzung, auch von Nomaden, indigenen Bevölkerungsgruppen oder Frauen, nicht beachtet werden. Die lokale Bevölkerung wird zudem oft nicht konsultiert oder informiert. Es werden intransparente Verträge ohne klare und verbindliche Verpflichtungen zur Beschäftigung der lokalen Bevölkerung und ohne Nutzen für diese abgeschlossen. Demokratische Planungsprozesse, unabhängige Überprüfungen und echte Mitsprache werden umgangen.

Nach der aktuellen „Land Matrix“, die die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit mit internationalen Forschungseinrichtungen erstellt hat, wurden in den vergangenen zehn Jahren weltweit über 80 Millionen Hektar Land aufgekauft oder gepachtet. Am stärksten von Landraub betroffen sind ausgerechnet sieben der ärmsten afrikanischen Länder: Äthiopien, Sudan, Mosambik, Tansania, Madagaskar, Sambia und die Demokratische Republik Kongo.

466 internationale Landtransaktionen über mindestens 34 Millionen Hektar Land verzeichnet die Matrix für die Länder Afrikas. Zum Vergleich: Die landwirtschaftliche Nutzfläche der Europäischen Union (EU-27) umfasst insgesamt 178 Millionen Hektar. Hier erfahren Sie im  Hintergrundpapier von GEMEINSAM FÜR AFRIKA mehr zum Thema Landraub.

GEMEINSAM FÜR AFRIKA hat 2012 mit der Aktion „STOPP Landraub“ in zehn deutschen Städten die Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Erhalten Sie hier die besten Impressionen der Straßenaktion in Berlin.

Film Agrarland – eine neue Form der Auslagerung

Siehe auch: Landwirtschaft

Landwirtschaft

Afrika südlich der Sahara ist mit rund 70 Prozent ländlicher Bevölkerung neben Südasien die am stärksten agrarstrukturierte Weltregion. 65 Prozent der Gesamtbevölkerung sind in der Landwirtschaft ökonomisch aktiv. Hilfsorganisationen erkennen eine riesige Chance in der Erschließung des enormen Potenzials der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Mit diesem Potenzial kann die Produktion von Nahrungsmitteln gesteigert, die Ernährungssicherheit verbessert und die Anfälligkeit gegenüber Krisen reduziert werden. Um dieses Potenzial zu entfalten, müssen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern dabei unterstützt werden, ihr Land nachhaltig und effizient zu bewirtschaften und ihre Ernte auf den lokalen Märkten gewinnbringend verkaufen zu können. Dabei sind langfristige Konzepte zur Förderung einer standortgerechten Landwirtschaft nötig. Es ist absurd, dass gerade diejenigen hungern und arm sind, die die Nahrungsmittel in Afrika produzieren! Trotz extrem harter Arbeit reichen die Ernte und der Verkauf auf den lokalen Märkten oft nicht aus, um das Geld für die Lebenshaltungskosten der Familien zu verdienen. Rund 80 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeit in Afrika wird von Frauen geleistet, während überwiegend Männer Land, Kapital, Produktionsmittel und politischen Einfluss besitzen und Zugang zu Beratung, Kredit und Lohnarbeit haben. Daher sind Sicherung von Landrechten für Frauen, ihr Zugang zu Produktionsmitteln, Kleinkrediten, sozialen Sicherungssystemen und effektiver landwirtschaftlicher Beratung sowie die Verbesserung der Absatzmöglichkeiten entscheidende Schritte, um die Ernährungssicherung in den afrikanischen Ländern auf Dauer zu gewährleisten.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema kleinbäuerliche Landwirtschaft.

Siehe auch: Ernährungssicherung, Frauen, Landraub

Literatur

Die afrikanische Literatur umfasst Literatur, die sowohl in afrikanischen als auch in europäischen Sprachen verfasst wurde und verschiedenste Stile, Themen und historische Hintergründe widerspiegelt. Themen, die in afrikanischen Literaturen immer wieder auftauchen, sind die Kolonialgeschichte und die Erfahrungen aus der nachkolonialen Zeit. Aber auch Gewaltherrschaft, Korruption der Eliten und der Zerfall der Gesellschaft sind häufige Themen. Zudem gibt es eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren, die Romane verschiedenster feministischer Strömungen veröffentlichen. In den letzten Jahren hat darüber hinaus vor allem der Kriminalroman, besonders im südlichen Afrika, an Popularität gewonnen. Einen Überblick über die diversen Literatur-Generationen Afrikas liefert der Artikel „Die neuen Stimmen Afrikas“ von Tirthankar Chanda in der Afrika-Ausgabe der Le Monde diplomatique.

Der afrikanische Kontinent hat eine ganze Reihe großartige und über die Grenzen hinaus bekannte Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu bieten. Einer der bekanntesten ist wohl der Nigerianer Chinua Achebe, der mit „Things fall apart“ 1958 als stilbildend für die sogenannte neoafrikanische Literatur gilt. Der bis heute meistgelesene afrikanische Roman schildert am Beispiel eines Igbo-Dorfes (Nigeria) auf tragische Weise, wie eine nach althergebrachten, patriarchalen Regeln funktionierende afrikanische Gesellschaft durch das Eindringen christlicher Missionare und kolonialer Herrschaft zerfällt. Ein Jahr nach dem Erscheinen wurde der Band bereits in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Okonkwo oder Das Alte stürzt“ aufgelegt. Hier können Sie sich über afrikanische Romane und ihre Autorinnen und Autoren informieren.

Siehe auch: Filme, Theater

Lomé-Abkommen

Unter dem Begriff Lomé-Abkommen wird eine Reihe von Kooperationsverträgen verstanden, die zwischen der AKP Staatengruppe (Afrika – Karibik – Pazifik) mit den Staaten der Europäischen Gemeinschaft geschlossen wurden. Das erste Abkommen wurde 1975 in Lomé, der Hauptstadt Togos, vereinbart.

Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert die Abkommen von Lomé als multilaterale Handels- und Entwicklungsabkommen zwischen der Europäischen Union und den AKP-Staaten mit einer Laufzeit von jeweils fünf Jahren. Die AKP-Staaten erhalten neben Finanzhilfen auch Handelsvorteile beim Export von Waren in die EU,  z.B. durch Zollerleichterungen oder Maßnahmen zur Stabilisierung der Exporterlöse. Schwerpunkte der Abkommen sind die langfristige Entwicklung der beteiligten Drittländer und Vereinbarungen zum Schutz der Menschenrechte und zur Entwicklung der Demokratien. Die Lomé-Abkommen bilden die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen EU und Entwicklungsländern. Im Jahr 2000 wurde das Lomé-Abkommen durch das Cotonou-Abkommen ersetzt.

Erfahren Sie hier mehr über das Lomé-Abkommen.

Siehe auch: Cotonou-Abkommen

Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA