Von „König George“ zu „Präsident Weah“ – die unglaubliche Geschichte des liberianischen Weltfußballers George Weah

Wie ein Weltfußballer sich für seine Nation einsetzte und vom Sportler zum liberianischen Präsidenten wurde.

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Von „König George“ zu „Präsident Weah“ – die unglaubliche Geschichte des liberianischen Weltfußballers George Weah

Das Leben von George Weah mutet wie ein modernes Märchen an: Aufgewachsen in einem Ghetto in der liberianischen Hauptstadt Monrovia wurde er 1995 zum ersten afrikanischen FIFA-Weltfußballer des Jahres gewählt. Nach dem Ende seiner aktiven Fußballerkarriere widmete er sich der Jugendförderung und anderen humanitären Zielen und war zeitweise UNICEF-Botschafter. Schließlich engagierte er sich ab Anfang der 2000er in seinem Heimatland Liberia, politisch und regiert seit 2018 sogar als 25. Präsident das westafrikanische Land.

Dabei ist der erste Teil seiner Geschichte zwar nicht häufig, aber definitiv nicht einmalig. Viele große Namen wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Zinédine Zidane, Diego Maradonna, Sadio Mané, Pelé – um nur ein paar zu nennen – schafften den Sprung von einem bescheidenen Background auf die Weltbühne des internationalen Fußballs. Und dies macht wohl einen großen Teil der anhaltenden Anziehung des von Skandalen gebeutelten Profi-Sports aus: Die Möglichkeit, allein durch Talent und Disziplin den sozialen Aufstieg zu schaffen und unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder sozialer Schicht die höchsten Sphären von Ruhm und Wohlstand zu erreichen. Deshalb ist insbesondere Fußball auch in der ganzen Welt eine der beliebtesten Sportarten: Man kann ihn auf perfektem Rasen in einem teuren Stadium genauso spielen wie auf dem Hinterhof, der Sporthalle oder der Straße und dabei insgeheim träumen, entdeckt zu werden und irgendwann von dem Sport (gut) leben zu können.

Dieser Traum jedenfalls wurde für Weah wahr, als der kamerunische Nationaltrainer, Claude Le Roy, 1988 seinen Trainerkollegen Arsène Wenger auf ihn aufmerksam machte, welcher ihn für umgerechnet ca. 14.000 € nach Monaco, in die französische Division 1 holte. Als Kind getrennter Eltern und eines von 13 Kindern, die von der Großmutter großgezogen wurden, war für ihn dabei noch nicht mal der Schulbesuch vorgezeichnet. Umso bemerkenswerter ist es, dass Weah nicht nur einen Schulabschluss, sondern auch eine technische Ausbildung machen und im Anschluss eine feste Anstellung beim staatlichen, liberianischen Telekommunikationsunternehmen erlangen konnte.

Im Laufe seiner Sportlerkarriere spielte Weah unter anderem für Paris Saint-Germains, AC Milan, Chelsea und Olympique de Marseille. Bis heute bleibt er dabei der einzige Weltfußballer, der nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat, da Liberia sich noch nie dafür qualifizieren konnte. Als er 2003 mit 37 Jahren schließlich seine Fußballschuhe an den Nagel hing, engagierte er sich deshalb zunehmend für die Ausbildung und Nachwuchsförderung in seinem Heimatland und gründete unter anderem den Fußballclub Junior Professional, dessen einziges Aufnahmekriterium der Schulbesuch war.

2005 versuchte er sich dann zum ersten Mal als Politiker und kandidierte mit seiner eigens dafür gegründeten Partei Kongress für demokratischen Wandel um die Präsidentschaft Liberias. Mit seinen kaum 40 Jahren und ohne viel Vorerfahrung verlor er allerdings an die spätere Nobelpreisträgerin und Harvard-Absolventin Ellen Johnson Sirleaf. 2014 erlangte er dann als Senator sein erstes politisches Amt und Ende 2017 wurde George Weah, der als Fußballspieler den Titel „King George“ erhalten hatte, zum ersten „Fußballer-Präsident“ des von Bürgerkriegen gebeutelten Liberia gewählt. Als Hauptziele seiner Präsidentschaft nannte er die Bekämpfung der Korruption, die Reform der Wirtschaft, die Bekämpfung des Analphabetismus und die allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen. Eine seiner ersten Amtshandlungen bestand darin, sein eigenes Gehalt um 25% zu kürzen, er veranlasste außerdem Reformen des Einwanderungs- und Eigentumsrechts, investierte in Gesundheit und Bildung und sagte der im Land weitverbreiteten Gewalt an Frauen und Mädchen den Kampf an.

Eine (wirtschaftliche) 180-Grad-Drehung hat Liberia zwar auch unter Weahs Regierung nicht geschafft – es leidet weiter unter hoher Inflation und einer international schwachen Währung. Auch sinkt der Korruptionsindex seit Jahren anstelle zu steigen (wenn auch marginal)und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat sich in den letzten Jahren 5 Jahren seit Weahs Amtsantritt auch nicht drastisch verbessert. Trotzdem können viele seiner Initiativen als progressiv und vor allem auf gesellschaftlicher Ebene zukunftsweisend verstanden werden. Weahs Lebensweg von der Armut über den Profisport hin zur Präsidentschaft eines ganzen Lands dürfte in jedem Fall allein schon für viele Liberianer*innen und Nicht-Liberianer*innen inspirierend sein.

Quellen:

  1. BBC News: „George Weah sworn in as Liberia’s president“ (März 2018)
  2. Transparency International:  Korruptionsindex (“Corruptions Perception Index”) 2012-2022
  3. African Leadership Magazine: „George Weah’s Political leadership impact on Liberia“ (Juli 2023)

Verfasst am 22. November 2023